Mönchengladbach "Oper auf dem Land" feiert Premiere

Mönchengladbach · Der frühere AOK-Vorstandsvorsitzende Wilfried Jacobs holte "La Traviata" nach Liedberg. 120 Zuhörer erfreuten sich in der Gaststätte Vennen an den Stimmen der Bonner Opernsänger. Eine Wiederholung ist geplant.

Wilfried Jacobs (2.v.l.) mit Tenor George Oniani, Sopranistin Anna Princeva, Kapellmeister Thomas Wise und Bariton Giorgos Kanaris (v.l.).

Wilfried Jacobs (2.v.l.) mit Tenor George Oniani, Sopranistin Anna Princeva, Kapellmeister Thomas Wise und Bariton Giorgos Kanaris (v.l.).

Foto: Lothar Berns

Der Saal im Alten Brauhaus in Liedberg ist gut gefüllt. 120 Gäste lauschen gebannt den zauberhaften Arien aus der Verdi-Oper "La Traviata". Das Projekt "Die Oper auf dem Land" hat Premiere. Jubelnder Zwischenapplaus und Standing Ovations am Schluss der zweistündigen Veranstaltung geben dem Initiator der Idee, Wilfried Jacobs, Recht. Der Bedarf ist da, das macht die Auftaktveranstaltung der geplanten Trilogie zu einem vollen Erfolg.

Das Konzept ist so einfach wie plausibel. Der ehemalige AOK-Chef Jacobs, bekennender Opernliebhaber und dem Belcanto verfallen, führt selbst beschwingt und mit ein paar kessen Sprüchen auf den Lippen durch den Abend. Vom Flügel begleitet singen die Solisten ganze Opern-Szenen, die zuvor inhaltlich und textlich vorgestellt werden. Die Bühne im großen Saal des Gasthofs eignet sich hervorragend. Jacobs bedankt sich ganz herzlich bei Wirt Wilfried Vennen für die Kooperation.

Auf einer Geburtstagsparty sei die Idee für dieses Projekt entstanden, erzählt Jacobs dem Publikum. Sein langjähriger Freund, der Pianist und Kapellmeister Thomas Wise war zugegen und gemeinsam planten sie, einige Kollegen Wises von der Bonner Oper mit diesem Projekt zu betrauen. Die Sopranistin Anna Princeva verkörpert die an Schwindsucht leidende Violetta. Als Kurtisane der Pariser Gesellschaft gibt sie ein großes Fest. Alfred, gesungen von George Oniani (Tenor), wird aufmerksam und gesteht ihr seine Liebe. In den hinreißenden Duetten zeigen beide Stimmen die perfekte Technik des Belcanto, eine Kunst, die Stimme auch in Höhen lieblich-leicht zu führen. Der Bariton Giorgos Kanaris, der Georg, den Vater Alfreds spielt, und sich in das Liebesabenteuer einmischt, ergänzt das Ensemble zu einem Trio. Die Stimmen beherrschen alle Schattierungen der Emotionen, die Verdi unvergleichlich komponiert hat: dramatisch, lieblich, weinerlich seufzend. Obwohl sie ohne Kostüme und Kulisse spielen, büßt die Interpretation nichts von ihrer Intensität ein. Zuweilen im Gegenteil, wenn sich die Intimität in der tragischen Abschiedsszene zuspitzt. Von der meisterhaften Begleitung eines Thomas Wise koloriert, differenziert, präzise und nie zu laut, wächst die Spannung im Publikum. Sie muss sich im Jubel entladen.

"Da bekomme ich Gänsehaut", "Eine großartige Idee, die ohne große Hürden den Zugang zur Oper auch auf dem Land erleichtert", so klingen die Stimmen aus dem Publikum. Darunter sind auch illustre Gäste wie der Herzchirurg Prof. Reiner Körfer und die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. "Ich bin fasziniert von der Idee und wünsche dem Projekt viel Erfolg. Die Akustik hier ist hervorragend", kommentiert Ulla Schmidt ihr Erlebnis.

Dass es auf jeden Fall eine Fortsetzung der Veranstaltung gibt, verkündet Wilfried Jacobs zum Ende der Opernaufführung. "2015 spielen wir Rigoletto, 2017 Nabucco", verrät er. Bei einem Essen klingt der Abend aus.

(RP)
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