Mönchengladbach Niemand allein - alle zu zweit

Mönchengladbach · Mehr als 350.000 Menschen säumten die Straßen, als der Veilchendienstagszug durch die Stadt zog. Das Wetter war bestens, die Stimmung prächtig.

Wenn keiner allein ist, wenn die Narren zu zweit, zu dritt, zu viert oder im Rudel unterwegs sind, dann ist die Parole "Immer zu zweit - Halt Pohl und All Rheydt!" angekommen. Wenn dann auch noch die Sonne vom azurblauen Himmel strahlt, dann wird getanzt, geknuddelt, geschunkelt, was das Zeug hält. Und das lange, bevor sich der Veilchendienstagszug (VDZ) in Bewegung setzt. Schon früh waren gestern die Straßen gesäumt von bunten Jecken, aus geöffneten Fenstern schallte Musik, fröhliche Menschen versprühten gute Laune.

Mit leichter Verspätung startete der Zug an der Lüpertzender Straße. Prinzessin Niersia Verena und die Kinderprinzessin Annika I. nutzten die Wartezeit, um ihr Make-up ein wenig aufzufrischen. Glitter ins Gesicht - fertig. Um 13.25 Uhr ging's dann wirklich los. Das große und das kleine Prinzenpaar standen auf dem Hofgefährt und nahmen den kompletten Zug ab. Es flogen Kamelle und freundliche Grüße hin und her. Die Majestäten wurden gebührend geehrt, dankten es ihrerseits mit Charme und Freude. "Danke, ihr habt uns eine tolle Session geschenkt! Ihr seid super", riefen Prinz und Prinzessin ins Mikrofon.

Das Motto "Immer zu zweit - Halt Pohl und All Rheydt!", eine Idee von RP-Karikaturist Nik Ebert, war gut gewählt. Es wurde im Zug und bei den rund 350.000 Jecken am Zugweg fantasievoll umgesetzt. Vor allem die Fußgruppen reagierten auf die Parole. So gab es "Frühstück zu zweit", deftig mit Spiegeleiern und Speck, oder auch als süße Konfitüren-Truppe. Die KG Schwarz-Gold Rheydt schickte ihre Fußgruppe als Memory-Spiel auf die Strecke, die Dorfbroicher kamen halb als Braut in Weiß mit Schleier, halb als Bräutigam im schwarzen Frack. Die Kothausener waren mit einer Körperhälfte Teufelchen, mit der anderen Engelchen.

Die Musikgruppen heizten der närrischen Menge gehörig ein. Die Crazy Trumpets hatten großen Spaß, mit ihren Instrumenten voller Schmackes ihr "Ratatata" in den blauen Himmel zu schmettern. Choco Branco, hoch auf ihrem Wagen, waren wie immer - super. Die Musik ging in die Beine. Zügig zog der Zug, Wagen um Wagen, Gruppe um Gruppe passierte das Hofgefährt. Das schloss sich dem närrischen Zoch an, fünfeinhalb Kilometer ging es durch die Stadt. Insgesamt waren 4177 Personen aus 34 Karnevalsgesellschaften 150 Fußgruppen, Tanz- und Funkengarden oder Festwagen dabei. Hinzu kamen Bagagewagen, Reitergruppen, Kutschen und 29 Musikkapellen. Die Awo stellte die größte Fußgruppe mit 220 Teilnehmern, die Stadtsparkasse war mit rund 130 Mitgliedern ebenfalls stark vertreten.

Eine Premiere: die Werbekarawane, die dem Zug vorgeschaltet war und hilft, die Kosten zu kompensieren. Laut Bernd Gothe, Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbands, kostet der VDZ rund 470.000 Euro, mehr als 60.000 allein für die Sicherheit. "Die Werbekarawane war kein absolutes Highlight, aber ein Anfang", sagt Gothe. Fürs nächste Mal wünscht er sich, dass die Wagen farbiger gestaltet sind.

Aus polizeilicher Sicht verlief der VDZ ruhig. Das Sicherheitskonzept sah aus wie 2017: Es gab Straßensperren durch Lkw. Die Polizei war mit starken Kräften vertreten, zum Teil schwer bewaffnet. Fünf Personen mussten in Gewahrsam genommen werden, eine Frau, die stark alkoholisiert mit ihrem Kind unterwegs war. Das Kind kam in die Obhut eines Jugendamtes. Es gab auch mehrere Körperverletzungen. Unter anderem erlitt ein Mann durch einen Flaschenwurf eine Platzwunde, zwei Frauen gerieten sich nach Beleidigungen in die Haare, und an der Bismarckstraße/Ecke Hindenburgstraße gab es eine Rangelei, in die Zivilpolizisten einschreiten mussten. Zweimal wurden täuschend echt wirkende Waffen sichergestellt.

Das Ordnungsamt musste 61 Fahrzeuge vor dem VDZ abschleppen lassen, 19 davon alleine an der Heinrich-Sturm-Straße. Der Kommunale Ordnungsdienst hatte ebenfalls viele Einsätze: 30-mal wurden Jugendliche mit Alkohol erwischt. In einem Fall gab es den Verdacht, dass einer Minderjährigen K.o.-Tropfen verabreicht wurden.

(RP)
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