Mönchengladbach "Ohne Förderschulen wird es nicht gehen"

Mönchengladbach · Im kommenden Schuljahr werden in den 5. Klassen aller Schulformen 90 Plätze für Kinder mit besonderem Förderbedarf bereitgestellt. Das große Problem: Niemand weiß derzeit, ob dies ausreichen wird.

 Viele Kinder und Jugendliche brauchen die spezielle Unterstützung der Förderschulen. Deren Existenz ist aber gefährdet. Unser Foto zeigt Sven von der Förderschule Rheydt, der 2011 seine Künste auf einem selbst gebauten Longboard demonstrierte.

Viele Kinder und Jugendliche brauchen die spezielle Unterstützung der Förderschulen. Deren Existenz ist aber gefährdet. Unser Foto zeigt Sven von der Förderschule Rheydt, der 2011 seine Künste auf einem selbst gebauten Longboard demonstrierte.

Foto: Reichartz

Das Thema Inklusion beschäftigt Schulen und Stadtverwaltung nicht erst seit gestern. Jetzt aber wird es ernst: Am 1. August 2014 tritt ein Gesetz in Kraft, das den Anspruch von Kindern mit Behinderung auf den Besuch der Regelschulen regelt. Die Stadt als Schulträger ist gehalten, genügend Plätze in den 5. Klassen aller Schulformen zur Verfügung zu stellen.

Das ist nicht so einfach, denn niemand weiß, ob Eltern ihre Kinder nicht doch lieber auf eine Förderschule schicken. "Aus dem ,Gemeinsamen Unterricht', der jetzt bereits an den Grundschulen durchgeführt wird, wechseln fast alle Kinder auf weiterführende Schulen", sagt Schuldezernent Dr. Gert Fischer im Schulausschuss. Das seien momentan 70 Kinder.

Da man nicht weiß, wie viele Kinder die Förderschulen nach der Klasse 4 verlassen wollen, werden insgesamt 90 Plätze an allen Schulformen bereitgestellt, von den Hauptschulen über die Real- und Gesamtschulen bis zu den Gymnasien. Wie schnell die Zahl der Schüler an den insgesamt elf Förderschulen in der Stadt sinken wird, ist noch unklar.

Bisher war man davon ausgegangen, dass viele Eltern ihre Kinder lieber an anderen Schulformen anmelden würden. Wolfgang Behrendt, Leiter der Förderschule Rheydt, berichtet aber Gegenteiliges: "Wir haben mit allen sechzehn Schülern und Eltern, bei denen ein Wechsel jetzt anstehen würde, Beratungsgespräche geführt. Nicht einer wollte wechseln."

Die Schule verzeichnet dagegen zunehmend Anmeldungen aus der Region, wo Förderschulen wie in Grevenbroich schon geschlossen wurden. "Die Kinder, die zu uns kommen, fühlen sich gescheitert. Sie wollen nicht zurück in eine andere Schulform geschickt werden", erklärt der Schulleiter.

An den Förderschulen werden sie individuell gefördert und haben bei den umfangreichen Zusatzangeboten die Möglichkeit, erstmals wieder Erfolge in der Schule zu erleben. "Ohne Förderschulen wird es nicht gehen", stellt der Schulleiter fest, "auch wenn auf längere Sicht die Schülerzahlen sicherlich sinken werden."

In der ersten Klasse der Förderschule Rheydt beispielsweise werden Kinder aufgenommen, die noch nicht schulfähig sind. Viele nässen noch ein und müssen erst noch an die Schule herangeführt werden. Mit Lesen oder Schreiben kann an den Förderschulen erst in der zweiten Klasse begonnen werden. Trotzdem wird es im Bereich der Förderschulen aufgrund des Anspruchs auf Inklusion zu Veränderungen kommen. "An diesen Veränderungen möchten wir aktiv beteiligt werden", fordert Wolfgang Behrendt, "damit die Qualität, die wir in Mönchengladbach erreicht haben, erhalten bleibt."

(RP)
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