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Kommunalwahl 2014 in Mönchengladbach Wahlsieger CDU: Bündnis mit SPD oder Grünen

Mönchengladbach · Im Rat der Stadt Mönchengladbach steuert alles auf eine große Koalition zu - über die aber wegen der Stichwahl wohl drei Wochen lang kaum verhandelt werden kann. FDP und FWG stürzen ab. Die Wahlbeteiligung ist so gering wie noch nie. NPD und Pro NRW ziehen in den Rat ein. AfD nur 1,8 Prozent.

Das war der Wahlabend in Mönchengladbach
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Das war der Wahlabend in Mönchengladbach

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Der allgemein erwartete spannende Wahl-Marathon bis tief in die Nacht fand am Sonntag im Rathaus Abtei ein überraschend frühes Ende. Schon um 18.45 Uhr zeichneten sich die wesentlichen Ergebnisse des Abends ab und hatten sich um 19.45 Uhr so gefestigt, dass alles klar war. Oder genauer gesagt: Das klar war, dass in den kommenden drei Wochen nichts Entscheidendes geklärt werden kann. Entsprechend eigenwillig war die Stimmung im Ratssaal:

Es gab für einen Wahlabend wenig enthusiastischen Jubel im Ratsaal, mehr Moll als Dur. Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) geht mit einem hauchdünnen Vorsprung von 1,5 Prozent in die Stichwahl gegen den CDU-Herausforderer Hans Wilhelm Reiners. Dieses Ergebnis können beide für sich als Erfolg reklamieren. Schließlich lag Bude satte elf Prozent über dem Kommunalwahlergebnis seiner Partei. Andererseits ist Reiners dem beliebten Amtsinhaber näher auf die Pelle gerückt, als viele erwartet hatten.

Die Ergebnisse aus Mönchengladbachs Wahlbezirken
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Foto: Ilgner Detlef

Jubel drang am ehesten noch aus dem Ratskeller durch die geöffneten Fenster in den Ratssaal. Dort feierte die CDU, die sich als eindeutiger Wahlsieger fühlen darf. Die Christdemokraten legten um 5,5 Prozent und sechs Ratssitze zu — und können sich drei Wochen lang in aller Ruhe ansehen, wie zwei um ihre Gunst buhlen. Mit den Grünen würde es für eine allerdings hauchdünne Mehrheit reichen. Deren Vorstandssprecher Karl Sasserath registrierte sichtlich zufrieden, "dass wir eine gewisse Rolle spielen werden". Was die Grünen zu bieten haben, ist klar: Sie könnten vor der Stichwahl eine Empfehlung zugunsten Reiners aussprechen. Was sie am meisten interessiert, ist ebenso klar: Karl Sasserath würde allzu gerne Bezirksvorsteher in Süd bleiben.

Die Ergebnisse der Oberbürgermeisterwahl in Mönchengladbach
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GroKo für MG?

Naheliegender scheint die Große Koalition aus CDU und SPD. Die kann allerdings bis zum 15. Juni nicht ernstlich verhandelt werden. Solange nicht klar ist, welche der Parteien den Oberbürgermeister stellt, lässt sich kein Personaltableau entwerfen. Darum fragte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Schlegelmilch gestern schon mal rhetorisch, ob denn ein Bündnis wirklich zwingend schon bis zur konstituierenden Ratssitzung am 23. Juni zu Ende verhandelt sein muss.

Wer das CDU-Ergebnis indes in die ganz große historische Linie einordnet, stellt fest: Es ist das drittschlechteste aller Zeiten. Abgesehen von der Denkzettel-Wahl 2009 kam die CDU nur 1948 bei den Mönchengladbacher Wählern noch schlechter weg. Klar ist indes, wer zum ersten Mal seit 15 Jahren nicht an der Mehrheit beteiligt sein wird: Die FDP schaffte nicht einmal mehr die Hälfte ihres Ergebnisses von vor fünf Jahren, stürzte von 10,1 Prozent vor fünf Jahren auf nur noch 4,5 ab. Theoretisch wäre zwar ein Jamaika-Bündnis mit CDU und Grünen denkbar, doch die neue Fraktionsvorsitzende Nicole Finger winkte nur müde ab: "Vergessen Sie es."

Sie sitzen im neuen Mönchengladbacher Rat
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Foto: Stadt Mönchengladbach/Votemanager.de

Ähnlich war die Stimmungslage bei Erich Oberem. Die von ihm gegründete FWG, die 1999 aus dem Stand 8,9 Prozent erreicht hatte und bei den beiden vergangenen Wahlen zwischen 6 und 7 Prozent lag, ist auf 1,8 Prozent abgestürzt. "Der Bürger will unsere Politik nicht — und das hat er uns deutlich gemacht", sagte Oberem.

Die Linke legte leicht zu, deren Spitzenkandidat Torben Schultz mochte sich darüber nicht so recht freuen: "Das ist kein guter Tag für alle Demokraten. Die Wahlbeteiligung ist desaströs, und dann schaffen noch zwei rechtpopulistische Gruppierungen den Einzug in den Rat." Dabei liegt Pro NRW mit 1,9 Prozent deutlich vor der NPD mit 0,9 Prozent. Die AfD spielt in Gladbach bei weitem nicht die Rolle wie im Bund: 1,5 Prozent reichen dennoch für einen Sitz.

Auch Piraten und die Partei ziehen mit je einem Vertreter in den Rat ein, der damit aus elf Fraktionen, Gruppierungen und Einzelbewerbern besteht — Rekord! Das gilt, allerdings in negativer Hinsicht, auch für die Wahlbeteiligung: 42,7 Prozent — die schlechteste Beteiligung bei Kommunalwahlen in Gladbach aller Zeiten. Es gingen noch einmal 2,8 Prozentpunkte weniger Menschen wählen als vor fünf Jahren. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Wahlbeteiligung in drei Wochen bei der Stichwahl noch einmal geringer sein wird. Der Wahlkampf begann gestern um kurz nach 21 Uhr auf dem Rheydter Marktplatz. Da hängte das sehr rege und präsente Wahlkampf-Team der CDU die ersten Plakate für den Schlussspurt auf: "OB-Finale: Jetzt Reiners wählen!" steht auf den orangenen Plakaten in Anlehnung an die nahende Fußball-Weltmeisterschaft. Auch die SPD wird morgen mit dem Plakatieren beginnen.

(jüma)
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