Mönchengladbach Opernstudio ist nun ein Quintett
Mönchengladbach · Junge Sänger schnuppern am Theater Bühnenluft. Nun ist erstmals ein Pianist dabei.
Mit drei Sängern hat Operndirektor Andreas Wendholz vor knapp zwei Jahren seine Idee umgesetzt. Inzwischen gehören dem Opernstudio fünf junge Talente an: Der Bariton Sebastian Seitz und der Pianist und Repetitor Jesse Wong verstärken das Team in dieser Spielzeit. Als Quintett ist der Bühnennachwuchs ein Trumpf fürs Theater.
Denn künftig werden die fünf auch in Schulen gehen, um junges Publikum fürs Theater zu gewinnen: mit einem Programm zur "Zauberflöte" in die Grundschulen, mit "Figaros Hochzeit" in Mittelstufen und mit "Così fan tutte" für Oberstufen. "Durch die verkürzte Schulzeit bis zum Abitur lässt der organisierte Theaterbesuch von Klassen merklich nach. Als Grund geben die Lehrer fehlende Zeit an. Doch es ist fatal, wenn Menschen in diesem Alter nicht an die Kultur herangeführt werden", sagt Andreas Wendholz.
Nicht nur deswegen sei das Opernstudio für Absolventen eines Gesangsstudiums ein Erfolgsmodell. "Wir betrachten die jungen Künstler nicht als billige Arbeitskräfte", betont der Operndirektor. "Im Gegenteil: Weil durch die Etatkürzungen die Ensembles der Theater immer kleiner werden, gibt es auch weniger Stellen. Der Berufseinstieg wird schwieriger und oft wird den Anfängern bereits das volle Können abverlangt."
Für Stimmen, die sich entwickeln müssen, ist das fatal. "Die Künstler haben hier die Chance, in Rollen hineinwachsen zu können." Sie singen kleine und mittlere Partien auch auf der Bühne, können aber auch mit erfahrenen Kollegen größere Rollen für ihr Repertoire erarbeiten. Das Opernstudio hat sogar eine eigene Produktion, die "Vier-Ton-Oper", die am 21. Januar wieder in Mönchengladbach zu sehen ist. Ab Mai wird sie auch auf der Krefelder Bühne gespielt. Mit solchen Qualifikationen bereitet das Theater Krefeld und Mönchengladbach dem Nachwuchs ein Sprungbrett — vielleicht sogar in eine Festanstellung.
Gefragt sind die Opernstudio-Leute — beide Neuzugänge sind zurzeit auf Tournee. Sebastian Seitz, der in Weimar und Köln studiert hat, singt in Bozen derzeit den Papageno in Mozarts "Zauberflöte". Demnächst wird er am hiesigen Haus als Freddy in "My Fair Lady" zu hören sein. Und Jesse Wong ist auch als Pianist geschätzt. An sein Vorspiel am Gemeinschaftstheater erinnert sich Operndirektor Wendholz gut: "Er war der Erste, der nicht mit Noten kam, sondern alles auf dem i-Pad hatte." Er sei ein "Ausnahmetalent" — auch sprachlich. Als er im Sommer von seinem Engagement als Dirigent und Korrepetitor am National Opera Studio London nach Krefeld kam, konnte er kein Deutsch. "Jetzt spricht er fließend — und frischt derzeit sein Kyrillisch und Mandarin auf", erzählt der Operndirektor.