Mönchengladbach Plötzlich mitten im Einsatzgeschehen

Mönchengladbach · Kinder und Jugendliche übten einen Rettungseinsatz nach einem Unfall. Mit dabei zwei Autos vom Schrott und Theaterschminke.

 Die Jugendfeuerwehren Giesenkirchen und Rheydt sowie die Johanniterjugend, 45 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren starteten das Projekt "Gemeinsam stark".

Die Jugendfeuerwehren Giesenkirchen und Rheydt sowie die Johanniterjugend, 45 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren starteten das Projekt "Gemeinsam stark".

Foto: Ilgner

Die Jugendfeuerwehren Giesenkirchen und Rheydt sowie die Johanniterjugend, insgesamt 45 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren haben sich gemeinsam mit ihren 17 Betreuern zusammengetan. Zum ersten Mal führten sie das Projekt "Gemeinsam stark" durch, das aus einem 24 Stunden-Wachdienst bestehen wird. Ein ganz normaler Einsatz also. Wenn auch in diesem Fall die Einsätze simuliert sein werden. Und bei Sonnenschein wäre es einfach viel zu schön gewesen. So fühlt sich das Ganze schon erheblich echter an. Denn es regnet in Strömen und will man dem Wetterbericht glauben, bleibt das den ganzen Samstag so.

Ziemlich plötzlich sitzt die Berichterstatterin auf dem Beifahrersitz des Einsatzleitwagens, den Stephen Meuer fährt. Wir sind unterwegs zu einem "Unfall" auf der Autobahn A44. Zwei Wagen sind verunglückt. Es gibt eine Verletzte. Stephen Meuer ist 23 Jahre alt und bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit er zehn Jahre war, er ist im Hauptberuf im Rettungsdienst der Johanniter tätig. Die Vorbereitungen haben ein halbes Jahr gedauert, erzählt er und waren aufwändig: Allein den simulierten Unfall auf dem toten Stück Autobahn A44 zu organisieren benötigte eine ziemliche Menge an Telefonaten, E-Mails, Genehmigungen.

Hinter uns fahren ein Löschfahrzeug, der Rettungswagen und ein Hilfeleistungslöschfahrzeug. Kurz vor der Unfallstelle schaltet Meuer das Martinshorn ein - sein eigenes Wort kann nun niemand mehr hören. Am Unfallort geht es gelassen zu. Céline, 15, spielt in einer Schauspielgruppe und ist vorbereitet für die Rolle des Opfers: Ihr Kopf liegt auf dem Lenkrad, sie ist offenbar bewusstlos, sehr bleich, eine bedrohliche Platzwunde prangt auf ihrer Stirn. Theaterschminke natürlich - aber überzeugend das Ganze. Sie zittert recht echt, als sie wieder ansprechbar sein darf. Das allerdings ist nicht nur ihrer Rolle geschuldet. Der Regen fällt unaufhörlich weiter.

Der zweite Unfallwagen - beide sind übrigens vom Schrottplatz - steht ein wenig abseits. Da sich niemand drin befindet, braucht sich darum niemand zu kümmern.

Jannik und Jannik, beide 16, müssen sich als erste dem verunglückten Fahrzeug nähern. Gut, dass ihr Ausbilder immer bei ihnen ist. "Ein bisschen Angst, was falsch zu machen, ist da. Das ist ja auch das erste Mal für uns", erklären sie. Aufgeregt sind sie auf jeden Fall. Aber die Freude und der Spaß an dieser Aktion stehen ihnen ebenso ins Gesicht geschrieben. Immer begleitet und notfalls instruiert von ihrem Ausbilder nähern sie sich dem Auto, nachdem eine andere Gruppe die Heckscheibe aufgesprengt hat. Der Puls des Opfers wird gemessen, die Halskrause angelegt.

Anne (11) Lennart (10) und Leni (12) sichern den Unfallort. Emily, (11) und Joanna (10) halten den Wasserschlauch bereit. Vor ihnen steht der Feuerlöscher. Beides können sie bedienen. Das haben sie trocken und nass geübt. "Wir müssen warten, bis die Verletzte geborgen ist und aufpassen, ob das Auto Feuer fängt." Ziemlich professionell machen die beiden das - beneidenswert die Sicherheit, mit der sie im Notfall den Feuerlöscher einsetzen würden.

Der Regen fällt weiter. Aber der guten Laune aller tut das keinen Abbruch. Die Schicht hat erst vor zwei Stunden begonnen. Feldbetten für die Ruhezeiten stehen bereit ("Wahrscheinlich gibt es genau dann einen neuen Alarm, wenn wir schlafen", ahnen Emily und Joanna), am Abend wird gegrillt. Dafür haben die Firma Trinkgut vier Kästen Getränke und die Freiwillige Feuerwehr Rheydt das Grillgut gespendet.

Und davor oder danach - außer dem Einsatzleiter weiß das niemand - wird es noch weitere spannende Einsätze geben: im Freibad und am Flughafen.

(sb)
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