Mit Annette Bonin (CDU) Und Thomas Fegers (SPD) Rheydter Marktplatz als Vorbild für Alt-Gladbach

Mönchengladbach · Die bau- und planungspolitischen Sprecher von CDU und SPD, Annette Bonin und Thomas Fegers, äußern sich im Redaktionsgespräch unserer Zeitung über ihre politische Arbeit, ihre Lieblings-Bauprojekte und formale Hindernisse bei der Sanierung von Schultoiletten.

 Sie arbeiten gut zusammen, ergänzen und schätzen sich: Annette Bonin (CDU) und Thomas Fegers (SPD). Als bau- und planungspolitische Sprecher ihrer jeweiligen Fraktion haben sie einen großen Einfluss in der Mönchengladbacher Politik.

Sie arbeiten gut zusammen, ergänzen und schätzen sich: Annette Bonin (CDU) und Thomas Fegers (SPD). Als bau- und planungspolitische Sprecher ihrer jeweiligen Fraktion haben sie einen großen Einfluss in der Mönchengladbacher Politik.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn Sie Ihre Aufgaben als planungspolitische Sprecher Ihrer jeweiligen Fraktion Menschen beschreiben, die nicht im politischen Geschäft sind: Was sagen Sie?

 Zweimal Mönchengladbach: Der Rheydter Marktplatz mit dem Springbrunnen (l.), der zu einem Anziehungspunkt geworden ist. Rechts die City Ost im Entwurf von Sir Grimshaw für den Masterplan mit einem Gladsee.

Zweimal Mönchengladbach: Der Rheydter Marktplatz mit dem Springbrunnen (l.), der zu einem Anziehungspunkt geworden ist. Rechts die City Ost im Entwurf von Sir Grimshaw für den Masterplan mit einem Gladsee.

Foto: Knappe/MG 3.0

Fegers Die Aufgabe besteht darin, die Projekte im Blick zu haben, zu prüfen, ob die Richtung stimmt, ob die Planung mit den Zielen der SPD übereinstimmt. Es ist zu klären, ob Projekte dann auch in den betroffenen Bezirken mitgetragen werden. Und schließlich müssen noch Mehrheiten für die Projekte gefunden werden. BONIN Ich würde die Aufgabe so beschreiben: Es geht um die sachliche Aufarbeitung von Planungsthemen für die CDU-Fraktion. Gleichzeitig fungiert man nach innen und außen als Ansprechpartner für bau- und planungspolitische Fragen, also für die Fraktionskollegen ebenso wie für die Bürger.

"Alle auf Linie bringen" - dies ist ganz oft die Aufgabe eines Fraktionsvorsitzenden. Müssen Sie für Ihren Bereich die Ausschussmitglieder auch "auf Linie bringen"?

Fegers Die meiste Arbeit besteht tatsächlich in der Vorbereitung. Die Bürger bekommen das gar nicht mit. Aber man trifft sich vorher in verschiedenen Konstellationen und bespricht die Projekte. BONIN Ja, es gibt viele interne Vorbesprechungen, dann Besprechungen gemeinsam mit der SPD. Die Aufgabe der baupolitischen Sprecher ist es natürlich auch, sich mit der Verwaltung in Verbindung zu setzen, nach den Hintergründen für Planungen zu fragen und Ziele abzustecken. FEGERS Das Ganze erfordert ein gründliches Aktenstudium und kostet viel Zeit. Auch an den freien Karnevalstagen haben wir Anträge vorbereitet. Und natürlich gibt es auch immer interne Konflikte. Die Vertreter der Bezirke möchten Schwerpunkte setzen, die zwar verständlich sind, sich aber in den Etatberatungen und im Blick eines Gesamtkonzeptes nicht umsetzen lassen. BONIN Das läuft aber alles im Vorfeld. Im Bauausschuss haben wir dann eine abgestimmte Meinung.

Sie müssen sich nach jeder Wahl neu erfinden, weil die Mehrheiten wechseln. Mal sind Sie Gegner, mal kooperieren Sie. Wie gehen Sie damit um?

Fegers Es gab schon heftige Diskussionen zum Beispiel bei der City Ost, wo wir lange anderer Meinung waren. Aber es ist wichtig, das alles möglichst unaufgeregt zu machen, damit man sich schließlich verständigen kann. Wir wollen ja alle die Stadt voranbringen. BONIN Es gab immer viele Gemeinsamkeiten mit der SPD, von der City Ost mal abgesehen. Mit dem Masterplan als Grundlage können solche Projekte im Kontext neu bewertet werden. Im Bauausschuss wird ohnehin oft von allen Parteien einvernehmlich abgestimmt.

Sie scheinen sich in Ihrer politischen Arbeit gut zu ergänzen. Was schätzen Sie persönlich am Anderen?

Bonin Ich schätze seine intensive Recherche, seine Genauigkeit und Verlässlichkeit. FEGERS Annette Bonin hat als Architektin einen anderen Blick. Sie sieht Dinge, die ich nicht sehe. Als etwa bei der sechsten Gesamtschule die Barrierefreiheit im Bestandsgebäude nicht eingeplant war, fiel ihr das sofort auf. So konnten wir die Planung noch ändern.

Warum ist es für die Bau-und Planungspolitik in der Stadt gut, dass CDU und SPD eine GroKo bilden?

Fegers Ich habe Erfahrungen mit der Ampel und jetzt mit der GroKo und muss sagen, dass die Kooperation nun angenehmer ist. Man merkt das auch am Beispiel der Haushaltsberatungen. Es gibt bereits ab den Bezirken einen gemeinsamen Haushaltsantrag, und die Beratung wird nicht wieder bis in den Rat verschoben. BONIN Wir haben voraussichtlich bis 2020 Zeit. Das gibt uns viele Möglichkeiten und ausreichend Planungszeit. Viele festgefahrene Planungen wurden erst abgearbeitet, jetzt können wir uns längerfristigen Projekten zuwenden wie dem Rahmenplan Abteiberg oder dem Maria-Hilf-Gelände, und damit dem Ziel der wachsenden Stadt.

Wie wichtig waren beziehungsweise sind der Masterplan und der Masterplan-Verein für die Stadt?

Fegers Wir haben als SPD die Bedeutung des Masterplans nie in Abrede gestellt. Es gab auch vorher gute Planungen wie MG 2030 und 2030 plus, bei denen die Stadtentwicklung von innen nach außen stattfinden sollte. Das ist im Planungsstadium steckengeblieben. BONIN Das waren gute Planungen, und davon ist ja auch etwas in den Masterplan eingeflossen. Aber sie sind immer nur schönes Papier geblieben. Deshalb war es uns im Masterplan-Verein wichtig, das Projekt über den Plan hinaus zu begleiten und weiter zu betreuen. Genau da liegt der entscheidende Unterschied zu anderen Plänen. Außerdem sind Bilder wichtig. Der See in der City Ost - das begeistert Menschen.

Mehrere schon begonnene und geplante Bauprojekte sind oder werden in den nächsten Jahren wichtig: Bunter Garten, Roermonder Höfe, City Ost, Reme-Gelände, Maria-Hilf-Gelände, Polizeipräsidium, Croonsquartier. Was ist Ihr persönliches Highlight?

Fegers Für mich ist das der Rheydter Marktplatz. Wenn man besonders im Sommer aus dem Rheydter Rathaus kommt und sieht den Platz und das Leben darauf: Das ist ein echtes Highlight. Es war wichtig, dass der Marktplatz vor der Einweihung des Minto fertiggestellt wurde, denn es gab viele Ängste in Rheydt. Der Marktplatz ist für mich ein Schlüsselprojekt. BONIN Der Rheydter Markt ist in der Tat sehr überzeugend. Ich hoffe, dass uns etwas Ähnliches auch in Mönchengladbach gelingt. Ein integriertes Förderkonzept für Alt Mönchengladbach sollte auch diese Veränderung bringen.

Mit Minto, Blauhaus und Junkers-Hangar sind zuletzt mehrere Neubauten entstanden, die auch architektonisch für Aufsehen sorgen. Warum ist es für die Außendarstellung einer Stadt wichtig, sich auf diesem Wege abzuheben?

Bonin Die Architektur ist von ganz enormer Bedeutung. Wenn eine Stadt architektonisch heruntergekommen ist, dann pflanzt sich das fort. Wir sind jetzt gerade dabei, gegenzusteuern und den Prozess umzudrehen. Ich hoffe, dass die Projekte, die jetzt in die Umsetzung gehen, auch die versprochene Qualität bringen. Letztendlich ist jeder Bauherr daran beteiligt, wie die Stadt wirkt. Das muss nicht teuer sein, aber architektonische Qualität haben.

Welche aktuellen Projekte sind für Sie Schlüsselprojekte für die Stadtentwicklung?

Fegers Eine wichtige Initialzündung wird die City Ost sein. An der Rückseite des Bahnhofs entwickelt sich eine Schauseite der Stadt. Dort einen See anzulegen wird eine große Geste und eine gute Aussage für den Standort. Übrigens ein Standort für Büros und Wohnungen. BONIN Wir dürfen nicht immer nur auf Neubauten sehen. Die Umgestaltung des Schillerplatzes ist genauso wichtig. Es geht um den Gesamteindruck, den die Stadt macht. Auch die Bebauung der Steinmetzstraße ist von Bedeutung. Hier sollten wir uns anstrengen.

Wann rollen in der City Ost die Bagger an?

Bonin Die Verwaltung will nach eigener Aussage das Thema See und bauliche Entwicklung sehr schnell angehen. Wir unterstützen das und möchten das Areal möglichst schnell für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Auch beim Thema Mobilität ist einiges in Bewegung. Kann Gladbach eine Radfahrer-Stadt werden?

Fegers Die 200-Tage-Fahrradstadt-Aktion von Norbert Krause ist sehr gut, weil sie eine positive Ausstrahlung hat. Wir haben ein Nebennetz, das gut für den Radverkehr geeignet ist. Auf den Hauptverkehrsstraßen kann es allerdings gefährlich sein für Radfahrer. Bis 2017 soll ein Leitkonzept Mobilität in MG stehen. BONIN Man merkt aber, dass die Debatte sich entkrampft hat, die Vereine kommen verstärkt auf uns zu. Man kommt ins Gespräch.

Beim zu überplanenden Busliniennetz bekam man zuletzt den Eindruck vermittelt: Eigentlich ist das vorhandene gar nicht so schlecht. Teilen Sie diese Auffassung?

Fegers Es gibt drei verschiedene Szenarien. Aber das Busliniennetz nur am Fiskalischen festzumachen, wäre zu kurz gedacht. Es muss nicht teurer sein, die Linienbeziehungen zu verändern. Zum Beispiel werden Zubringerlinien am Bahnhof Rheydt vorbeigeführt und halten am Marienplatz. Das sind Fehler, die korrigiert werden müssen. BONIN Wir sind fest entschlossen, etwas zu ändern, aber man muss sehen, wie das geht. Auf der Hindenburgstraße steht zum Beispiel die hohe Auslastung der Busse gegen die Aufenthaltsqualität. Wir werden zu einer Mischung kommen müssen. Wir brauchen und nehmen uns Zeit zur Beratung.

Die Stadt hat keinen Nothaushalt mehr, und es gibt sogar finanzielle Spielräume. Trotzdem sind die Straßen marode, die Schultoiletten miserabel. Was muss sich ändern?

Fegers Es gibt einen Investitionsstau. Das Problem liegt manchmal im Haushaltsrecht. Die Sanierung der Schultoiletten fällt zum Beispiel unter die Rubrik "konsumtiv", und deshalb dürfen wir das Geld als Stärkungspakt-Kommune dafür nur begrenzt ausgeben. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln. Aber das Problem ist erkannt, und der Haushaltsansatz wurde erhöht. BONIN Bei den Straßen arbeiten wir nach der berühmten "Prioritätenliste", aber die ist vom Lkw-Routenkonzept abhängig, das zuerst umgesetzt werden muss. Das ist unbefriedigend. Aber man kann nicht alles gleichzeitig machen.

Was tut sich eigentlich beim Thema Stadtbibliothek?

Bonin Die Sanierung verschiebt sich momentan, weil die Bibliothek in das integrierte Handlungskonzept eingebunden werden kann. Wenn wir dafür Fördermittel bekommen, können wir die Sanierung ganz anders betreiben, stärker in Richtung Mediathek umbauen. Es wäre ärgerlich, wenn wir vorpreschen und uns um Fördermöglichkeiten bringen würden.

DAS INTERVIEW FÜHRTEN ANGELA RIETDORF, JAN SCHNETTLER UND DIETER WEBER

(RP)
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