Mönchengladbach Protest gegen Pro NRW

Mönchengladbach · Rund 200 Bürger haben am Freitag gegen den provozierenden Auftritt der rechtspopulistischen Bewegung Pro NRW vor der Mülforter Moschee demonstriert. Salafisten tauchten dort nicht auf. Sie verteilten Korane am alten Theater.

Pro NRW provoziert vor Moschee
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Um 10.30 Uhr begann ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert. Es galt den Anhängern der rechtspopulistischen Bewegung Pro NRW, die zu diesem Zeitpunkt an der Diyanet-Moschee an der Duvenstraße eintrafen. 200 Bürger und Politiker hatten sich vor dem muslimischen Gebetshaus zur Gegendemonstration versammelt.

"Ihr sollt nach Hause gehen. Ihr sollt nach Hause gehen", skandierten sie, als etwa ein Dutzend Pro-NRW-Aktivisten aus dem Auto stieg. Plakate mit Aufschriften wie "Aufstehen für Menschenwürde, gegen Rechtsextremismus" wurden in die Luft gehalten. Für den Protest gegen den Auftritt der Splitterpartei waren Schüler vom Unterricht freigestellt worden, hatten sich Menschen extra einen Tag Urlaub genommen und wichtige Termine abgesagt.

Seit einer Woche ist die rechtspopulistische Bewegung auf ihrer "Freiheit-statt-Islam"-Tour, bei der sie vor Moscheen mit Mohammed-Karikaturen provozieren will. In Solingen war es dabei zu Ausschreitungen mit Salafisten gekommen. In Mönchengladbach blieb gestern alles ruhig. Die Polizei sorgte dafür, dass Pro-NRW-Anhänger und Demonstranten strikt getrennt blieben.

Nur einmal wurde die Grenze durchbrochen, als ein Mann den Lautsprecher der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Splitterpartei niedertrat, und eine Frau ein Wahlkampfplakat mit roter Farbe bemalte. Zwei Stunden sollte die Aktion von Pro NRW in Mülfort dauern, doch die Rechtspopulisten, die wie einst die Salafisten in Eicken Gegendemonstranten fotografierten, brachen früher auf. Ihren Reden wollten sowieso nur wenige zuhören.

"Wir wollen Frieden, keine Provokation", sagte Bünyamin Berk, Vorsitzender der Moscheegemeinde an der Duvenstraße. Eigentlich hätte an diesem Tag um 13.50 Uhr das Freitagsgebet stattgefunden, zu dem immer 500 bis 600 Muslime kommen. Aber die Gemeinde war von der Polizei rechtzeitig über die Aktion von Pro NRW informiert worden. "In der vergangenen Woche haben wir allen Bescheid gesagt, dass wir das Freitagsgebet auf 14.30 Uhr verschieben. Die meisten waren sofort einverstanden. Wir wollten dem Streit kein Feuer geben", sagt Berk.

Einerseits freute sich der Vorsitzende der Diyanet-Moscheegemeinde über die starke Präsenz an Ordnungshütern an diesem Tag. Andererseits ärgerte sich Bünyamin Berk aber auch, dass für so wenige Leute mit extremen Ansichten ein derart großes Polizeiaufgebot notwendig war.

Als die Pro-NRW-Aktivisten, die nicht auf das Moschee-Gelände durften, abreisten, wollten sie noch im Schritttempo an den Gegendemonstranten vorbeifahren. Doch das erlaubte die Polizei nicht.

An der Duvenstraße ließen sich die Salafisten gestern nicht blicken, dafür aber an der Hindenburgstraße. Zum ersten Mal nach vielen Monaten hatten sie wieder einen Infostand angemeldet. Dort wurden wie in vielen anderen Städten Korane verteilt — genau unter dem Wahlplakat des Sprechers der Bürgerinitiative, Wilfried Schultz, der ab 2010 gegen die Salafisten kämpfte und nun für den Landtag kandidiert. Mitglieder der Bürgerinitiativen und Schultz selbst verteilten gestern Handzettel unter der Überschrift "Bürger wehrt Euch gegen die salafistischen Faschisten" neben dem Infostand, an dem auch die Ereignisse an der Duvenstraße Thema waren. Sven Lau, früherer Vorsitzender des ehemaligen Vereins "Einladung zum Paradies", ließ sich ebenfalls blicken. Auch an der Hindenburgstraße blieb gestern alles friedlich. Einziger Zwischenfall: Ein Nazi-Gegner trat den Plakatstand der Salafisten ein.

(RP/rl)
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