Mönchengladbach Notstand in Wohngeldstelle

Mönchengladbach · Seit Monaten schiebt die Stadt einen Riesenberg von Wohngeldanträgen vor sich her. Der Grund: Personalmangel. Von zehn Sachbearbeitern sind vier ausgefallen. So zieht sich die Bearbeitung bis zu einem halben Jahr hin.

Vor vier Monaten hat Stefan Müller bei der Stadt einen Antrag auf einen Wohngeldzuschuss gestellt. Doch getan hat sich seitdem nichts. Der Antrag ist noch nicht bearbeitet. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Das wurde dem zweifachen Familienvater aus der Wohngeldstelle jetzt telefonisch mitgeteilt. Wegen extremen Personalmangels könne Stefan Müllers Antrag frühestens Ende April bearbeitet werden. "Ein Unding", findet der Familienvater.

Keine Antwort aus dem Amt

Seit der Geburt seiner ersten Tochter ist Stefan Müller, ehemals leitender Angestellter, "klassischer Hausmann". Er erzieht die beiden Kinder, seine Frau arbeitet drei Tage in der Woche als Verkäuferin. Weil ihr Einkommen für eine vierköpfige Familie nicht reicht, wurde den Müllers ein so genannter Wohngeldlastenzuschuss gewährt.

Den wollte Stefan Müller im November verlängern. Also stellte er einen so genannten Weiterleistungsantrag, also einen Folgeantrag. Bei einer Nachfrage im Dezember, ob alle Unterlagen angekommen und vollständig seien, hieß es auch dem Amt: Ja, man gehe davon aus, der Antrag liege zur Bearbeitung bereit. Auf eine weitere E-Mail an die Sachbearbeiterin im Januar erhielt Stefan Müller keine Antwort.

Bei einem Telefongespräch im Februar mit der Wohngeldstelle erhielt der Familienvater die Auskunft, seine Sachbearbeiterin sei krank, sein Antrag könne erst Mitte März bearbeitet werden. Vor ein paar Tagen kam dann der Anruf: Es wird wohl doch eher Ende April werden.

"Im Moment ist die Situation für alle nicht erfreulich", gibt Willi Houben, Leiter des Fachbereichs Soziales und Wohnen, zu. Denn zurzeit seien in der Wohngeldstelle zwei Stellen nicht besetzt, dazu kommen zwei Kräfte, die für längere Zeit erkrankt seien. Verbunden ist die personell enge Lage auch noch mit einem gewaltig angestiegenen Antragsvolumen. Anfang 2009 trat die Wohngeldnovelle in Kraft, die viel mehr Bürgern die Chance eröffnete, einen Zuschuss zum Wohngeld zu bekommen.

"Hatten wir im September 2008 noch 300 Anträge, waren es im Januar 2009 plötzlich 750", sagt Houben. Und nun, ein Jahr später, kämen die Folgeanträge. "Wir versuchen schon mit Springerkräften zu arbeiten, aber die sind natürlich nicht so schnell wie die erfahrenen Sachbearbeiter", erklärt der Fachbereichsleiter. Er ist sich aber sicher, dass sich die Lage bald entspannen wird. Die freigewordenen Stellen würden peu à peu ersetzt. Und zurzeit gehe auch die Zahl der Anträge wieder zurück.

Im Moment würden die dringenden Fälle vorrangig behandelt. Oberste Priorität hätten die Antragsteller, bei denen es durch den Wegfall des Mietzuschusses zu finanziellen Engpässen komme. Wer nur einen geringen Anspruch auf finanzielle Unterstützung habe, müsse unter Umständen drei Monate Wartezeit hinnehmen, sagt Houben. Im Fall von Stefan Müller wären es allerdings sechs Monate, falls sich die Auskunft des Mitarbeiters aus der Wohngeldstelle bewahrheitet.

(RP)
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