Mönchengladbach Pferd erlitt unfassbare Qualen

Mönchengladbach · Einen so schlimmen Fall von Tierquälerei haben die Mitarbeiter vom städtischen Veterinäramt selten erlebt. In einem Stall in Sasserath fanden sie eine Stute, die vor Schmerzen zitterte und kaum noch stehen konnte. Die Tier-Besitzerin musste sich gestern vor Gericht verantworten.

 Premiere in den Hallen auf dem Rheinberger Annaberg: Die „sympathische Messe“ für Pferdezüchter, -sportler, Freizeitreiter und Pferdeliebhaber aller Altersklassen.

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Foto: ALBUQUERQUE JOURNAL, AP

Als der stellvertretende Leiter des städtischen Veterinäramtes, Dr. Ferdinand Schmitz, die elfjährige Stute zum ersten Mal sah, stand schnell fest: Das Tier musste von seinen unfassbaren Qualen erlöst werden. Für Rettungsversuche war es zu spät. Das Tier hatte "Hufrehe". Die Pferdekrankheit, die besonders schmerzhaft ist, war zu weit fortgeschritten. Aus der Hornsohle trat bereits Wundflüssigkeit aus. "Das Tier muss fürchterlich gelitten haben. Es konnte kaum noch stehen, zitterte und knirschte mit den Zähnen", berichtet Schmitz. Das Martyrium des Pferdes musste schon länger währen. Das wurde dem Tierarzt schnell klar, denn an beiden Seiten hatte die Stute mehr als handtellergroße Wunden vom Durchliegen.

Im November vergangenen Jahres blieb nichts anderes übrig, als das Tier einzuschläfern. Eine Schmerztherapie und huforthopädische Behandlung hätte viel früher einsetzen müssen. Laut Experten hätte sie mehrere Monate gedauert und mindestens einen vierstelligen Betrag gekostet.

Gestern stand die Besitzerin der Fuchsstute, eine angestellte Landwirtin mit einem Stundenlohn von sieben Euro, vor Gericht und musste sich wegen Tierquälerei verantworten. Im Januar 2006 sei das Pferd an Fußrehe erkrankt, sagte sie aus. Aber das sei nur ein Schub gewesen, danach habe das Tier wieder auf der Weide laufen können. Mitte August sei die Krankheit dann erneut ausgebrochen. "Ich habe schon mehrere Pferde verloren. Ich habe auch schon Pferde zum Metzger gebracht. Aber an diesem Tier hing ich, ich habe es aufgezogen", sagte die 41-jährige Landwirtin. "Ich begreife das nicht", sagte der Richter, "die Stute hatte nicht einfache Schmerzen, sie hat erhebliche langanhaltende Qualen erlitten. Wieso haben sie keinen Tierarzt gerufen?" Die Angeklagte schüttelte den Kopf: "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll." Im November vergangenen Jahres hatten Zeugen das Veterinäramt alarmiert. Um die Dringlichkeit des Falles zu bekräftigen, legten sie Fotos von dem leidenden Tier vor. Vor Gericht mussten die Zeugen gestern nicht aussagen, weil die angeklagte Landwirtin alles zugab.

Sie wurde zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen je 25 Euro verurteilt. "Nur weil Sie nicht vorbestraft sind, ein Geständnis abgelegt haben und ein geregeltes Leben führen, fällt die Strafe nicht härter aus", mahnte der Richter am Amtsgericht Rheydt. "Das, was Sie gemacht haben, ist eine schwerwiegende Tat. Sie haben Glück, dass nun nichts in ihrem Führungszeugnis auftaucht." Möglich wäre auch eine Freiheitsstrafe gewesen.

(RP)
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