Mönchengladbach Oma-Mord: Täter nicht unter Drogeneinfluss

Mönchengladbach · Im Mordprozess vor der Ersten Jugendkammer des Mönchengladbacher Landgerichts hatten am Freitag Vernehmungsbeamte der Polizei und medizinische Gutachter das Wort. Auf der Anklagebank sitzen zwei Schwalmtaler (20), denen der Staatsanwalt Mord aus Habgier und Raub mit Todesfolge vorwirft.

Der Anklagevertreter macht den Enkel des Opfers und dessen früheren Freund für den grausamen Tod der Zieh-Oma in Amern verantwortlich. Inzwischen belasten sich die Ex-Freunde gegenseitig.

Der Oma ein Bein gestellt

Der Enkel soll die schwer kranke Frau in der Nacht zum 18. Januar gewürgt haben, als die beiden nach einem gescheiterten Einbruch an der Haustür geklingelt hatten und sich so Eintritt ins Haus der Stiefgroßmutter verschafften. Dagegen hatte der 20-jährige Enkel in einer Erklärung durch seine Verteidigerin beteuert, seiner Zieh-Oma in der Tatnacht nur ein Bein gestellt zu haben. "Ich habe die Oma nicht erwürgt, das hätte ich nicht gekonnt", so der Text der Erklärung. Der Mitangeklagte müsse es gewesen sein.

Einer der Vernehmungsbeamten, der sich gestern im Gerichtssaal an die widersprüchlichen Aussagen der jungen Männer erinnerte, wunderte sich noch im Nachhinein: "Nach 40 Dienstjahren kommt mir das Ganze so unwirklich vor."

Der Enkel, der zu Prozessbeginn von seinem Aussageverweigerungs-Recht Gebrauch gemacht und in aller Ruhe die geständige Aussage des Ex-Freundes verfolgt hatte, gab in der Erklärung zu, dass das früher so herzliche Verhältnis zu seiner Zieh-Oma zuletzt nicht mehr so eng gewesen sei. "Sie hat mich großgezogen", hieß es in der Erklärung. Aber er habe erfahren, dass die Oma seinen kranken Opa nicht mehr so gut behandelt habe. "Deshalb war ich wirklich wütend auf sie", hatte der Enkel am letzten Prozesstermin zugegeben. Er habe sie viel seltener besucht. Bis zur Tatnacht im Januar sei er immerhin ein ganzes Jahr nicht mehr in Amern gewesen.

Die Ex-Freunde hatten sich bereits vor dem Prozess als Amphetamin-Konsumenten zu erkennen gegeben. Allerdings haben Ergebnisse von Blut-und Haarproben inzwischen gezeigt, dass die Angeklagten in der Tatnacht nicht merkbar unter dem Einfluss von Drogen standen. Auch deren Rauschgift-Konsum in der Vergangenheit sei eher gelegentlich bis selten gewesen, so gestern die medizinischen Gutachter. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Dann soll der Obduzent die Ursache für den Tod der Zieh-Oma erklären.

(RP)
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