Mönchengladbach Quaytmans 24. Kapitel: Abteiberg

Mönchengladbach · Die amerikanische Künstlerin R. H. Quaytman zeigt im Kunstmuseum eine Ausstellung, deren Konzept der Entschlüsselung durch Experten bedarf. Aus vorgefundenen Werken und Fotodokumenten hat sie neue Gemälde geschaffen. Grundlage ihres Gladbach-Projekts ist das Quadrat.

 Die amerikanische Künstlerin R. H. Quaytman in der Ausstellung im Museum Abteiberg. Auch zwei

Die amerikanische Künstlerin R. H. Quaytman in der Ausstellung im Museum Abteiberg. Auch zwei

Foto: Isabella Raupold

Zahlensymbolik hat sie ebenso in ihr Konzept der Ausstellung integriert wie geometrische Grundformen. "Nach der Besichtigung dieses Museums wusste ich: Es wird um das Quadrat gehen", erläuterte die 1961 in Boston geborene, in New York lebende Künstlerin R. H. Quaytman. Das legt die Architektur der von Hans Hollein entworfenen Räume nahe. Sklavisch hat sich die Amerikanerin, die ihre Vornamen hinter Initialen versteckt, freilich nicht an diese reine Grundform gehalten. "Es gibt auch Rechtecke", stellt sie im Pressegespräch klar, "ich habe insgesamt sieben Formate verwandt." Das Quadrat, das einst Malewitsch (wieder-)entdeckte, sei "das älteste Symbol der Zivilisation", meint die Künstlerin. Ihre Bildformate hat sie minutiös in drei verschiedenen Maßen gehalten, die für Gematrie-Experten möglicherweise spannend sind.

Verweise auf Kunst in Gladbach

Seit 2001, so Museumsleiterin Susanne Titz, legt Rebecca Quaytman ihre Projekte nach dem Schema von Kapiteln für ein Buch an. In Gladbach schlägt sie nun Kapitel 24 auf. Vorangestellt hat sie dem Titel ("Chapter 24") den Buchstaben Daleth, der vierte im hebräischen Alphabet. Er steht nach kabbalistischer Überlieferung für die Zahl vier und dient praktischerweise auch zur Darstellung des Quadrats.

Was an der Ausstellung fasziniert, ist nicht so sehr die technische Ausführung: Malerei, die auf einer Gesso-Grundierung (Kreide-Leim) mit Siebdruck-Technik oder Ölfarben aufbaut, zu der an der Oberfläche noch Glitter-Motive hinzutreten können. Interessanter sind die Bezüge auf die Kunst- bzw. Kulturgeschichte Mönchengladbachs: So finden sich häufig am unteren Bildrand der Werke modellhaft mit Kreide Muster von Kragen und Manschetten aus der Firmenzentrale von Van Laack. Oder der Blick fällt auf das Abbild einer Porzellan-Tasse von Heinemann. Bearbeitete Fotos zeigen das Auditorium der ersten Joseph-Beuys-Ausstellung 1967 im Alten Museum. Und in zwei Arbeiten begegnen wir dem Konterfei der Oberkustodin des Museums, Dr. Hannelore Kersting. Anspielungen auf eine Ausstellung des Museums-Architekten Hans Hollein (die ebenfalls im Alten Museum gezeigt wurde) oder auf das älteste Stück der Museums-Sammlung, ein Stück Stoff aus dem Ägypten des 7. Jahrhundert, ziehen beim Rundgang die Aufmerksamkeit auf sich.

Die Ausstellung — eröffnet wird sie am Sonntag — entfaltet ihre volle Aussagekraft erst mit dem Katalog, dessen Erwerb zwingend zu empfehlen ist. Es handelt sich um eine Lose-Blatt-Box in einer schwarzen Kassette. "Solche Kassettenboxen gab es bereits im Alten Museum in den Jahren 1967 bis 1978", informiert Titz. Damals hatte Museumschef Johannes Cladders diese Idee der Begleitung von Präsentationen ersonnen. Darin finden sich spannende Hinweise. Auf der Rückseite eines jeden Blatts hat Quaytman persönliche Reflexionen zu dem betreffenden Bild vermerkt.

(RP)
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