Mönchengladbach Rheydt soll schön und sozial werden

Mönchengladbach · Vielleicht ist es die letzte Chance, Rheydt attraktiver zu gestalten. Gestern Abend gaben gleich drei politische Gremien grünes Licht für ein neues Konzept, das städtebauliche Veränderungen und soziale Angebote beinhaltet. Die finanziell arg gebeutelte Stadt hofft jetzt auf Fördermittel.

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Eile ist geboten. Um an Fördermittel für die Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes heranzukommen, muss die Stadt bis Ende des Monats einen Antrag bei der Bezirksregierung vorlegen. Und der will gut begründet sein. Schließlich geht es um Millionen. Die hatte sich Mönchengladbach auch schon erhofft, als sie ein aufwändiges städtebauliches Konzept erarbeitete, um an Landesmittel aus dem Programm "Umbau West" zu kommen. Doch dann wurde klar: Aus diesem Topf gibt es kein Geld. Jetzt sollen Mittel aus dem Stadterneuerungsprogramm "Soziale Stadt" fließen. In Windeseile wurde dafür das bisherige Konzept um ergänzende soziale Angebote erweitert. Mit dem neuen Maßnahmenkatalog für Rheydt beschäftigten sich gestern drei politische Gremien: der Jugendhilfeausschuss, die Bezirksvertretung Süd und der Sozialausschuss.

Ja, bauliche Veränderungen soll es in der Rheydter Innenstadt auch geben. Aber jetzt kommen soziale Projekte hinzu. Die sind erstens zwingende Grundlage, um an die erhofften Fördergelder zu kommen, und stehen zweitens einem Stadtteil mit vergleichsweise großer Arbeitslosigkeit und hohem Anteil an Familien mit Migrationshintergrund gut zu Gesicht. Zusammen mit Verbänden, Organisationen und Vereinen wurden mittlerweile 26 Projektideen entwickelt, die auf eine bessere Integration abzielen. Hier einige Beispiele:

Projekt "Mikrokredite" Niedrige Kapitaldecke, fehlende betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Sprachbarrieren — das sind typische Probleme von Migrantinnen, die ein kleines Unternehmen gründen möchten. Und Geld von der Bank gibt's meistens auch nicht. Mit Mikrokrediten (maximal 10 000 Euro) und Qualifizierungsmaßnahmen könnte geholfen werden.

Projekt "Bildungsfuchs" Die Erfahrung hat gezeigt: Trotz beachtlicher Sprachförderungsangebote in Kindertagesstätten, Grundschulen und bei freien Trägern gibt es immer noch Probleme. Zukünftig könnten nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch für deren Eltern Sprachkurse finanziert werden.

Projekt "Glänzen statt Schwänzen" Ein Hilfsprogramm für notorische Schulschwänzer gibt es bereits, jetzt soll auch Jugendlichen geholfen werden, die zwar oft, aber nicht regelmäßig und über einen längeren Zeitraum durch unentschuldigtes Fehlen auffallen.

Projekt "Bildungspaten" Ziel ist es, jedem bereitwilligen Kind oder jeder Familie mit Migrationshintergrund, die mitmachen möchte, einen Paten zur Seite zu stellen — sei es für Familienbegleitung, Hausaufgabenhilfe, Behördengänge oder auch nur zum Vorlesen.

Projekt "Jugendcoaching" Viele Kinder und Jugendliche verbringen aufgrund fehlender Angebote und finanzieller Möglichkeiten ihre Freizeit auf der Straße. Ein Streetworker soll diesen Kindern und Jugendlichen ein Ansprechpartner sein, ihnen helfen und Freizeitmöglichkeiten aufweisen.

Projekt "Boxstall" Gerade in sozial schwachen Stadtteilen betreiben die Jugendlichen keinen Sport, weil schlichtweg das Geld fehlt. Gerade Jungen aber wollen sich häufig abreagieren. Im Projekt Boxstall könnten Jugendliche unter fachmännischer Anleitung an einem Anti-Aggressions-Programm teilnehmen.

Die Politiker sprachen sich gestern einstimmig dafür aus, das neue Konzept auf den Weg zu bringen. Wenn auch der Rat zugestimmt hat, beginnt das Warten auf die Fördermittel-Zusage.

(RP)
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