Mönchengladbach Poesie des Fußes

Mönchengladbach · Seit 30 Jahren gibt es in Mönchengladbach die Gesellschaft für Ballett und Tanz. Der Verein fördert die Sparte Ballett am Theater. Wir sprachen mit Victoria Bröcker, Christa Siegers und Jörg Gutsche.

 Szene aus dem Ballett "Tangonacht plus" von Robert North mit Musik von Astor Piazzolla, André Parfenov.

Szene aus dem Ballett "Tangonacht plus" von Robert North mit Musik von Astor Piazzolla, André Parfenov.

Foto: Matthias Stutte

Sieben Jahre, von 1985 bis 1992, leitete die Choreografin Irene Schneider die Ballettcompagnie des Theaters Krefeld und Mönchengladbach. Doch auch 25 Jahre nach ihrem Weggang (nach Magdeburg) kann sie eine bleibende Errungenschaft vorweisen, die auf ihre Initiative hin zustande kam: Es war im Frühjahr 1987, als Irene Schneider den Gladbacher Komponisten und Ballettfreund Wolfgang Hildemann fragte, ob er sich für einen Förderverein der Sparte stark machen könnte. Denn wenn es um Sparmaßnahmen an den Vereinigten Bühnen ging, wurde von Politikern gebetsmühlenartig die Existenz des Ballettensembles infrage gestellt. Hildemann wurde zum Vorsitzenden der neuen, 20 Gründungsmitglieder zählenden Gesellschaft gewählt, dies geschah am 26. März 1987.

Schwärmte Homer vom Tanz noch als der "göttlichsten der Künste", sprach der englische Barockdichter John Dryden etwas nüchterner von der "Poesie des Fußes". Die künstlerische Ausdrucksmacht tanzender Körper zur Musik ist jedenfalls bis heute eine Kunstgattung, die Menschen hinreißt und begeistert. Eben auch die gut 200 Mitglieder der Gesellschaft für Ballett und Tanz, deren Vorsitz seit elf Jahren eine ehemalige Tänzerin führt: Victoria Bröcker, die unter ihrem Mädchennamen Victoria Newey einige Spielzeiten lang im Ensemble tanzte. Nach Beendigung ihrer tänzerischen Laufbahn im Jahr 2000 wechselte sie in die Funktion einer Inspizientin. Dass sie sich Anfang der 1990er-Jahre von Braunschweig aus überhaupt für Krefeld/Mönchengladbach und nicht für Kassel entschied, hatte schon damals mit dem Wirken des hiesigen Ballettfreundeskreises zu tun: "Aufgrund von dessen Unterstützung war der renommierte Choreograf Uwe Scholz als Gast für eine Tanzproduktion mit der Klaviersuite von Rachmaninow verpflichtet worden. Als ich davon hörte, nahm ich das Angebot für Mönchengladbach an", erzählt Bröcker.

Die Gesellschaft für Ballett und Tanz kann keine Riesensummen stemmen, um etwa den Löwenanteil der Kosten fürs Ballett zu tragen. Aber mit gezielten Maßnahmen sorgt sie dafür, dass die betreffende Ballettdirektorin oder (seit 2011) Ballettchef Robert North besondere Ideen bei der Ausstattung von Ballettabenden umsetzen können. "Zum Beispiel haben wir die Anschaffung von Seidenschärpen für das Ballett ,Carmen' finanziert", nennt Schatzmeisterin Christa Siegers ein Beispiel. Auch die Tradition, das Engagement von Gasttänzern zu ermöglichen, setzt die Gesellschaft fort. Zum Beispiel mit der Gabe von 8000 Euro vor zwei Jahren, als Robert North seinen 70. Geburtstag beging. Dass jeden Montag ein Physiotherapeut ins Theater kommt, um die schmerzenden Muskeln, Sehnen und Gelenke von strapazierten Tänzerkörpern zu behandeln, ist ein besonders gefragtes Angebot aus der Sponsoring-Palette. Für eine Geigensolistin in dem Kinderballett "Pinocchio" des Theaterpianisten André Parfenov übernahm der Verein die Kosten. "Wir konzentrieren uns auf gezielte Fördermaßnahmen, das hat sich bewährt", resümiert Beisitzer Jörg Gutsche. Selbstverständlich genießen die Ballettfreunde auch ein paar Privilegien: "Wir bieten Probenbesuche an, geben viermal im Jahr das Info-Heft ,Kulisse' heraus und veranstalten für die Mitglieder die Reihe ,Tänzer im Gespräch', wobei es zu ganz persönlichen Begegnungen mit neu engagierten Tänzerinnen und Tänzern kommt", hebt Vicky Bröcker hervor. Und damit Theaterbesucher das ganze Jahr über das Ballett in ästhetisch ansprechendster Präsentation in Erinnerung behalten, gibt die Gesellschaft alljährlich einen Ballettkalender mit Aufführungsfotos heraus.

Die Gesellschaft nimmt gern weitere Mitglieder auf. Der Jahresbeitrag liegt bei 15 Euro. Kontakt: www.gesellschaft-fuer-ballett-und-tanz.de

(ri)
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