Mönchengladbach Orgelspiel ohne Planstelle

Mönchengladbach · Seit etwa 15 Jahren kommt die evangelische Kirchengemeinde der Christuskirche am Kapuzinerplatz ohne angestellten Kirchenmusiker aus. Musik gibt es dennoch reichlich. Die Dauervertretung hat sich bewährt.

Werner Beuschel ist stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums (Kirchenvorstand) der Christuskirchengemeinde. Er hat in drei Pfarrbezirken in Andreas Rudolph, Wolfgang Hess und seiner eigenen Ehefrau Annette Beuschel, mit der Beuschel sich eine Pfarrstelle teilt, drei geistliche Kollegen.

Doch einen fest bestallten Kirchenmusiker gibt es in der 1852 vollendeten Christuskirche seit langem nicht mehr. Seit der damalige Kantor Bernd Lehmann Mitte der 1990er-Jahre ausgeschieden ist, ist keine Planstelle mehr für einen A-Kirchenmusiker an der Christuskirche eingerichtet worden. Dazu stellt Pfarrer Beuschel fest: "Wenn die finanzielle Situation besser wäre, fände ich es prima, einen Kirchenmusiker einzustellen."

Vorteil: "Dann hätte das Pfarrkollegium mehr Kapazitäten für andere Aufgaben frei. Andreas Rudolph zum Beispiel managt als Presbyteriumsvorsitzender mit hohem Aufwand den Kalender für den Organistendienst an beiden Predigtstätten."

Aufwändige Diensteinteilung

Aber der Gemeinde fehlt Geld. Mehrere Honorarkräfte übernehmen also die Kirchenmusik. Der pensionierte Regionalkantor Hans Egon Dülks und der über ein C-Examen verfügende Friedrich Stahl versehen den Orgeldienst. Neben den Sonntagsgottesdiensten sitzen sie bei Hochzeiten, Krabbelgottesdiensten und Festgottesdiensten auf der Orgelbank oder am E-Piano.

Hinzu kommen weitere kirchenmusikalische Projekte, die unabhängig von einem fest angestellten Kirchenmusiker realisiert werden. Ein besonderes Herzensanliegen ist Pfarrer Beuschel der "Konfirmanden-Chor". "Das ist eine Art Talentschuppen geworden", schwärmt Beuschel, "darin finden sich immer wieder musikalische Begabungen". Viermal während ihrer zweijährigen Ausbildungszeit im Konfirmandenunterricht gestalten die Katechumenen und Konfirmanden einen Gottesdienst mit, dazu gehört auch die musikalische Seite. Auch Instrumentalgruppen entstehen. "Die Konfirmanden erfahren dabei, dass Kirchenmusik etwas ganz Elementares ist", betont Beuschel. Über die Musik bleiben manche Konfirmanden mit der Gemeinde jahrelang weiter in Kontakt, so die Sängerin Melina Fasters. "Sie studiert längst in Hannover, hilft bei Musikprojekten aber immer wieder mit", berichtet der Pfarrer.

Friedrich Stahl hat vor einigen Monaten einen Gospelchor gegründet. Auch der finde viel Zulauf. Der absolute Renner der Kirchenmusik an der Christuskirche aber sind die Christmas Classics. Regelmäßig in der Woche vor dem dritten Advent gestaltet die Remember Band in dem Gotteshaus ein weihnachtlich gestimmtes, rockig-poppiges Konzert. In diesem Jahr wird es wieder acht Konzerte geben. Achtmal das gleiche Programm, und achtmal, so Beuschels Vorhersage, werde die Christuskirche mit jeweils 400 Besuchern vollbesetzt sein. Zum Konzertprogramm gehört, dass Beuschel an drei Stellen im Zwei-Minuten-30-Radioformat sagt, was die Songs mit der Geburt von Jesus Christus zu tun haben. Anfangs war er etwas unsicher, ob die Besucher dafür aufmerksam sind neben der Musik. "Aber dann habe ich in diesen Konzerten die Erfahrung gemacht: Die Leute hören dir genau zu bei der Weihnachtsbotschaft."

(RP)
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