Serie Was Macht Eigentlich? Pilgern auf dem Jakobsweg: 780 Kilometer

Die Kurve hat er gerade noch gekriegt. Spät, aber nicht zu spät. "Ich hatte mir vorgenommen: Mit 50 geht's in den Männerchor", gesteht Hans-Joachim Schoor. Geschafft hat er es mit 68. "Ich hätte es besser viel früher gemacht. Es ist eine tolle Sache im Madrigalchor der Volkshochschule", sagt der inzwischen 72-Jährige. "Trotz des Alters lernt man noch enorm. Doch mit 50 wäre es halt noch schneller gegangen. Jeden Dienstag hat der (gemischte) Madrigalchor Probe.

Stichwort "gehen": Das ist ein anderes großes Hobby des ehemaligen Kommunalpolitikers. Aber nicht spazieren gehen, sondern intensiv wandern, oder vor allem: Pilgern. Der Jakobsweg hat es Hans-Joachim Schoor, der schon als Jugendlicher und auch heute noch begeistert an der Mosel und in der Eifel wanderte, vor allem angetan: der Pilgerweg zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Galicien (Spanien) auf dem "Camino Francés", der hochmittelalterlichen Hauptverkehrsachse Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum Jakobsgrab reicht und die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León verbindet.

Das erste Mal hat Schoor den Weg allerdings auf dem Motorrad zurücklegt. Und war dann so begeistert, dass er ihn mittlerweile mit verschiedenen Freunden wiederholt und "anständig", also zu Fuß, zurückgelegt hat. Fünf Wochen hat er vor vier Jahren für die 780 Kilometer benötigt, aufgeteilt allerdings in zwei große Etappen: "Dazwischen musste ich mal nach Hause, mich um mein Büro kümmern." Mindestens 20 Kilometer wandern Schoor und seine Freunde am Tag; sein Rekord steht bei 46 Kilometern: "Man braucht eine Woche, um sich einzulaufen. Egal, in welchem Alter. Das Training kommt beim Laufen."

In Spanien, in Pamplona auf der Route des Jakobswegs, hat Hans-Joachim Schoor dann auch die Idee zu einer weiteren Leidenschaft bekommen. "Im Baskenland gibt es jede Menge Männer-Kochclubs. Zusammen mit meinem Freund Wolfgang Heidfeld, dem Vater des Formel 1-Rennfahrers Nick Heidfeld, haben wir dann vor 15 Jahren hier die Rheydter Köchelrunde gegründet."

Zwölf Freunde des anspruchsvollen Hobbykochens (und natürlich des Essens) treffen sich seither jeden Monat. Und immer muss einer die Rezepte zusammenstellen, die Zutaten kaufen und alles in der Küche der Familienbildungsstätte Rheydt aufbauen, den Tisch decken und den Wein spendieren. Im März dieses Jahres hatte die Köchelrunde Besuch aus dem Baskenland: dem Kochclub "Aitzaki" aus San Sebastian. Die Spanier kochten in Schoors Restaurant "Weinkirch" für ihre deutschen Freunde.

(oes)
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