Mönchengladbach Prozess: Bewaffneter Raubüberfall auf Odenkirchener Kiosk

Mönchengladbach · Am 15. November 2007 überfielen zwei maskierte Männer einen Kiosk in Odenkirchen. Die Inhaberin wurde mit einem Messer bedroht.

Die Räuber erbeuteten damals 280 Euro. Ein 25-jähriger Angeklagter, Sohn eines englischen Soldaten, muss sich seit zehn Tagen vor der Ersten Jugendkammer des Mönchengladbacher Landgerichts wegen schweren Raubes verantworten. Der Komplize wurde bereits im März vergangenen Jahres zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der zeitweise flüchtige Angeklagte wurde dagegen erst im vergangenen Jahr, als er auf dem Weg aus England nach Deutschland war, verhaftet.

Allerdings kann sich der 25-Jährige, der seit seiner Kindheit an epileptischen Anfällen leidet, weder an einen Überfall noch an ein Messer erinnern. Zugleich gab er vor Gericht zu, den Komplizen nicht zu kennen. Aber der Mittäter, der aus der Haft in den Gerichtssaal geführt wird, ist sich sicher: "Hundertprozentig war der Angeklagte dabei." Die beiden konsumierten damals zusammen Drogen, hatten aber kein Geld. So seien sie auf die Idee gekommen, den Kiosk zu überfallen. "Wir hatten uns wie im Wilden Westen Kopftücher vor Mund und Nase gebunden, als wir den Kiosk betraten", so der Komplize.

Das bestätigte die damalige Betreiberin des Kiosks. "Kasse auf, schrien die vermummten Männer", erinnerte sich die 60-Jährige. Einer sei über die Theke gesprungen. "Beide griffen in die Kasse", so das Opfer, das nach wie vor unter Angstzuständen leidet. Nach der Aussage des Opfers bedauerte der sichtlich erschütterte Angeklagte: "Das tut mir echt leid".

Ein Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe schlug dem Gericht gestern die Anwendung von Jugendstrafrecht vor. Zur Tatzeit sei der Angeklagte 20 Jahre und sieben Monate alt gewesen und habe unter Reifeverzögerungen gelitten. Zugleich schilderte der Vertreter der Jugendgerichtshilfe die schwierige Kindheit des Angeklagten. Seit seinem achten Lebensjahr verbrachte der Angeklagte seine Schulzeit in englischen Internaten. Der Vater arbeitete in Deutschland für die englische Army. Der 25-Jährige konnte seine Eltern nur in den Ferien oder an den Wochenenden sehen. Als die Ehe der Eltern geschieden wurde, lebte er zeitweise bei dem wieder verheirateten Vater, später in einer eigenen Wohnung in Mönchengladbach. Eine Phase des Drogenkonsums beendete der Mönchengladbacher mit einer Therapie. Inzwischen sei er clean, beteuerte er gestern — weder Alkohol noch Drogen. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP/rl)
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