Mönchengladbach Püllen: "Das Urteil beruhigt mich nicht"

Mönchengladbach · Nach der Urteilsverkündung gegen den 72-jährigen Amokschützen von Schwalmtal zeigte sich der Mönchengladbacher Ratsherr Bernd Püülen am Dienstag nicht zufrieden mit dem Urteil.

Püllen war als Gutachter für den Kreis Viersen bei dem Ortstermin in Schwalmtal im August vergangenen Jahres dabei, als der Rentner zwei Rechtsanwälte aus dem Kreis Viersen und einen weiteren Gutachter erschoss. Püllen überlebte als einziger schwer verletzt. Das gestrige Urteil trage nicht zu seiner Beruhigung bei: "Nicht, dass in ein paar Jahren irgendein Gutachter feststellt, dass der Mann geheilt ist und entlassen werden kann."

Er habe nicht mit diesem Urteil gerechnet, sondern mit "lebenslänglich": "Wenn man nicht einmal mehr für einen Dreifachmord lebenslänglich bekommt — wofür denn dann?" Dennoch hoffe er, dass nun nach der Urteilsverkündung ein wenig Ruhe einkehre: "Seit dem Prozessauftakt durchlebe ich alles immer wieder, immer wieder wird alles aufgewühlt. Das wird auch den anderen betroffenen Familien so gehen."

Lebenslänglich hatte auch die Staatsanwaltschaft für den 72-Jährigen gefordert. 15 Jahre Haft und sofortige Unterbringung in der Psychiatrie, das ist nun die Strafe für Hans P., den das Mönchengladbacher Schwurgericht gestern des dreifachen Mordes und des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für schuldig befand. Wann und wohin P. gehen muss, das soll noch in dieser Woche entschieden werden.

Ähnlich wie Püllen nahm auch Gisela B. aus Schwalmtal, die Tante des Ex-Schwiegersohns des Rentners, gestern das Urteil auf. Sie war bei einem Familienstreit im April 2006, der als Hintergrund der Bluttat gewertet wird, verletzt worden. Für sie hat Hans P. mit dem Urteil "zu wenig gekriegt". Sie hätte eine härtere Strafe begrüßt. P.s Tochter Barbara K. schüttelte nach Prozessende nur stumm mit dem Kopf: "Ich sage lieber gar nichts dazu."

Nachbarn sind misstrauisch

Auch die Nachbarn am Margeritenweg in Schwalmtal sind noch misstrauisch. "Manchmal denke ich, wir sitzen auf einem Pulverfass", sagt ein Anwohner. Für die Straße sei es "von Vorteil, wenn der nie mehr frei kommt", so ein weiterer Anwohner. Ein älterer Mann glaubt nicht, dass nun Ruhe einkehrt. "Das kommt erst nach dem 26. April." Für diesen Tag ist die Zwangsversteigerung des Tathauses in Amern angesetzt.

Die Angehörigen der Opfer wollten sich selbst nicht äußern. Ihre Anwälte aber erklärten, zufrieden mit dem Urteil zu sein. Ob man noch Zivilverfahren anstrengen werde, um möglicherweise Schadenersatz zu erhalten, das wolle noch überlegt sein.

(RP)
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