Mönchengladbach Rolf Kalthöfer - "Raucherbein" gab den Anstoß

Mönchengladbach · Unternehmer, Förderer von Kunst und Kultur, Kommunalpolitiker: Rolf Kalthöfer war und ist immer noch vielfältig engagiert. Er hat Spuren hinterlassen in seiner Heimatstadt. Doch die Zeit seines Rückzugs bricht allmählich an.

 Rolf Kalthöfer, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Theaters, übergibt den RP-Theateroscar 2006 an die Sopranistin Janet Bartolova.

Rolf Kalthöfer, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Theaters, übergibt den RP-Theateroscar 2006 an die Sopranistin Janet Bartolova.

Graham Bell und Philipp Reis schauen von der Wand auf den Konferenztisch. Ihr Doppelporträt symbolisiert zweierlei: die Geschäftsgrundlage der 1950 gegründeten Firma Telefonbau Kalthöfer und die ausgeprägte Liebe ihres Chefs zu Kunst und Kultur. Graham Bell und Philipp Reis sind die Erfinder des Telefons, der Mönchengladbacher Künstler Ingo Wegerl hat sie in seinem für Rolf Kalthöfer geschaffenen Werk vereinigt. Was noch fehlt in diesem Konferenzraum, ist ein Hinweis auf eine weitere Seite des 62-Jährigen: sein Wirken als Kommunalpolitiker.

 Engagement für die Wurzeln der Stadt: Rolf Kalthöfer übergibt eine 8000-Mark-Spende an den Vorsitzenden des Münsterbauverein, Dr. Heinz Oberlack (rechts).

Engagement für die Wurzeln der Stadt: Rolf Kalthöfer übergibt eine 8000-Mark-Spende an den Vorsitzenden des Münsterbauverein, Dr. Heinz Oberlack (rechts).

Und das hat Spuren hinterlassen in seiner Heimatstadt. "Noch heute identifizieren mich viele Bürger mit der FDP, obwohl ich schon seit zehn Jahren nicht mehr im Stadtrat bin", sagt Rolf Kalthöfer. Und es klingt nicht angeberisch oder wehmütig. "Irgendwann muss man sich ausklinken", sagt er, der dies 2002 als 52-Jähriger schon zum zweiten Mal und damit endgültig getan hat: "Es gibt so viele andere schöne Dinge im Leben."

Und sehr wichtige auch: den Einsatz für die gut 50 Mitarbeiter der Unternehmensgruppe Kalthöfer Informations-TechnologieTelekommunikation und Sicherheitstechnik. Die hat 2011 ihren Umsatz fast verdoppelt – "ein Ausnahmejahr", so der Chef. Um das zu erreichen und dazu seine Liebe zum Theater, zur bildenden Kunst, aber auch zum aktiven Sport (Ski und Golf) zu pflegen bleibt nicht auch noch genügend Zeit für aktive Politik.

In die war der Fernmeldetechnikermeister und Unternehmer Rolf Kalthöfer 1984 zwar nicht wider Willen, aber schon ein wenig unerwartet hineingeraten. Dank eines Themas, das damals im Kommunalwahlkampf die Gemüter erhitzte wie nicht viele andere in Mönchengladbachs Nachkriegsgeschichte und das Kalthöfer dazu brachte, sich politisch mehr zu engagieren: der Kampf der FDP gegen den Abriss des Foyers am alten Stadttheater. "Dagegen zu sein, gab es einen guten Grund. Denn die CDU unter Alfred Bohnen wollte dort an der Hindenburgstraße ein Hochhaus bauen, das nicht ins Bild gepasst hätte", erklärt Kalthöfer, weshalb seine Partei und er so vehement für den Erhalt des im Volksmund "Raucherbein" genannten Foyer-Anbaus des Theaters kämpften.

Ein Kampf, der die CDU in der Wählergunst von den 1979 erreichten 54,4 Prozent der Stimmen auf 44,4 abstürzen ließ – und Rolf Kalthöfer mit dem von 7,4 auf 8.5 gesprungenen Stimmenanteil der FDP den Einzug in den Stadtrat bescherte: "Ich war auf dem sechsten Listenplatz, hatte mir dort nichts ausgerechnet – und saß zu Hause beim Abendessen, als ich plötzlich per Telefon die Nachricht bekam, dass ich im Stadtrat war."

Es gab einen neuen Oberbürgermeister: Heinz Feldhege statt Theodor Bolzenius. Eine neue Koalition: CDU mit FDP. Und das Raucherbein steht heute, 28 Jahre später, immer noch. Allerdings nun auf Abruf: Für das neue Einkaufszentrum an der Hindenburgstraße wird das komplette ehemalige Theater gegen Ende dieses Jahres abgerissen. Wehmut bei Kalthöfer, dem engagierten Theaterfreund? "Nein", sagt er. "Da ist doch mittlerweile alles verfallen. Und die Entscheidung, sich nicht weiter das Stadttheater in Gladbach und das Opernhause in Rheydt zu leisten, war richtig. Das war einfach zu teuer für unsere Stadt." Aber ein paar Erinnerungsstücke sähe Rolf Kalthöfer schon sehr gerne bewahrt: "Die Lampen aus dem Raucherbein möchte das Museum Abteiberg haben. Sie sind Zeitzeugen aus den 50er Jahren, in denen das Stohrer-Bauwerk entstand."

38 Jahre in der Partei, davon drei Jahrzehnte in Ämtern und Funktionen: Rolf Kalthöfer war ein Motor in der Mönchengladbacher FDP. Seine Spuren hat er vor allem in der Privatisierung städtischer "Ämter" hinterlassen: die ehemaligen Stadtwerke (heute NEW), der Flughafen (er bescherte der Stadt nur Verluste, die Stadtwerke als neuer Träger konnten sie wenigstens steuerlich geltend machen), GEM oder Marketinggesellschaft: Diese Projekte trugen die Handschrift des liberalen Vordenkers in der Stadt.

Zufrieden blickt Kalthöfer zudem auf das, was Mönchengladbach auch dank seines Engagements für Kunst und Kultur investiert hat: "Das ist praktische Wirtschaftsförderung. Dass wir da etwas zu bieten haben, war mitentscheidend für so manche Ansiedlung von Betrieben. Vor allem für die Asiaten ist ein solches Angebot wichtig, neben Borussia oder dem Hockeystadion."

Rolf Kalthöfer hatte sich schon 1994 aus dem Stadtrat zurückgezogen. Doch fünf Jahre später gab es eine Rückkehr: Der Unternehmer kandidierte bei der Kommunalwahl 1999 für das Amt des inzwischen hauptamtlich gewordenen Oberbürgermeisters. Natürlich rechnete er sich keine Chancen aus: "Aber für die Partei war es wichtig, dass wir einen in der Region bekannten Kandidaten hatten. Und mit acht Prozent der Erst- und zwölf Prozent der Zweitstimmen hat sich das auch ausgezahlt."

So zog Kalthöfer noch einmal in den Stadtrat ein. Zweieinhalb Jahre später räumte er seinen Sessel im Ratssaal, wie vorher abgesprochen, für Heinz-Herbert Paulus. Dafür übernahm er vom ehemaligen Bundesminister Professor Karl-Hans Laermann den Posten als FDP-Kreisvorsitzender. Drei Jahre später dann der Rückzug auch von diesem Posten. Mit den Worten: "Ich habe es gerne getan."

(RP)
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