Kolumne Live dabei Wenn bei Rock’n’Roll von Pinball die Hütte brennt

Mönchengladbach · Im Messajero feierten die Musiker um „Elvis“ Elschenbroich ihr 40-Jahr-Bühnenjubiläum.

   Pinball mit Frontmann Klaus „Elvis“ Elschenbroich brachten beim Jubiläumskonzert im Messajero die Stimmung zum Kochen.

Pinball mit Frontmann Klaus „Elvis“ Elschenbroich brachten beim Jubiläumskonzert im Messajero die Stimmung zum Kochen.

Foto: (C) Maris Rietrums

Es war kurz vor 21 Uhr, als vergangenes Wochenende im seit Tagen ausverkauften Club-Raum vom Restaurant Messajero die „20th Century Fox Fanfare“ von Komponist Alfred Newman erklang und alle Blicke sich erwartungsvoll auf die Bühne richteten. Mönchengladbachs älteste Livegruppe, die Original Pinball Rock’n’Roll Band, hatte zum 40. Jubiläum geladen und begann den Festabend furios mit „Johnny B. Goode“. Mit dröhnender Bassdrum fing Youngster Dominik Michel die flinken Bassläufe von Willie Bergen ein. Die hämmernden Piano-Töne von Hardy Fischer lockten jetzt auch die restlichen Gäste vom Restaurant-Trakt in den Live-Club.

Ein, zwei satte Gitarren-Riffs von „Dufte“ Albers und schon brachte Sänger Klaus „Elvis“ Elschenbroich nach herzlicher Begrüßung („muss sein“) und einigen Takten die feierwütige Gesellschaft in Fahrt. Die Stimmung glich von Beginn an der bei einem Klassentreffen mit besten Freunden. Jeder der meist älteren Herrschaften kannte fast jeden Gast im Live-Club an der Sophienstraße und alle zusammen freuten sich über die selten live gehörten Gassenhauer ihrer oftmals wilden Jugendzeit. Wie beispielsweise über „Lucille“, das durch den glänzend aufgelegten Saxophonspieler Achim Rietzler den Sound rund machte und so die Sologitarre kongenial ergänzte.

Die Szene im Saal war beherrscht von „Silberrücken“, pardon, von ehrwürdig ergrauten älteren Herren und vielen tanzwütigen Damen. Die bedauerten nichts mehr, als dass die Tanzfläche aufgrund der drangvollen Enge zu wenig Platz für flotte Bewegung bot. Pinball-Konzerte sind immer stimmungsvoll. Die Szenerie und der Anlass trieben diesmal jedoch das Sextett geradezu in einen Spielrausch. „Little Richard hätte es nicht besser machen können“, fand ein begeisterter Gast . „Meine blauen Schuhe habe ich diesmal leider daheim vergessen“, kümmerte es unter fröhlichen Publikumsgelächter den Sänger, bevor er „Blue Suede Shoes“, den Elvis-Presley-Klassiker, intonierte. Tatsächlich trägt er bei den Auftritten üblicherweise immer seine blau gefärbten Schuhe.

„Wir sind 38 und werden 150“, versprach Elschenbroich angesichts der tollen Stimmung dem Publikum und kündigte mit „My Way“ den nächsten 50er-Jahre-Hit von Altmeister Eddie Cochran an. Es ging beim Jubiläumskonzert Schlag auf Schlag: „The Wanderer“, „Rock around the clock“,„Send Me some Lovin“. Eine schier endlose Aneinanderreihung großer Hits aus der Hochzeit des Rock’n’Roll. „Hat Little Richard selbst geschrieben, nicht abgekupfert“, klärte Elvis über „Send Me some Lovin“ auf. Zu der Nummer wollten jetzt auch die Herren der Schöpfung tanzen. Ging aber nicht. Dabei war der Takt so schön langsam und das Saxophon schmolz nur so dahin.

Die Stimmung bliebt prächtig und bei „Tutti Frutti“ wippte der ganze Saal. „Anschnallen, rauchen einstellen – und los geht’s“, befahl der Meister am Gesangsmikrophon und zog mit „Long Tall Sally“, „Jailhouse Rock“ und „Roll over Beethoven“ (einer Reminiszenz an seinen klassikverliebten früheren Musiklehrer) so richtig vom Leder . Da stand längst Pete Brough (The Wide) mit seiner Bluesharp als Einsteiger mit auf der Bühne und verpasste dem Konzert dadurch eine besondere Note. Elvis nahm den Faden auf und kommentierte knapp: „Bisher war alles playback – jetzt spielen wir live.“ Passend dazu legten die Musiker eine Serie ausschließlich mit frühen R&B-Titeln der Rolling Stones vor: „Around and Around“, „Route 66“ und all das Zeugs, mit dem der quirlige Frontmann schon in den 1960ern beispielsweise im Rheydter „Club OK“ oder dem Jugendheim an der Pestalozzistraße begeisterte.

Weit nach Mitternacht brannte im Messajero immer noch die Hütte. Und dann endlich, inmitten einer nicht enden wollenden Zugaben-Reihe, erklang die bandeigene Hymne „Marmor, Stein und Eisen bricht“, Höhepunkt eines jeden Pinball-Auftrittes. Auch diesmal stiegen alle im Saal darauf ein. „Die Jungs haben uns geschafft“, freute sich eine Besucherin, nachdem der letzte Ton verklungen und auf der Bühne endgültig das Licht ausgeschaltet worden war.

Konzert-Tipps: Donnerstag, 15. Nov., 20.15 Uhr im Messajero, Sophienstraße 17: Yes We Jam, Impro-Live-Konzert u.a. mit Robert Schulenburg (Bass) u. Jens Filser (Gitarrre) AK 10,-; Samstag, 17. Nov., 21 Uhr, in Wegberg, „Alte Post“ , Karmelitergasse 6: The Bucket Boys mit ihrem speziellen „Sound of Desert And Sunset“; Freitag, 23. Nov., 19 Uhr in Wickrath „Rotes Krokodil“: Rock-Cover-Band Fandango feat. Paddy Boy bringt ihre revuehafte Sicht der Dinge zur “Geschichte der Rockmusik ”(Vvk. 15 €); Freitag, 23. Nov. , 20 Uhr im Messajero, Sophienstraße 17: „Weltpremiere außerirdischer Ohrwürmer“ der Band Astronaut, nach eigenen Angaben „rockmusikalisches Chamäleon aus gemäßigter (MG)-Zone“, AK 8,,-; Mittwoch, 28. Nov., 19.30 Uhr in der Red Box, Am Nordpark 299: Musikgruppe Höhner (Köln) „Weihnacht“. Tickets ab 35,90 €.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort