Mönchengladbach Richter-Vernissage ohne Gerhard Richter

Mönchengladbach · Gut 400 Besucher kamen gestern zur Ausstellungseröffnung "Gerhard Richter - Grau & 180 Farben" ins Museum Abteiberg. Den heiß ersehnten Spitzenkünstler bekamen sie nicht zu Gesicht: Gerhard Richter ist erkrankt.

Im Spiegel und vor den "180 Farben" Gerhard Richters trafen gestern im Museum Abteiberg zusammen: Jürgen Wesseler, Initiator des Kabinetts für Aktuelle Kunst Bremerhaven (li.), Museumsdirektorin Susanne Titz und Wesselers Sohn Moritz, Leiter des Kölnischen Kunstvereins. Vater Wesseler hatte Richters Bild bereits 1971 in Bremerhaven gezeigt.

Im Spiegel und vor den "180 Farben" Gerhard Richters trafen gestern im Museum Abteiberg zusammen: Jürgen Wesseler, Initiator des Kabinetts für Aktuelle Kunst Bremerhaven (li.), Museumsdirektorin Susanne Titz und Wesselers Sohn Moritz, Leiter des Kölnischen Kunstvereins. Vater Wesseler hatte Richters Bild bereits 1971 in Bremerhaven gezeigt.

Foto: Detlef Ilgner

Der ältere Herr war gerührt: Nach 43 Jahren erblickte Jürgen Wesseler jenes Farbtafel-Bild von Gerhard Richter in einer Ausstellung wieder, das er 1971 in seinem Bremerhavener Ladenlokal, umgewidmet zum Kabinett für Aktuelle Kunst, erstmals präsentiert hatte. Das Bild war danach in einem der Kölner Materiallager des berühmten Künstlers verschollen, wo Richter es vor wenigen Monaten wiederentdeckte. Und nun dem Museum neben weiteren Bildern aus seinem Atelier, darunter mehrere grau-monochrome Arbeiten, für drei Monate zur Verfügung stellte. Bis zum 7. September sind die Bilder im Kleeblatt-Raum auf der Plattenebene des Museums Abteiberg zu bewundern. Richters Großzügigkeit hat einen triftigen Anlass: Die acht "Grauen Bilder" des 82-jährigen Kölners aus Dresden, die das städtische Museum Mönchengladbach seit 1975 besitzt, sind nach Basel für eine Richter-Retrospektive ausgeborgt. Nun sorgte der Künstler für willkommenen Ersatz.

Müßig zu spekulieren, warum gestern Mittag weit mehr als 400 Kunstinteressierte ins Museum Abteiberg strömten. So viele werden sonst nur bei großen Ausstellungsprojekten am Abteiberg gezählt. Sie kamen auch wegen des neugestalteten Kleeblattraums - doch vor allem wollten sie den berühmten Gerhard Richter, den Starkünstler, sehen. Doch der musste alle enttäuschen. "Gerhard Richter ist erkrankt, er hat Grippe und kann daher nicht hier sein", teilte Kulturdezernent Dr. Gert Fischer den Besuchern im heillos überfüllten Vortragssaal mit. Wegen des offenbar nicht vorhergesehenen Andrangs entschied sich die Museumsleitung dann immerhin zu der "flexiblen Reaktion" (Fischer), im Vortragssaal lediglich die kurzen Begrüßungsansprachen abzuhalten, das nachfolgende Werkgespräch zwischen Susanne Titz und dem neuen Direktor des Kölnischen Kunstvereins, Moritz Wesseler, jedoch ins weiträumige Foyer zu verlegen. "Herr Richter hat gestern angerufen, er muss Antibiotika einnehmen und der Arzt hat ihm das Reisen verboten", ergänzte die Museumsdirektorin.

Daraufhin wuchs die Unruhe im Publikum, viele machten kehrt und strebten dem Ausgang zu. Ein Besucher fragte nach einem Ersatztermin. Selbstverständlich werde man sich bemühen, den Künstler während der Ausstellungsfrist für ein öffentliches Künstlergespräch zu gewinnen, antwortete Susanne Titz.

"Das ist doch peinlich und ein Armutszeugnis", meinte dazu Brunhilde Micha, "die Leute sollten doch vornehmlich ins Museum kommen, um die Ausstellung zu sehen." Rolf Kalthöfer beobachtete, dass etliche Besucher Plakate mitgebracht hatten - in der Hoffnung, diese vom berühmten Maler und Fotokünstler Richter signiert zu bekommen. Daraus wurde nun nichts.

(RP)
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