Mönchengladbach Rabennest mit Gütesiegel – von der Kita zum Familienzentrum

Mönchengladbach · 118 Anforderungen musste die evangelische Kindertagesstätte Rabennest erfüllen, um eins der ersten Familienzentren in NRW zu werden. Jetzt gab es das Gütesiegel.

Für Graziella Loers ist die Kindertagesstätte im Volksgarten seitdem mehr als ein Ort, wo sie tagsüber ihre Kinder abgibt. „Ich habe jetzt das Gefühl, hier wird auch etwas für mich getan“, sagt die Mutter und Elternratsvertreterin. Denn seit die Kindertagesstätte sich auf den Weg machte, ein Familienzentrum zu werden, gibt es auch Angebote für Mütter und Väter im gesamten Stadtteil: Vorträge, Kurse, Sprechstunden, Hilfsangebote. . .

Für die zahlreichen Zusatzangebote der Kindertagesstätte mussten das Rabennest erst einmal Kooperationspartner finden. „Da hatten wir es erfreulich leicht. Viele sind sogar auf uns zugekommen und haben gefragt, ob sie uns helfen können“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Annegret Ruf. Dafür gab es andere Hürden und Schwierigkeiten. Das habe damit angefangen, dass zunächst gar nicht klar war, was alles von einem Familienzentrum verlangt wird, berichtet Annegret Ruf. „Plötzlich gab die 118 Anforderungen, die mit einem Punktesystem kontrolliert wurden.“ Dabei seien einfache Dinge gewesen, die sofort erledigt werden konnten, wie das Aufhängen eines Kummerkastens, aber aber auch anspruchsvolle Aufgaben: Die Mitarbeiterinnen mussten sich für bestimmte Bereiche spezialisieren. Mit den Kooperationspartner mussten schriftliche Verträge abgeschlossen werden, und Erhebungen über die Resonanz der Elternangebote wurden erlangt. Und dann war und ist da noch etwas: Auch wenn das Rabennest jetzt Familienzentrum ist, der Personalschlüssel bleibt erst einmal auf dem Kita-Level. „Es gibt für Familienzentren lediglich 1000 Euro mehr pro Monat vom Land“, sagt Trägervertreterin und Gemeindepfarrerin Antje Brand.

Nicht mit allen neuen Angeboten landete das Rabennest bei den Eltern gleich einen Treffer. So hätten viele Erziehungsthemen überhaupt keine Anklang gefunden. „Uns wurde oft signalisiert: Mit meinen Problemen gehe ich nicht dorthin, wo mich jeder kennt“, sagt Ruf. Das Entspannungs- und Bewegungsangebot für Eltern mit Kind kam dagegen gut an. Auch die Sprechstunden der sozialpsychologische Familienberatung werden genutzt. Aber, so die Kita-Leiterin, es gebe noch viele „Baustellen“.

Eine wird sein, den Begriff Familienzentrum bekannt zu machen. Annegret Ruf: „Wenn wir uns am Telefon melden, hören wir nicht selten: ,Familienzentrum? Oh. Da habe ich mich verwählt. Ich wollte die Kindertagesstätte.’ Aber in zehn Jahren wird das sicher anders sein.“

(RP)
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