Was macht eigentlich? Norbert Greschus: Rastlos auch im Ruhestand
Mönchengladbach · 35 Jahre hat Norbert Greschus Politik mit der SPD in dieser Stadt gemacht. Der Junge aus dem Ruhrgebiet, der sich intensiv mit den Menschen befasst, wurde schnell ein Mönchengladbacher. Seit sieben Jahren genieß er den Ruhestand – einen aktiven.
35 Jahre hat Norbert Greschus Politik mit der SPD in dieser Stadt gemacht. Der Junge aus dem Ruhrgebiet, der sich intensiv mit den Menschen befasst, wurde schnell ein Mönchengladbacher. Seit sieben Jahren genieß er den Ruhestand — einen aktiven.
Lothar Beine ist sicher, "dass Norbert mir diese Aussage nicht übelnehmen, sondern darüber schmunzeln wird". Die Aussage des heutigen SPD-Fraktionsvorsitzenden lautet: "Es war für uns die größte Herausforderung oder auch Mutprobe, mit Norbert Greschus am Steuer Auto zu fahren." Und bevor jemand anderes unterstellen könnte, schiebt Beine nach: "Nein, er ist kein Raser, sondern im Gegenteil ein ganz gemütlicher Fahrer." Das "Problem" ist nur, dass der frühere Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks und leidenschaftliche Kommunalpolitiker ein sehr kommunikativer Mensch ist — auch beim Autofahren. Der die Menschen, mit denen er sich unterhält, auch direkt ansieht — selbst wenn sie auf der Rückbank sitzen. "Mensch, guck doch nach vorne", war deshalb eine Aufforderung, die Greschus häufiger zu hören bekam. Passiert ist aber nie etwas. "Und wir sind gerne mit ihm gefahren", sagt Beine schmunzelnd — weil es immer interessante Gespräche waren.
Reden, sich Zeit nehmen für die Menschen: Das ist typisch für den gelernten Stahlbauschlosser, der 1969 aus dem Ruhrgebiet an den Niederrhein kam. Nach seinem Studium an der Höheren Fachschule für Sozialarbeit in Düsseldorf wurde er zunächst Sozialarbeiter in der Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatungsstelle des Evangelischen Kirchenkreises Mönchengladbach. Die politische Laufbahn folgte bald: 1969 wurde er in den Rat der Stadt Rheydt gewählt, 1970 Geschäftsführer der SPD-Unterbezirke Mönchengladbach und Rheydt, von 1971 bis 2004 des neuen Unterbezirks Mönchengladbach.
Ob als "Parteifunktionär", als Ratsherr, der er 20 Jahre war, oder als SPD-Kandidat bei den Landtagswahlen 1985: Er nahm seine Aufgabe immer sehr ernst. "Und hatte dabei eine, jedenfalls für mich als Verwaltungsbeamten, unorthodoxe und gewöhnungsbedürftige Arbeitsweise", sagt Beine. Norbert Greschus nahm sich nämlich sehr viel Zeit für die Menschen. In der SPD-Geschäftsstelle setzte er sich auch zu unbekannten Besuchern dazu, trank einen Kaffee mit ihnen, lernte sie und ihre Probleme kennen, versuchte zu helfen. "Ich sehe mich als Dienstleister", sagte er. Und ließ sich davon nicht abbringen: Ich mache das so — basta, hätte er fast im Stil des Parteigenossen und Bundeskanzlers Gerhard Schröder sagen können. Die Zeit, die Greschus für diese Gespräche aufwandte, hängte er halt dran, abends und samstags. Dann schloss er die Bürotür ab, um ungestört arbeiten zu können.
Viel Zeit nimmt der 69-Jährige sich auch heute noch. Aber in erster Linie für andere Dinge, gemeinsam mit seiner Frau Ilse, mit der er seit 44 Jahren verheiratet ist. 2004 ging Greschus in Altersteilzeit. Ein deutlicher Einschnitt für einen Arbeiter wie ihn. "Doch ich habe es bis heute nicht bereut", versichert er. Er liebt ausgedehnte Spaziergänge oder Radtouren, von seiner lichtdurchfluteten Parterre-Mietwohnung in Korschenbroich-Herrenshoff aus, wohin er jetzt nach 21 Jahren in Pongs zog, oder an die Seen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Und es geht auch schon mal weiter weg, nach Mecklenburg-Vorpommern etwa. Reisen, die Welt kennenlernen: Das ist das Hobby des Ehepaares. Dann darf es auch mal eine Kreuzfahrt sein. Oder gar, wie 1992, eine Weltreise, 60 000 Kilometer weit. "Wir müssen natürlich sehen, dass wir es finanziell hinkriegen. Aber wir haben ja sonst keine teuren Hobbys, rauchen oder trinken nicht."
Seit sie in Korschenbroich wohnen, gehörte er eigentlich zum SPD-Unterbezirk Neuss. Doch Greschus hat sich eine Ausnahmegenehmigung besorgt, um in Mönchengladbach zu bleiben. "Dies ist meine Heimatstadt", sagt der gebürtige Ruhrgebietler. Hier pflegt er weiter seine Kontakte: zu alten Mitarbeitern von Partei und Fraktion, als aktives Mitglied im Verdi-Computerclub "Silversurfer", als Vorsitzender der ehemaligen Mitglieder der Landschaftsversammlung Rheinland (bis 2009) und nun als Unterstützer. Und: Norbert Greschus organisiert und begleitet Reisen für den SPD-Reiseservice Berlin. Langeweile kennt er nicht. Aber viele Menschen. Noch einmal Lothar Beine: "Norbert ist sehr gut vernetzt. Er hatte landes- und bundesweit Kontakte, kannte die richtigen Leute, und sie kannten ihn. Johannes Rau etwa hat er von Beginn an begleitet."
Natürlich verfolgt der aktive Rentner immer noch die Kommunalpolitik, in der er 34 Jahre aktiv war. Die aktuellen Probleme der Ampel überraschen ihn nicht: "Diese Konstellation kannte ich schon aus der Landschaftsversammlung Rheinland. Das haben wir hier auch vorher so diskutiert. Und ich finde, dafür, dass es das erste Mal ist, machen sie es ganz gut."