Mönchengladbach Rheydts Erfahrungen mit dem Städtebau

Mönchengladbach · Zum Abschluss seines Aufenthalts in Mönchengladbach lässt Gastreporter Delf Gravert aus Itzehoe sich den Stand der Dinge der Städtebauförderung in der Rheydter Innenstadt zeigen. Sein Fazit: Es tut sich was in Rheydt.

 Führung durch die Rheydter Innenstadt: Stadtplaner Kajetan Lis (M.) und Ratsherr Ulrich Elsen (r.) zeigen Gastreporter Delf Gravert vom Balkon des Rathauses den umgestalteten Marktplatz.

Führung durch die Rheydter Innenstadt: Stadtplaner Kajetan Lis (M.) und Ratsherr Ulrich Elsen (r.) zeigen Gastreporter Delf Gravert vom Balkon des Rathauses den umgestalteten Marktplatz.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Das Reportertauschprojekt neigt sich dem Ende zu, am Montag sitze ich wieder an meinem Schreibtisch in Itzehoe. Zum Abschluss geht es nach Rheydt. Ein Thema dort interessiert mich sehr: Seit 2010 wird die Innenstadt mit Mitteln des Städtebauförder-Programms "Soziale Stadt" umgestaltet. Itzehoe plant Ähnliches. Meine Kollegen und ich berichten regelmäßig über die Thematik. Über 20 Millionen Euro sollen in insgesamt 30 Einzelmaßnahmen verbaut werden. Die vorbereitenden Untersuchungen sind abgeschlossen. Nun folgen die Verhandlungen über die Fördermittel mit dem Land. Bis die ersten Bauarbeiten beginnen, wird noch etwas Zeit vergehen. In Rheydt ist man bereits mittendrin. Ich frage mich, wie die bisherigen Erfahrungen sind.

 Raum zum Flanieren, wo früher Autos fuhren: Ulrich Elsen (r.) erklärt den Umbau der Stresemannstraße.

Raum zum Flanieren, wo früher Autos fuhren: Ulrich Elsen (r.) erklärt den Umbau der Stresemannstraße.

Foto: Reichartz Hans-Peter

Am Rheydter Rathaus treffe ich zwei Männer, die es wissen müssen: Ulrich Elsen ist seit vielen Jahren Ratsherr für die SPD und kennt den Stadtteil wie seine Westentasche. Stadtplaner Kajetan Lis koordiniert das Städtebauprogramm für die Stadtverwaltung.

Elsen berichtet von der Ausgangslage vor dem Beginn der "Sozialen Stadt", davon wie der Reichtum, den Rheydt in den 50er- und 60er-Jahren der Textil- und Maschinenbauindustrie verdankte, langsam verblasste und Geschäfte in der Innenstadt schließen mussten. Hinzu kam die Konkurrenz durch Online-Handel und andere Städte. Auch die Gebäude selbst kamen in die Jahre. "Rheydt ist zu 90 Prozent zerstört worden im Krieg. Der Großteil der Gebäude stammt daher aus den 50ern." Es sei klar gewesen, dass etwas getan werden musste, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten, die "Flanierqualität" zu erhöhen.

Genau dieses Ziel verfolgen auch Politik und Verwaltung in Itzehoe. Welche Maßnahmen wurden in Rheydt ergriffen? "Ein ganzes Bündel", sagt Stadtplaner Lis. Kernstück sei die Neugestaltung des Marktplatzes gewesen. Dort habe es "Angsträume" und "Schmuddelecken" gegeben. "Wir haben große bauliche Veränderungen vorgenommen, wie die Neugestaltung der Zufahrt zur zentralen Tiefgarage, aber auch scheinbar kleinere Maßnahmen wie Entwicklung einer neuen Straßenbeleuchtung." Hauseigentümer wurden bei der Sanierung ihrer Fassaden unterstützt, die Verkehrsführung neu gestaltet. "Es gilt ganzheitlich zu denken. Das Bauen allein ist nicht alles, auch begleitende soziale Projekte sind wichtig." Eine Erfolgsgeschichte sei die Öffnung der städtischen Bibliothek an Sonntagen, um einen attraktiven Anlaufpunkt im Zentrum zu bieten, sagt Elsen. Der Erfolg am Markt habe sich bereits einstellt. "Besser hätten wir uns das nicht vorstellen können", sagt Lis. "Die Menschen haben sich den Markt zurückerobert, er ist belebter als je zuvor."

Wo gibt es Schwierigkeiten? "Dort, wo wir mit Eigentümern zu tun haben, die nicht bereit sind mitzuziehen", sagt Elsen. Das seien fast immer die, die nicht aus der Stadt kommen, nicht selbst hier lebten. "Wenn Sie etwas erreichen wollen im Städtebau, müssen Sie immer zweigleisig fahren: als Öffentliche Hand selbst aktiv werden, aber auch die Eigentümer motivieren und unterstützen." Das gelinge nicht immer, sagt auch Lis. "Als Verwaltung sehen wir noch mehr Möglichkeiten, scheitern aber an einigen Stellen an Eigentümern, die vor allem die Rendite ihrer Immobilien im Blick haben." Und natürlich gäbe es Kritik an einzelnen Maßnahmen. "Nicht alles gefällt allen."Man könne müsse versuchen, zu überzeugen. Transparenz und Dialog seien aus seiner Sicht zentral für eine positive Entwicklung. "Ganz wichtig sind gute Netzwerke zwischen allen beteiligten Akteuren."

"Insgesamt sind wir auf einem guten Weg, denke ich", sagt Elsen. Es gäbe aber noch viel zu tun. "Wir müssen immer wieder aufpassen, dass uns bestimmte Ecken nicht wegkippen." Auch die Situation im Einzelhandel sei immer wieder herausfordernd. "Wir kämpfen um jeden Laden."

Vor den Akteuren in Itzehoe, das ist mir nach dem Besuch in Rheydt klar, liegt viel Arbeit in den kommenden Jahren. Aber das Beispiel Rheydt zeigt, dass es sich lohnt damit anzufangen.

(RP)
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