Mönchengladbach Prozess um getöteten Säugling Leo - Vater räumt Tat ein

Mönchengladbach · Der kleine Leo aus Mönchengladbach wurde nur 19 Tage alt. Sein Vater soll ihn missbraucht und getötet haben. Seine Mutter will nichts davon mitbekommen haben. Am Dienstag begann der Prozess gegen seine Eltern.

 Der Fall des getöteten Babys Leo hat viele Menschen berührt. Vor der Wohnung der Eltern wurden Kerzen, Plüschtiere und Blumen abgelegt.

Der Fall des getöteten Babys Leo hat viele Menschen berührt. Vor der Wohnung der Eltern wurden Kerzen, Plüschtiere und Blumen abgelegt.

Foto: Isa Raupold

Der damals 26 Jahre alte Vater des kleinen Leo soll am 21. Oktober 2015 seinen Sohn über einen Zeitraum von vier Stunden misshandelt haben, indem er sich auf ihn setzte, ihn schlug und schüttelte. Anschließend soll er ihn sexuell missbraucht haben. Laut Staatsanwalt schlug der Vater Leos Hinterkopf anschließend zweimal auf eine Tischkante. Der Mann habe erkannt, dass Leo spätestens nach dem zweiten Schlag gestorben sei. Um sicher zu gehen, habe er den Hinterkopf noch ein drittes Mal auf die Tischkante geschlagen.

Vor Gericht las der Anwalt des Vaters des kleinen Leos eine Erklärung vor. Demnach räumt Pascal W. die Tat ein. Auf Einzelheiten ist man jedoch nicht eingegangen.

Die zur Tatzeit 25-jährige Mutter des kleinen Leo, Melanie Brigitte W. habe über Stunden die Schreie des Kindes gehört und sich schlafend gestellt. Dabei habe sie den Tod ihres Sohnes billigend in Kauf genommen. Vor Gericht wurde sie am Dienstag eine Stunde befragt. Sie hat ihrer Aussage, die sie im Oktober bei der Polizei machte, widersprochen. Sie habe damals "einfach nur gewollt, dass es aufhört", sagte sie vor Gericht. Deswegen habe sie bei der Befragung "einfach alles abgenickt". "Man kann nicht in Worte fassen, wie sich eine Mutter fühlt, der man ihr Kind nimmt", sagte sie unter Tränen. Sie sei bis zuletzt vom plötzlichen Kindstot ausgegangen. Sie hat die Scheidung von ihrem Mann eingereicht.

Ihr Rechtsanwalt teilte mit, dass man sich die "Entwicklung der damaligen Vernehmungssituation" anschauen müsse. Was die Mutter des kleinen Leo damals gesagt habe, sei in eine "gewisse Richtung interpretiert" worden.

Mit einer Stunde Verspätung begann die Hauptverhandlung am Landgericht Mönchengladbach. Die Staatsanwaltschaft wirft Leos Vater unter anderem Mord und der Mutter Melanie Brigitte W. Totschlag durch Unterlassen vor.

Die Anklage geht davon aus, dass der Vater, nachdem das neugeborene Kind am 6. Oktober 2015 das Krankenhaus verlassen hatte, zunehmend eifersüchtig auf den Säugling geworden sei und ihn als Rivalen um die Liebe der Mitangeklagten Melanie Brigitte W. betrachtet habe. In den folgenden Tagen habe Pascal W. Leo in vier Fällen körperlich durch Schläge und durch die Ausübung von Druck mit den Händen auf den Körper misshandelt. Im Verlauf der Nacht zum 21. Oktober habe Pascal W. beschlossen, den zu diesem Zeitpunkt 19 Tage alten Leo zu töten.

Für den Prozess führt das Landgericht strenge Sicherheitsmaßnahmen durch. Neben der regulären Personenkontrolle finden zusätzliche Kontrollen vor dem Eingang zum Sitzungssaal statt. Elektronische Geräte dürfen nicht genutzt werden. Um 9 Uhr morgens war die Lage bei Gericht trotz der Sicherheitsmaßnahmen ruhig. Der Prozessbeginn verzögerte sich jedoch um eine Stunde, da die der Gefangenentransport sich verspätete. Für den ersten Prozesstag sind insgesamt sieben Zeugen geladen, bei den Zeugen handelt es sich um Polizisten. Eine Nebenklage gibt es nicht.

Insgesamt sind für das Strafverfahren sieben Termine angesetzt.

(skr)
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