Mönchengladbach Potenzial für weitere 100.000 Einwohner

Mönchengladbach · Die Standpartner der Stadt ziehen ein positives Fazit der Expo Real und halten ein stärkeres Wachstum für möglich.

 Diese Bebauung ist an der Steinmetzstraße geplant.

Diese Bebauung ist an der Steinmetzstraße geplant.

Foto: Schrammen

"Tschaka" - dieser Begriff von Motivationstrainern zog sich wie ein roter Faden durch den Auftritt von Mönchengladbach auf der Immobilienmesse Expo Real in München. Die Vitusstadt ist im Aufbruch, das war an dem Andrang am Gemeinschaftsstand des Standorts Niederrhein zu merken, die Zahl und das Niveau der geführten Gespräche bestätigten das steigende Interesse von Investoren an Mönchengladbach. "Wir haben starke Partner in der Region, sind aber klar die Nummer eins", verkündete Stadtplanungsdezernent Gregor Bonin. Manchem am Stand verschlug es angesichts dieses Selbstbewusstseins die Sprache. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners formulierte es milder, sprach von "Oberzentrum", doch die Botschaft war klar: Die 270.000-Einwohner-Stadt ist im Aufbruch und weiß um die neue Stärke.

Das spiegelte sich auch in der Runde der Standpartner aus Mönchengladbach wider: "In der Stadt gibt es eine ideale Konstellation", sagte Makler Norbert Bienen. "Verwaltung, Politik, Bürger und Wirtschaft ziehen an einem Strang, damit es weiter vorangeht mit Mönchengladbach. Das hat es viele Jahre nicht gegeben." Architekt Burkhard Schrammen ging weiter, prognostizierte, die Stadt werde stärker wachsen: "Um 100.000 Einwohner, das ist möglich", so Schrammen. Als große Flächenstadt biete sie viel Potenzial. Mit seinem geplanten Großprojekt an der Steinmetzstraße an der Grenze zum Gründerzeitviertel trägt er mit einem komplett neuen Quartier mit 137 Mietwohnungen dazu bei, dass auch Wohnraum entsteht. Es ist nicht sein einziges Projekt in Eicken, 109 weitere Wohnungen sollen an der Schwogenstraße entstehen.

"100.000 zusätzliche Einwohner - da wäre für uns Architekten noch einiges zu tun", sagte Fritz Otten. Er präsentierte auf der Messe nicht nur seine Markthalle, die auf dem Kapuzinerplatz gebaut werden soll, sondern auch das Projekt Boetzelen Höfe, bei dem an der Künkelstraße unter anderem ein Hotel mit 122 Betten realisiert werden soll.

Voll des Lobes zeigte sich auch Martin Dornieden vom gleichnamigen Projektentwickler über die "Metropole Mönchengladbach": "Die Menschen wollen in eine Stadt ziehen, die funktioniert." Das sei in Gladbach der Fall, weil in Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung die richtigen Akteure säßen. Dornieden entwickelt an der Neuhofstraße in Eicken ein Quartier mit 133 Wohneinheiten.

 Das Neuhof-Quartier entsteht demnächst in Eicken.

Das Neuhof-Quartier entsteht demnächst in Eicken.

Foto: Hartmann

Oberbürgermeister Reiners hält mit Blick auf das Konzept "MG+ - wachsende Stadt" einen nennenswerten Einwohnerzuwachs für möglich, bleibt aber "etwas vorsichtiger". Die 300.000-Grenze zu überspringen, sei realistisch. Architekt Otten schloss sich dem an: "Man muss die Qualitäten in der Entwicklung sichern." Das sei bei zu schnellem Wachstum nicht möglich. Es müsse gewährleistet sein, dass die Menschen sich das Wohnen in der Stadt noch leisten könnten und die in Mönchengladbach gute Mischung erhalten bleibt. "Es dürfen nicht gute und schlechte Stadtviertel in extremer Form entstehen."

"Wir müssen angesichts der Dynamik fünf Prozent Wachstum pro Jahr schaffen, wenn wir weiter an einem Strang ziehen", so Bienen. Schrammen betonte, dass Wohnen und Arbeiten im Gleichklang sein müssten. Mit der positiven Entwicklung in den Bereichen Logistik, Textil, Büro und Gewerbe gebe es auch dafür Potenzial. Bienen ist sich sicher, dass ein Angebot die Nachfrage nachzieht. Dies zeige das Beispiel Nordpark und das aktuellste Projekt "Paspartou".

Dass Wachstum auch beim Messeauftritt eine organisatorische Herausforderung sein kann, sahen die Stand-Partner und der Rathaus-Chef gleichermaßen bei ihrem gestrigen Fazit zur Expo Real: "Der Stand platzt aus allen Nähten", sagt Schrammen - man habe einzelne Projekte gar nicht richtig präsentieren können. Mönchengladbach sei nicht richtig sichtbar gewesen, betonen auch Reiners und Bienen.

Deswegen wird jetzt offen darüber nachgedacht, ob der Gemeinschaftsstand mit Krefeld sowie den Kreisen Neuss, Viersen, Kleve und Wesel noch die richtige Plattform ist. Die Metropolregion Rheinland könne eine geeignetere Kategorie sein oder ein kleinerer Zusammenschluss mit Mönchengladbach an der Spitze. "Das ist eine logische Folge aus der Entwicklung, die die Stadt in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat", so Schrammen.

(dr)
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