Mönchengladbach Prozess: Aus Wut Feuer gelegt

Mönchengladbach · Gelassen erzählte ein wegen versuchten Mordes angeklagter Rheydter am Montag, wie er mit Bioethanol die Tür der Nachbarin anzündete. Anschließend habe er in Selbstmordabsicht auch seine Wohnung in Brand gesetzt.

 In einem Mehrfamilienhaus an der Friedrich-Ebert-Straße hatte der Angeklagtein zwei Wohnungen Feuer gelegt.

In einem Mehrfamilienhaus an der Friedrich-Ebert-Straße hatte der Angeklagtein zwei Wohnungen Feuer gelegt.

Foto: Reichartz

Im Prozess vor dem Mönchengladbacher Schwurgericht gab der Rheydter (64) am Montag ohne weiteres zu, am 13. März in einem Mehrfamilienhaus an der Friedrich-Ebert-Straße in zwei Wohnungen Feuer gelegt zu haben. Das nennt die Staatsanwältin: Versuchten Mord und schwere Brandstiftung, jeweils in zwei Fällen. Heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln soll der gelernte Schaufenstergestalter versucht haben, acht schlafende Mitbewohner zu töten. Deren Tod soll der Mieter in der Märznacht zumindest billigend in Kauf genommen haben.

Lärm und Hundegebell

Der Mann, der im Streit mit der 72-jährigen Nachbarin ziemlich ausfallend werden konnte, schilderte gestern gelassen, wie er damals vor deren Wohnungstür Bioethanol schüttete und anzündete. Ja, er habe damals unüberlegt gehandelt, gab der geständige Angeklagte zu. Aber er habe sich über ständigen Lärm und Hundegebell in der Wohnung der 72-Jährigen geärgert. Außerdem habe die Frau dauernd ihren Mann angeschrien. Am Morgen des Tattages sollte die Wohnung des Angeklagten durch den Gerichtsvollzieher zwangsgeräumt werden, weil er monatelang keine Miete gezahlt hatte. Für diese Maßnahme machte der 64-Jährige offenbar die Nachbarin verantwortlich.

Im Gerichtssaal wies er darauf hin, dass die Frau in der Brandnacht wach gewesen sei. Das habe er gehört. Das Feuer dehnte sich damals bis in die Wohnung der Nachbarin aus. Doch die Mieterin wurde vom Knistern herabfallender Lackstücke aus der brennenden Tür geweckt und konnte den Brand selbst löschen. "Ich habe gehört, wie sie die Feuerwehr verständigte", erinnerte sich der Angeklagte. Danach ging er in seine Wohnung zurück. "Ich wollte mich umbringen. Deshalb habe ich an vier Stellen in dem Appartement Feuer gelegt", so der Rheydter gestern. Aber die Selbsttötungsversuche misslangen. "Dann kam die Druckwelle, ich bekam Angst und öffnete das Küchenfenster", so der 64-Jährige. Kurz danach klingelte der Gerichtsvollzieher.

Gestern sagte die 72-Jährige aus. Die inzwischen verwitwete Rentnerin, die seit 37 Jahren in dem Haus wohnt, machte ihre Zeugenaussage nur in Abwesenheit des Angeklagten. Sie habe Angst vor ihm. Deshalb habe sie den Mann, der sie mit Beleidigungen und Drohbriefen verfolgte, nie angezeigt. Zunächst sei alles friedlich im Haus gewesen. Dann kamen Briefe wie dieser: "Halten Sie den Köter ruhig, sonst schlage ich den kaputt". Beim Ordnungsamt habe er sie verdächtigt, den Hund nicht tiergerecht zu halten.

Dagegen erklärte der Angeklagte, er habe der Mitbewohnerin und der Hausverwaltung nur "eins auswischen wollen".

(RP/url)
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