Mönchengladbach Polizei will das Projekt Walking Bus ausweiten

Mönchengladbach · An 16 von 43 Grundschulen in der Stadt läuft bereits das Projekt "Walking Bus" der Gladbacher Polizei. Dabei gehen die Kinder morgens auf festgelegten Routen mit Haltestellen in Gruppen zu Fuß zur Schule, erwachsene Betreuer begleiten sie. Den Anfang machte 2009 die Hermann-Gmeiner-Grundschule. "Wir möchten auch noch die anderen Grundschulen erreichen", sagte Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre gestern bei einer Pressekonferenz. Daher wird nun verstärkt für das Projekt geworben, etwa bei Informationsabenden mit Eltern. Vier weitere Schulen hätten schon Interesse bekundet, sagte Tirre. Der "Walking Bus" leiste Präventionsarbeit: "Wir haben gute Erfolge vorzuweisen." Die Zahl der jährlichen Schulwegsunfälle habe sich von 30 im Jahr 2006 auf 18 beinahe halbiert. Wenn es gelinge, die übrigen Grundschulen zu erreichen, "werden wir auch die restlichen 18 Unfälle wegbekommen".

Stadtsparkasse stellt Schärpen

Der Polizeipräsident sieht noch weitere Vorteile in dem Projekt, das es unter anderem auch in Großbritannien gibt. Zum Beispiel lernten die Kinder, bei jedem Wetter draußen unterwegs zu sein. Sie kämen ausgetobt an der Schule an, und morgens gebe es vor den Schulen weniger Verkehr – weil weniger Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen. Wie viele Schüler den gehenden Bus im Stadtgebiet nutzen, vermochten die Organisatoren gestern nicht zu sagen. Vor allem Erst- und Zweitklässler sind es, an manchen Schulen 20 bis 30, an anderen 50 bis 60. Jede Schule organisiert das Projekt selbst, die Routen sind höchstens 20 bis 25 Gehminuten lang.

Ein bis zwei Betreuer begleiten die Kinder, die alle gelbe Leuchtschärpen tragen – bereitgestellt von der Stadtsparkasse. Jede Schule entscheidet selbst, ob die Kinder morgens alleine zu den beschilderten Haltestellen gehen oder von ihren Eltern hingebracht werden sollen. An der Gemeinschaftsgrundschule Hardt laufen die Schüler alleine zu den Treffpunkten. Dadurch gewännen die Eltern "ein Stück Lebensqualität" zurück, findet Marco Meer. Alle 14 Tage ist er selbst als Betreuer im Einsatz, seine Tochter Julia nutzt den "Walking Bus". Weil Meer die Siebenjährige nicht mehr jeden Tag zur Schule bringt, hat er jetzt oft mehr Zeit für seinen morgendlichen Kaffee. Anneliese Schäffer hat zwei Kinder, die regelmäßig den "Walking Bus" zur Annaschule nehmen. "Vorher habe ich sie jeden Tag mit dem Auto gebracht", sagte sie. Jetzt haben alle drei mehr Bewegung, denn auch die Mutter ist Betreuerin und begleitet einmal pro Woche den Nachwuchs. Einige Elternteile gingen danach auch die ganze Strecke wieder zurück nach Hause.

Nicht nur den Erwachsenen ist es wichtig, dass die Kinder mit dem "Walking Bus" sicher zur Schule kommen. Auch viele Schüler fühlen sich so bedeutend wohler, wie zum Beispiel Erstklässlerin Celina (7) von der Gemeinschaftsgrundschule Wickrath. Vorher habe sie immer Angst gehabt, dass sie auf dem Schulweg von Fremden angesprochen und entführt werde, erzählte sie. Jetzt nicht mehr.

(RP)
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