Mönchengladbach Rockige Rhythmen mit alpiner Folklore

Mönchengladbach · Für vorweihnachtliche Assoziationen war viel Platz im dritten Sinfoniekonzert. Aber ganz anders als vom kommerziellen Rummel her gewohnt; die Zuhörer freuten sich spürbar über ein ganz unkonventionelles Programm. Immerhin waren drei der vier aufgeführten Komponisten im 20. Jahrhundert geboren, der jüngste von ihnen, der Amerikaner Carter Pann, erst 1972. Von ihm stammte "Slalom", ein flottes Stück, das dem Komponisten während einer Skifahrt eingefallen war.

 Beim 3. Sinfoniekonzert freuten sich die Zuhörer über ein ganz unkonventionelles Programm unter der Leitung von Mihkel Kütson.

Beim 3. Sinfoniekonzert freuten sich die Zuhörer über ein ganz unkonventionelles Programm unter der Leitung von Mihkel Kütson.

Foto: Jörg Knappe

Zunächst aber waren die Streicher der Niederrheinischen Sinfoniker mit "Musica adventus" allein an der Reihe. Der Lette Peteris Vasks hatte dieses Werk ursprünglich als Streichquartett konzipiert und davon 1996 eine Fassung für Streichorchester erstellt. Die bot den niederrheinischen Streichern Gelegenheit, eine breite Klangpalette zu entfalten. Das Motiv "Vom Himmel hoch" tauchte in immer anderen motivischen Verarbeitungen auf. Von kaum hörbaren Flageoletts bis zu sattem Wohlklang kamen so gut wie alle Facetten vor.

Den größten Eindruck beim Publikum hinterließ eine gleichermaßen schwierige wie witzige Komposition von Friedrich Gulda. Der brachte es als klassischer Pianist zur Weltklasse und widmete sich außerdem mit Begeisterung dem Jazz. Nicht nur Wintersportfans, für die Weihnachten im Wesentlichen Schnee in den Bergen bedeutet, kamen in Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester auf ihre Kosten.

Gulda mischt munter rockige Rhythmen mit alpiner Folklore. GMD Mihkel Kütson hatte den Dreh raus, volksmusikalische Authentizität und Parodie unter einen Hut zu bringen. So wie die Bläser die Auftakte verzögerten und die Betonungen vornahmen, klang es einfach umwerfend.

Die Anforderungen an den Solocellisten sind gewaltig, auch wenn alles spielerisch locker klang. Doppelgriffe müssen in einem rasenden Tempo bewältigt werden, noch in den höchsten Höhen sind schwierige technische Passagen zu bewältigen. Für diese Aufgabe war mit dem ARD- und Echo-Preisträger Julian Steckel genau der Richtige gekommen. Zu schwer war ihm offensichtlich überhaupt nichts. Und den Schalk im Nacken, ohne den das Werk nicht zu begreifen ist, hat er zur Genüge.

Mit der Zugabe, die die begeisterten Zuhörer energisch einforderten, erinnerte er an seinen Lehrer Heinrich Schiff. Für Schiff hatte Gulda das Cellokonzert seinerzeit geschrieben. Steckel spielte noch einen Marsch von Sergei Prokofieff, der zu Schiffs Lieblingsstücken gehört.

Temperament und Klangkultur standen auch am Ende des abwechslungsreichen Konzerts. Mitreißend erklang zum guten Schluss noch Tschaikowskis Nussknacker-Suite.

(-tr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort