Wahlkampf in Mönchengladbach Panne: Stadt stellt Rüttgers-Plakate auf

Mönchengladbach · Viele Gladbacher trauten am Dienstag ihren Augen kaum: Auf großen Tafeln prangte Wahlwerbung für Ex-CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und eine stark verjüngte Hannelore Kraft. Das wird wohl Konsequenzen haben.

Jürgen Rüttgers ist "unser Ministerpräsident". Hannelore Kraft hat noch schulterlange Haare und sieht deutlich jünger aus. Diese Uralt-Plakate aus dem Landtagswahlkampf aus dem Frühjahr 2010 sind seit am Dienstag auf gleich mehreren großen Wahlwerbetafeln an zentralen Orten in der Stadt zu sehen. Für die Panne sind nicht die Parteien selbst verantwortlich. Die Plakatständer werden von der Stadt bei der Ströer Media AG angemietet. Wie es zu dem Fehler kommen konnte, ließ sich am Dienstag ebenso wenig klären, wie die Frage, wie lange denn noch Rüttgers und Kraft von Uralt-Plakaten grüßen.

Entsprechend sauer waren die Parteien. "Das ist schon peinlich. Ich gehe davon aus, dass die Stadt nun dafür sorgt, dass die Plakate, die am Dienstag schon für viel Verwirrung gesorgt haben, schnellstmöglich überklebt werden", sagt der CDU-Bundestagskandidat Dr. Günter Krings. Zwar versuchte er es genau so mit Humor ("Wahrscheinlich müssen wir noch dankbar sein, dass nicht Adenauer zu sehen ist") wie der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Willi Körfges: "Da haben wir ja schneller SPD-Plakate hängen, als wir selbst geahnt haben. Und Hannelore Kraft sah 2010 gut aus und sieht jetzt immer noch gut aus."

Doch so wirklich zum Lachen ist keinem der Politiker zumute. Schließlich gebe es vor einer großen Wahl "eh nicht gerade zu wenige Plakate" in der Stadt, sagt Körfges. Da sollten nicht auch noch unnötig falsche zu sehen sein. Auch Krings sagt, er könne den Ärger von Anwohnern verstehen und verbindet dies mit einer konkreten Forderung: "Ich plädiere für die Abschaffung dieser Großtafeln der Stadt. Das ist eine veraltete Werbeform aus den 70er-Jahren. Das brauchen wir heute nicht mehr", sagt Krings. Sein FDP-Mitbewerber Hans-Joachim Stockschläger hält das für eine unterstützenswerte Idee.

"Als Kandidat leg ich da keinen Wert darauf", sagt Stockschläger. Und auch Körfges würde nicht viel vermissen, wenn die Groß-Tafeln wegfallen würden: "Da finden auch extremistische Parteien Raum, denen ich die Arbeit des Selberklebens gar nicht abnehmen lassen will", sagt der SPD-Mann.

Tatsächlich haben auch kleine Parteien die Möglichkeit, auf den Tafeln für sich zu werben. Allerdings bekommen sie dafür deutlich weniger Fläche als die etablierten. Das letzte Wahlergebnis entscheidet über den Raum für die Plakate. Diese sind aus Papier und werden geklebt — so wie früher. Inzwischen verwenden CDU, SPD und FDP Plakate aus Cartonplast, die länger halten und sich leichter anbringen lassen. Stockschläger musste bei der Bundespartei gar erst mal klären, ob die FDP überhaupt noch Plakate aus Papier herstellt. "Sonst wären wir schon dieses Jahr nicht mehr dabei gewesen."

Die Stadt wusste am Dienstag nicht, ob nur einzelne oder schon alle 69 Tafeln aufgestellt wurden. Man will nur auf die Ströer Media AG einwirken, die alten Plakate zu überkleben. "Wann das passiert, werden wir hoffentlich im Laufe des Mittwochs erfahren", sagte Stadtsprecher Dirk Rütten.

(RP)
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