Mönchengladbach Reisebüro soll Kunden geprellt haben

Mönchengladbach · Bei der Polizei mehren sich die Strafanzeigen: Urlauber blieben auf ihren gepackten Koffern sitzen, weil die in einem Rheydter Reisebüro bezahlten Flüge gar nicht gebucht waren. So standen viele ratlos und verzweifelt am Flughafen.

 Statt am Urlaubsort endete für viele Reisebürokunden die Fahrt bei der Polizei, wo sie Anzeige erstatteten. Offenbar hatte das Reisebüro ihre bezahlten Flüge nicht gebucht.

Statt am Urlaubsort endete für viele Reisebürokunden die Fahrt bei der Polizei, wo sie Anzeige erstatteten. Offenbar hatte das Reisebüro ihre bezahlten Flüge nicht gebucht.

Foto: istockphoto /MoiseevVladislav

Bei der Mönchengladbacher Polizei laufen Ermittlungen, weil ein Rheydter Reisebüro möglicherweise Kunden im größeren Stil betrogen hat. Viele Urlauber konnten ihre bezahlten und vermeintlich gebuchten Reisen nicht antreten, weil sie bei der Fluggesellschaft nie gemeldet wurden und dort auch kein Geld einging.

Münire Schmitz wollte eigentlich morgen in die Türkei fliegen. Ihr Vater ist dort beerdigt, und zu Jahresanfang fährt die Arzthelferin immer in die alte Heimat, um das Grab zu pflegen. Sie ging in ein Rheydter Reisebüro, um die Flüge zu buchen. Doch als sie ein paar Tage vorher bei der Fluggesellschaft anrief, um zu fragen, ob sie auf der Passagierliste steht, musste sie sich sagen lassen: "Nein, das tun Sie nicht."

Anderen Kunden dieses Reisebüros erging es noch schlimmer. Sie erfuhren erst am Flughafen, dass es für sie keine Tickets gibt. Viele mussten unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Der Weihnachts- und Silvester-Urlaub war für sie ins Wasser gefallen. Über 40 Strafanzeigen wegen Betruges seien in diesem Fall schon eingegangen, sagte man Münire Schmitz bei der Polizei in Heinsberg. "Und sie haben mir auch gesagt, dass sie noch weitere Anzeigen erwarten", berichtet sie. Bei der Polizei in Mönchengladbach werden jedoch bislang nur acht Anzeigen bestätigt.

Als die Arzthelferin aus Heinsberg erfuhr, dass sie nicht auf der Passagierliste stand, versuchte sie zunächst, das Reisebüro in Rheydt anzurufen, aber da ging keiner ans Telefon. "Dann habe ich mit meiner Schwägerin telefoniert, die in Mönchengladbach wohnt, und sie geschickt", sagt Münire Schmitz. Doch am Reisebüro angekommen, musste die Schwägerin feststellen, dass es geschlossen war. Dafür hätten viele andere geprellte Kunden vor der Tür gestanden. "Da waren welche dabei, die um 4 Uhr morgens am Flughafen erfuhren, dass sie offensichtlich betrogen worden waren", berichtet Münire Schmitz. Einige hatten nicht nur einen Flug gebucht, sondern eine teure Mekka-Reise. Auch sie hätten wieder nach Hause fahren müssen, weil die bereits bezahlte Pilgerfahrt gar nicht vom Reisebüro gebucht wurde. Münire Schmitz ist sich sicher: "Der Reisebüro-Inhaber ist mit dem Geld untergetaucht."

Bei der Mönchengladbacher Polizei wird zwar bestätigt, dass es in dieser Sache Strafanzeigen gibt. "Wir stecken aber noch in den Anfangsermittlungen und können nicht viel sagen", erklärt Polizeisprecher Jürgen Lützen.

Münire Schmitz erfuhr von ihrer Bekannten, dass der Inhaber des Reisebüros auf Facebook seinen Geschäftspartner für das Verschwinden des Geldes verantwortlich gemacht haben soll. Er selber wolle ein Grundstück verkaufen, um den Schaden wieder gutzumachen. "Wir haben das alles festgehalten und dokumentiert", sagt Münire Schmitz. Denn zwischenzeitlich sei vieles wieder vom Bildschirm verschwunden.

Münire Schmitz wird in diesem Januar nicht zum Grab ihres Vaters fliegen. "Ich muss jetzt erst wieder ein bisschen sparen. Denn das Geld ist ja erst mal weg", sagt sie.

(RP)
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