Mönchengladbach Romantische Oper der barocken Gefühle

Mönchengladbach · Jules Massenets Oper "Manon" ist eine Berg- und Talfahrt großer Emotionen durch fünf Akte und sechs Bilder. Am 22. Februar wird François De Carpentries' Regiearbeit Premiere feiern. Siegfried E. Mayer hat dazu die Bühne gestaltet.

 Der Edelmann Guillot de Morfontaine macht geschmeidig der jungen Manon Lescaut den Hof. Szene aus der Inszenierung der Oper "Manon" von Jules Massenet mit Walter Planté und Sophie Witte.

Der Edelmann Guillot de Morfontaine macht geschmeidig der jungen Manon Lescaut den Hof. Szene aus der Inszenierung der Oper "Manon" von Jules Massenet mit Walter Planté und Sophie Witte.

Foto: Matthias Stutte

Siegfried E. Mayer schwärmt. Kaum haben wir uns in der Kantine des Theaters auf einen Kaffee in die Polster sinken lassen, ruft der Bühnenbildner seine Erinnerungen an die "Manon"-Proben ab. Dass die Hauptdarstellerin Sophie Witte, die gerade ein paar Tische weiter einen Tee trinkt, in Jules Massenets Oper so jugendlich und zart wirkt und dabei eine derart große Stimme entwickelt, das fasziniert ihn heute immer noch. Mayer hat die "Manon" mit dem französischen Regisseur François De Carpentries in Krefeld erarbeitet, wo die romantische Oper im Herbst vergangenen Jahres erfolgreich im Spielplan gelaufen ist. Gegenwärtig finden die Übernahmeproben in Mönchengladbach statt" Wir sind immerhin vier Meter schmaler auf der Bühne hier als in Krefeld und haben keine rechte Seitenbühne", benennt Mayer die technischen Herausforderungen bei den Umstellungen vom einen aufs andere Haus des Gemeinschaftstheaters. Aber Mayer kennt das ja. Mit dem Team De Carpentries/Karine Van Hercke hat er schon etliche Produktionen herausgebracht, diesmal also die "kleine Schwester von Puccinis großem Gefühlskino Manon Lescaut".

"Bei dieser Manon habe ich mir ein eigenes kleines Vergnügen gegönnt: Ich habe ein Barocktheater gebaut", verrät Mayer in dem Bewusstsein, dass wohl nur wenige der Zuschauer überhaupt wissen, was das ist. Es gehe ihm ja schließlich vor allem "um das Gefühl von alter Zeit", das diese Liebes- und Leidensgeschichte umflort. Schlicht, reduziert, geradezu leer sei seine Bühne. "Es gibt nur den Prospekt und ein paar Säulenwagen, sonst (beinahe) nichts", sagt er. Das sei das Prinzip des barocken Theaters, das keinen Schnürboden und keine Untermaschinerie zur Verfügung hatte, sondern das Bühnenbild nur von den Seiten auf Tafeln einschieben konnte. Himmel, Hölle, Palast, Garten waren auf Stoff gemalt ruckzuck austauschbar. Diese Einfachheit und Leichtigkeit faszinieren Mayer. Auch wenn die Säulenwände, die wir später auf der wirklichen Bühne in Augenschein nehmen werden, recht massiv wirken mit ihren silbernen und goldenen Ornamenten, die Mayer aus dem Rokokoschloss schlechthin, dem aus Versailles, kopiert hat. Und auch wenn der bühnenhaushohe Prospekt sich raffiniert verändert während des Dramas, das vom Kloster über rauschende Bälle bis in die Leere der Wüste führt.

Mit fünf Akten und sechs Bildern könnte die "Manon" des französischen Komponisten Massenet (1842-1912) auch ganz großes Ausstattungstheater sein. Doch François De Carpentries und Siegfried E. Mayer wählen die Reduktion der Bühne als Grundlage, auf der die Sänger-Schauspieler "Das Leben - ein Rausch" umso wahrhaftiger darstellen können. "Es ist immer wieder eine große Freude, mit diesem Ensemble, mit diesem Chor zu arbeiten. Und wenn dann noch Mihkel Kütson mit seiner Energie aus dem Graben dazukommt, erst recht", sagt Siegfried E. Mayer.

(ark)
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