Mönchengladbach Oberem greift noch mal richtig an

Mönchengladbach · Erich Oberem (71), Gründer und Kopf der Freien Wählergemeinschaft FWG, hat zwar nun schon mehrfach öffentlich bekundet, dass er im Laufe dieser Ratsperiode den Fraktionsvorsitz niederlegen wolle. Doch wie ein Mann, der kurz vorm Absprung steht, wirkt er nun wirklich nicht.

 Erich Oberem will, dass künftig viele Bürger Reinigungspflichten übernehmen.

Erich Oberem will, dass künftig viele Bürger Reinigungspflichten übernehmen.

Foto: Isabella Raupold

Er keilt bei der Präsentation der FWG-Positionen für die gerade begonnene Arbeit im neuen Rat gegen die neue Ampel genau so wie gegen die CDU und die Verwaltung und stellt klar: "Es ist zwingend nötig, dass die Älteren ihre Mandate den Jüngeren überlassen. Aus der zweiten Reihe werde ich aber, so lange ich gesund bin, weiter Politik machen."

Zum Beispiel, um daran zu erinnern, dass es schon merkwürdig ist, wenn die FDP nun vollmundig erklärt, dank der Ampel sei es endlich vorbei mit dem Stillstand in der Stadt. "Dabei war Herr Jansen-Winkeln in den vergangenen zehn Jahren einer der Haupträdelsführer", so Oberem. Welche Politik die Stadt voran brächte, das vermag Oberem in ein paar Sätzen zu skizzieren. "Absolute Priorität hat die Wirtschaftsförderung", so der FWG-Vorsitzende. Textil sei keine Leitbranche mehr. Logistik verbrauche Riesenflächen und bringe kaum Arbeitsplätze. Die Finanzen in der Stadt in Ordnung zu bringen, hat für Oberem oberste Priorität. "Darum war es von der CDU so dämlich, sich in der Ratssitzung nicht als erstes den neuen Finanzausschuss zu sichern", sagt Erich Oberem.

Mönchengladbach müsse endlich wieder als Oberzentrum auftreten. "Wir sind kein Pupkaff. Wir machen uns nur selbst dazu", sagt Oberem. Er fordert einen durchdachten Verkehrsentwicklungsplan. "Wir können nicht einfach die alte Planung komplett in den Dreck schmeißen." Ein Theater in eigener Regie gehöre zwingend zu einer Großstadt. Genau wie Einkaufsmöglichkeiten im niedrigeren, mittleren, aber auch im hochpreisigen Segment. Ein neues Einkaufszentrum brauche die Verwaltung als Frequenzbringer. Dort sei sie besser aufgehoben als im Haus Westland.

Die Schullandschaft müsse sinnvoll geordnet werden. Leider biete dazu die aktuelle Vorlage der Verwaltung keine ausreichende Entscheidungsgrundlage. "Wieder einmal drücken sich Herr Fischer und Herr Bude vor einer klaren Entscheidung." Grundschulen müssen nach Überzeugung Oberems auch in den kleinen Stadtteilen erhalten bleiben — selbst wenn sie nur eine Klasse pro Jahrgang haben. Es sei falsch, das einzige Augenmerk allein auf die Kinder unter drei Jahren zu richten.

Die Wahl von Dr. Hans Peter Schlegelmilch zum CDU-Fraktionsvorsitzenden begrüßt Oberem ausdrücklich als wichtiges Signal zur Erneuerung. Und was passiert, wenn die CDU wieder selbst die "wahre CDU" wird, als die sich die FWG gern bezeichnet? Erich Oberem: "Dann haben wir unseren Zweck erfüllt und lösen uns auf. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass dies bald so kommt."

(RP)
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