Mönchengladbach NEW will Elektro-Fuhrparks anbieten
Mönchengladbach · Als Ersatz für den schwindenden Gasmarkt plant der Energieversorger mittelfristig einen neuen Geschäftsbereich: Er soll ein Rundum-Anbieter für Firmen und Kommunen in Sachen E-Mobilität werden. Eine Standortbestimmung.

Für einen Videobeitrag ist Vorstandsvorsitzender Frank Kindervatter (l.) mit Journalisten wie RP-Redakteur Jan Schnettler und Sina Stinshoff von Cityvision mit Elektro-Fahrzeugen aus dem Fuhrpark des Unternehmens durch die Stadt gefahren - einem Tesla Model S (oben) und einem Smart.
Foto: Jörg Knappe, Screenshot: NEWDie Vision geht so: Große Firmen aus der Region, aber auch Kommunen und deren Töchter, betreiben ihre Fuhrparks in Zukunft nicht mehr selbst - sondern bedienen sich bei den Elektro-Fahrzeugen, die die NEW zu diesem Zweck bereithält. "Wir knobeln im Moment daran herum, dass wir eines Tages sagen können: Wir stellen die Mobilität komplett zur Verfügung", sagt Vorstandsvorsitzender Frank Kindervatter. "Denn die Firmen und ihre Mitarbeiter wollen doch keine Autos betreiben, sie wollen von A nach B. Wir lösen in diesem Szenario diese Mobilitätsfrage." Die NEW in dieser neuen Rolle würde sicherstellen, dass die Fahrzeuge, auf die die Firmen zurückgreifen, stets gewaschen, getankt und gewartet sind, sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befinden - und könnte überdies die Abwicklung von Fahrtenbüchern übernehmen.
Ein völlig neuer Geschäftsbereich also, den der Energieversorger zumindest gedanklich bereits vorbereitet. Auch Ausdruck dessen, dass "der Gasmarkt für uns faktisch tot ist", wie Kindervatter sagt. "Da gibt es keine Entwicklung mehr." Die Stromsparte hingegen werde immer bedeutungsvoller - allerdings seien Energieunternehmen hier dazu gezwungen, ihre Rolle neu zu definieren, da immer mehr Menschen ihren Strom zumindest teilweise selber produzieren. Und hier kommt die Elektromobilität ins Spiel, die für die NEW keine grüne Spielwiese ist, sondern zumindest perspektivisch als ein Bereich gesehen wird, mit dem sich Geld verdienen lässt.
"Es ist für uns extrem attraktiv sich vorzustellen, dass sich der Energieverbrauch privater Haushalte dadurch verdoppeln könnte, dass jeder Haushalt ein Elektrofahrzeug hat", sagt Kindervatter. Diese Verdopplung sei in etwa die Größenordnung, von der auszugehen ist. Sollte diese Faustregel eines Tages Realität geworden sein, sobald E-Autos erschwinglicher und von den Reichweiten her attraktiver sind, müssten allerdings auch immense Investitionen in die Kapazitäten der Stromnetze erfolgt sein.
Die Vorreiterrolle, die die NEW bei der E-Mobilität einzunehmen versucht, soll sich mittelfristig also auch finanziell niederschlagen. "Momentan legen wir jedoch noch Geld obendrauf", sagt Kindervatter. Alleine für die geplanten 30 E-Ladesäulen im Verbreitungsgebiet wird eine halbe Million investiert. Sechs dieser Säulen sollen in Kürze in Gladbach in Betrieb sein, für Privathaushalte bietet die NEW Autostrom-Ladeboxen sowie spezielle Tarife an. Beim laufenden Car-Sharing-Pilotprojekt sind zwei E-Autos dabei, konzernweit sind 17 E-Fahrzeuge im Einsatz - die Bandbreite reicht vom Smart bis zum Tesla, mit dem Kindervatter im ersten Jahr bereits 33.000 Kilometer gefahren ist.
Seit diesem Jahr werden bei Neu- und Ersatzbeschaffungen Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb bevorzugt - es sei denn, es gibt die Möglichkeit nicht, etwa bei Kanalfahrzeugen. Und Ende 2018/Anfang 2019 sollen erste Elektrobus-Projekte in Gladbach ausgetestet werden.