Mönchengladbach Richters Liebling

Mönchengladbach · Die Mitarbeiter schwärmen schon jetzt von ihm: Der neue Landgerichtspräsident Dr. Bernd Scheiff ist ein echter Typ. Er fährt Harley Davidson und Mähdrescher – und lässt vor seinem eigenen das Büro seiner Sekretärin umgestalten.

 Hat sich schnell in Mönchengladbach eingelebt: der neue Präsident des Landgerichts Mönchengladbach, Dr. Bernd Scheiff.

Hat sich schnell in Mönchengladbach eingelebt: der neue Präsident des Landgerichts Mönchengladbach, Dr. Bernd Scheiff.

Foto: RP, Isabella Raupold

Die Mitarbeiter schwärmen schon jetzt von ihm: Der neue Landgerichtspräsident Dr. Bernd Scheiff ist ein echter Typ. Er fährt Harley Davidson und Mähdrescher — und lässt vor seinem eigenen das Büro seiner Sekretärin umgestalten.

Wenn Kölner und Aachener in Mönchengladbach Fuß zu fassen versuchen, kann der sonst stets weltoffene Gladbacher schon mal kiebig werden. Dr. Bernd Scheiff ist genau genommen beides. Er arbeitete lange im Landgerichtsbezirk Köln, war zuletzt Vize-Präsident des Landgerichts Aachen und resümiert dennoch nach acht Wochen im neuen Amt: "Mich freut wahnsinnig, mit welch offenen Armen ich hier empfangen worden bin." Daran dürfte der 49-Jährige mit seiner offenen und unprätentiösen Art selbst erheblichen Anteil haben. Wen immer man nach dem Neuen fragt, die Mitarbeiter schwärmen von ihrem Präsidenten.

Keine Frage, der Mann ist angekommen. Spricht erstaunlich selbstverständlich von der Kaiser-Friedrich-Halle, dem Haus Erholung, Wickrath, Odenkirchen — und natürlich von Eicken. Da hat er am Mittwoch seine Wohnung bezogen. Mitten in der Stadt zu wohnen, war ihm wichtig, er kann zu Fuß zur Arbeit gehen. Frau und Kinder wohnen weiter in Bonn. "Aber ich will hier auch abends Termine wahrnehmen können. Und da trinke ich dann auch gerne mal, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ein oder zwei Glas Kölsch. Entschuldigung, ich meine natürlich Bier."

Ein Top-Jurist, der bei allem beruflichen Erfolg erfrischend bodenständig geblieben ist — es ist wohl diese Mischung, die seine Mitarbeiter beeindruckt. Sie findet in Kirchheim, einem Dorf vor den Toren Euskirchens, ihren Ursprung. Dort ist Scheiff als Sohn von Bauern aufgewachsen. Noch heute hilft er ab und an seinem inzwischen 77-jährigen Vater, kann Mähdrescher fahren und erzählt mit väterlichem Stolz, dass die beiden älteren seiner drei Kinder gerade den Traktor-Führerschein machen.

Wie entschlussfreudig und willensstark Scheiff ist, mag man daran ablesen, dass er schon als Jugendlicher entschied, nicht den elterlichen Hof zu übernehmen. Da er das einzige Kind ist, dürften seine Eltern nicht begeistert gewesen sein. "Aber mir war immer klar, dass ich etwas Eigenes machen wollte", erzählt der 49-Jährige.

Anwalt wollte er werden, um die Freiheit zu haben, selbstständig zu handeln. Doch nach Studium und Referendarzeit kam es anders. Ein bisschen verlegen streicht er sich die Krawatte glatt, als die Rede auf sein Examen kommt. Noch bevor man nach der Note fragen kann, hat Scheiff rasch weiter gesprochen. Sie muss jedenfalls so gut gewesen sein, dass ihm das Oberlandesgericht Köln von sich aus anbot, Richter zu werden. So begann er seine Laufbahn in der Fiskuskammer des Landgerichts Bonn.

Seither durchlief er einige Stationen. "Ich habe das große Glück gehabt, mich in viele Dinge einarbeiten zu dürfen", sagt Scheiff. In den vergangenen zehn Jahren war Bauen sein großes Thema. Als Dezernent für Liegenschaften und Finanzen des Oberlandesgerichts Köln war er für die Justizbauten verantwortlich. In Aachen setzte er das neue Justizzentrum um, das fünf Gerichte und eine Staatsanwaltschaft unter einem Dach vereint. Weniger eine architektonische, denn eine organisationslogistische Meisterleistung. Seit 2003 trieb er den Neubau als Vizepräsident voran, am 30. April wurde das Haus offiziell eröffnet. Das hat Scheiff kurz vor seinem Abgang nach Gladbach noch mitbekommen.

An seiner neuen Wirkungsstätte wird er vorerst nicht neu bauen. "Das alte Gebäude ist schließlich sehr schön." So belässt er es bei kleineren Eingriffen. Sein Vorzimmer wird umgestaltet, damit die Sekretärinnen einen angemesseneren Arbeitsplatz bekommen. Sein eigenes Büro belässt er bis auf Kleinigkeiten, wie es ist.

In zwei Wochen erfüllt er seiner 20-jährigen Tochter Marina deren Wunsch zum bestandenen Abitur. Drei Wochen fahren Vater und Tochter den Jacobsweg entlang — mit Motorrädern. Scheiff ist leidenschaftlicher Harley-Davidson-Fahrer. Bald wird er mit der Maschine auch nach Gladbach rollen, ganz gemütlich, wie er versichert. "Einige Mitarbeiter haben mich gebeten. Sie wollen das Motorrad sehen."

(RP)
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