Mönchengladbach Restaurierung von Triebwagen 26 startet

Mönchengladbach · Gladbachs letzter erhaltener Straßenbahnwagen wird wieder original hergerichtet. Am Samstag beginnt der Transport zu einer Firma in Neustrelitz. In einem Jahr soll er zurückkommen und dann kulturell genutzt werden.

 Der Triebwagen 26 auf der Eickener Straße an der Einmündung Bergstraße in Fahrtrichtung Stadtmitte.

Der Triebwagen 26 auf der Eickener Straße an der Einmündung Bergstraße in Fahrtrichtung Stadtmitte.

Foto: R. Todt

Schön sieht er nun wirklich nicht aus, der Triebwagen 26. Der Lack blättert ab, Graffiti ist auf die Seiten gesprüht, die Fenster fehlen und sauber ist er auch nicht unbedingt. Aber er ist Gladbachs letzte noch erhaltene Straßenbahn. Ein Stück Stadtgeschichte, das die Menschen bewegt. Und das soll erhalten werden. Seit Anfang 2014 ist der Triebwagen zurück in Mönchengladbach, stand zuerst in der Panzerhalle auf dem Reme-Gelände, wurde im Februar 2017 durch Vandalismus schwer beschädigt, kam Anfang Juli in eine Halle des Monforts-Quartiers und soll nun wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden. Dazu wird der Triebwagen Samstagmorgen um acht Uhr auf einen Tieflader gehoben, zu einer Spezialfirma nach Neustrelitz transportiert und dort ein Jahr lang restauriert. Ein Jahr später kehrt er zurück und soll dann für Kulturveranstaltungen genutzt werden.

Für die Instandsetzung ist ein Kostenrahmen von 50.000 Euro veranschlagt. Um die aufzubringen, hat sich nun unter dem Vorsitz von Axel Ladleif der Verein "Projekt Straßenbahn Tw 26" gegründet. Ladleif beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte der Mönchengladbacher Straßenbahnen, hat ein Buch darüber veröffentlicht und Ausstellungen organisiert. Er war auch Initiator der Rückholaktion. Dem Verein gehören unter anderem Ex-Oberbürgermeister Norbert Bude, Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann, Caterer Thorsten Neumann, Steuerberater Frank Kirsten und Anwalt Michael Heinemann an. Der Verein setzt sich nicht nur für die Finanzierung ein, sondern auch für die spätere Nutzung. "Wir möchten, dass der Wagen später entweder am Flughafen oder im Monforts-Quartier steht. Dort könnten Lesungen, kleine Musikveranstaltungen oder andere kulturelle Dinge stattfinden. Die Straßenbahn ist die Kulisse", sagt Ladleif.

 Aktuell macht der Triebwagen keine gute Figur. Nun soll er ein Jahr lang restauriert werden und in neuem Glanz zurück nach Mönchengladbach kommen.

Aktuell macht der Triebwagen keine gute Figur. Nun soll er ein Jahr lang restauriert werden und in neuem Glanz zurück nach Mönchengladbach kommen.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die Geschichte des Triebwagens ist eine recht bewegte. Mitte der 1950er Jahre beschlossen die Stadtwerke den Kauf von sechs damals modernen vierachsigen Triebwagen des Düsseldorfer Herstellers Düwag. Triebwagen 26 wurde als erster im April 1957 ausgeliefert. Als feststand, dass die Straßenbahnen in Mönchengladbach abgeschafft werden, verkaufte man den Wagen 1968 nach Aachen. Dort fuhr er bis 1973 mit der Betriebsnummer 1016. Von Aachen aus wurde er nach Mainz verkauft, erhielt die Nummer 210 und war bis 1988 in Betrieb. 1993 kam der Triebwagen zurück nach Aachen, allerdings als Denkmal auf dem dortigen Betriebshof. 2014 wurde dieser umgestaltet und Triebwagen 26 sollte entfernt werden. Als Axel Ladleif davon hörte, setzte er sich dafür ein, dass der Wagen zurück nach Mönchengladbach kommt. "Wenn er im März nächsten Jahres aus Neustrelitz zurückkommt, ist das genau 50 Jahre nach Stilllegung der Gladbacher Straßenbahn", sagt er. Das passt.

Sind alle Arbeiten an der alten Bahn abgeschlossen, wird der Wagen wieder so aussehen wie früher. Erstrahlen wird er in einem hellen Beige. Auch das Innere wird restauriert. Wie einst wird es 28 Sitzplätze und 97 Stehplätze geben. "Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt, weil wir Kulturgut pflegen", erklärt Norbert Bude. Er ist als Kind selber noch mit seiner Mutter und seiner Oma mit der Straßenbahn gefahren.

 Michael Heinemann, Axel Ladleif und Norbert Bude (v.l.) zeigen am Modell, wie die Bahn einmal aussehen soll.

Michael Heinemann, Axel Ladleif und Norbert Bude (v.l.) zeigen am Modell, wie die Bahn einmal aussehen soll.

Foto: Reichartz Hans-Peter

Morgen wird der 16 Tonnen schwere Triebwagen verladen. Montag soll er in Neustrelitz ankommen. Dort wird er in der Waggonbau-Werkstatt des Netinera-Konzerns, einem der größten deutschen privaten Verkehrsunternehmen, instandgesetzt.

(RP)
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