Mönchengladbach Römerbrunnen: Mieter frieren

Mönchengladbach · Die Heizkörper wurden abmontiert, weil neue Fenster eingesetzt werden sollten. Aber die Fenstermonteure haben die Baustelle verlassen, weil sie kein Geld bekamen. Nun sitzen die Mieter in eiskalten Wohnungen.

 Anna Eremin und Valentina Frank (r.) neben den ausgelagerten Heizungen. In der Wohnung ist es eiskalt. Es fehlen nicht nur die Heizkörper, sondern auch jegliche Dämmung. Die Außenwand ist dünn wie Pappe.

Anna Eremin und Valentina Frank (r.) neben den ausgelagerten Heizungen. In der Wohnung ist es eiskalt. Es fehlen nicht nur die Heizkörper, sondern auch jegliche Dämmung. Die Außenwand ist dünn wie Pappe.

Foto: Detlef Ilgner

In der Wohnung ist es eisig kalt — 13 Grad zeigt das Thermometer. Die Polstermöbel fühlen sich feucht an. Hinter der Schrankwand hat sich Schimmel ausgebreitet. Die Heizkörper sind im ganzen Haus abmontiert worden, sie stehen im Regen. Eigentlich sollten Valentina und Wjaceslav Frank in den nächsten Tagen neue Fenster bekommen. Aber daraus wird nichts. Die Monteure haben die Baustelle Römerbrunnen verlassen und sind zurückgereist in ihre bulgarische Heimat. Nur in den oberen Stockwerken im Hochhaus Nummer 12 sind schon einige Fenster eingebaut worden. Abgedichtet sind sie allerdings nicht, der Wind pfeift den Mietern um die Ohren. Und teilweise wurden zerbrochene Scheiben eingesetzt — mit Klebeband geflickt.

15 Männer auf 75 Quadratmetern

"Die Arbeiter haben keinen Lohn bekommen, und auch sonst hat der Auftraggeber nicht Wort gehalten", sagt Valentina Frank. Den Monteuren waren von der Eigentümer-Verwaltung Grand City Property vier Euro Stundenlohn sowie Kost und Logis zugesichert worden. "Dann hat man sie in eine 75-Quadratmeter-Wohnung ohne jegliches Mobiliar gesteckt. Versorgt wurden sie auch nicht." So haben es die Männer Valentina Frank, die slawische Sprachen studiert hat, erzählt. "Ich war die einzige, die sich mit ihnen verständigen konnte."

Trotz allem fühlt sich Valentina Frank privilegiert. "Mein Mann und ich sind berufstätig und deshalb viel außer Haus." Tochter Maria studiert in Venlo und Sohn Roman macht gerade sein Fachabitur. "Morgens und abends leiden wir sehr unter der Kälte. Aber es gibt Menschen, die sich den ganzen Tag in ihrer Wohnung aufhalten müssen." Wie die Nachbarin, die nach einer Krebs-Operation frierend in ihrem Krankenbett liegt.

Oder Anna Eremin, die mit ihrer zweijährigen Tochter Julia im Römerbrunnen 16 wohnt. Auch bei ihr sollten demnächst neue Fenster eingebaut werden. Noch läuft die Heizung. "Aber nur tagsüber", sagt die junge Mutter. "Wenn die Hausmeister um 17 Uhr nach Hause gehen, schalten sie die Anlage ab." Morgens dauere es Stunden, bis die Wohnung wieder warm ist. "Aber ohnehin fällt die Heizung regelmäßig aus." Im vergangenen Jahr habe sie ständig einen Heizlüfter laufen lassen müssen. Die Folge: 400 Euro Nachzahlung. "Ich würde am liebsten wegziehen", sagt Anna Eremin.

Darüber haben auch die Franks nachgedacht. Aber sie haben viel Geld investiert: Wärmedämmung in den Kinderzimmern, ein komplett neues Bad, neue Küche, neue Böden — alles auf eigene Kosten. "Die Mieter haben nur zwei Möglichkeiten", sagt Rechtsanwalt Martin Schütte, der die Franks vertritt, "Miete kürzen oder ausziehen." Von der Eigentümerin der Siedlung kam am Freitag keine Stellungnahme. Lediglich so viel: "Ich habe die Beschwerden weitergeleitet", teilte Verwalter Victor Tula mit.

(RP/ac)
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