Auf dem Arbeitsweg nach Neuss Das mysteriöse Verschwinden eines Familienvaters aus Mönchengladbach

Mönchengladbach/Neuss · Jürgen N. fuhr am Donnerstagmorgen wie jeden Tag zur Arbeit nach Neuss. Seitdem ist der 55-jährige spurlos verschwunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Seine Familie hat eine fieberhafte Suche gestartet und erfährt viel Solidarität - auch von Prominenten.

 Eine private Diensthundestaffel suchte am Wochenende in Liedberg nach Jürgen N.

Eine private Diensthundestaffel suchte am Wochenende in Liedberg nach Jürgen N.

Foto: Theo Titz

Hinweis der Redaktion: In der Nacht zu Dienstag ist der Vermisste wieder aufgetaucht. Wir haben daher das Foto aus dem Artikel entfernt. Alles zur Wiederkehr des Familienvaters aus Mönchengladbach lesen Sie hier.

Geschlafen hat Pascal N. in den vergangen Tagen so gut wie nicht. Seit Donnerstag ist sein Vater spurlos verschwunden. Seitdem suchen er, sein Bruder und seine Mutter fieberhaft nach dem herzkranken Mann, der auf Tabletten angewiesen ist. Unterstützung erfährt die Familie von vielen Helfern. Eine private Hundeführerstaffel und eine befreundete Reiterstaffel durchkämmte schon das Gebiet, wo Jürgen N. Auto gefunden wurde. Die Polizei setzte einen Spürhund und einen Hubschrauber ein. Über die sozialen Netzwerke wurde die Vermissten-Meldung von Freunden, Bekannten und sogar Prominenten tausendfach geteilt. „Wir haben ganz viele angeschrieben, auch Eko Fresh. Er will helfen“, sagt Pascal N. Doch bis jetzt blieb die Suche ohne Erfolg, Jürgen N. bleibt auf mysteriöse Weise verschwunden. Selbst die Polizei steht vor einem Rätsel.

Der 55-jährige Jürgen N. hatte am Donnerstag gegen 6 Uhr seine Wohnung in Mönchengladbach verlassen, um zu seiner Arbeit in Neuss zu fahren. Doch dort kam er nie an. Seine Familie hatte ihn an diesem Tag eigentlich um 18 Uhr zurück erwartet. „Als er um 20 Uhr immer noch nicht da war, sind wir losgefahren, um ihn zu suchen. Wir sind die Strecke zu seiner Arbeit in Neuss abgefahren – einmal über Willich, einmal über Liedberg“, berichtet sein Sohn. Pascal N. fand schließlich das Auto seines Vaters. Es war in Liedberg auf einem Parkstreifen abgestellt worden. Der Wagen war unverschlossen, im Inneren lagen noch das Handy und die Lunchdose von Jürgen N. „Deshalb gehen wir davon aus, dass der Wagen vor der Arbeit dort abgestellt wurde“, sagt Pascal N.

Seine Familie macht sich große Sorgen. „Ich glaube nicht, dass mein Vater ausreichend Medikamente mitgenommen hat“, berichtet der Sohn. Was mit seinem Vater passiert sein könnte, weiß er nicht. Er sei in der vorausgegangenen Woche krank gewesen, auch am Morgen seines Verschwindens sei ihm übel gewesen. Aber als seine Frau ihn fragte, wie es ihm gehe, habe er gesagt, dass alles in Ordnung sei. „Dann hat er sich von meiner Mutter verabschiedet und ihr gesagt, sie solle ihren Geburtstag schön feiern“, sagt Pascal N.. „Eine Veränderung haben wir an unserem Vater nicht festgestellt.“

Als die Familie am Donnerstagabend den unverschlossenen Wagen des Vaters gefunden hatte, rief sie sofort die Mönchengladbacher Polizei an. Kräfte in Zivil durchforsteten daraufhin das Gebiet um den Fundort des Autos (Citroen Berlingo), die Familie suchte auch – bis 5 Uhr morgens. Am Wochenende durchkämmte die Hundeführerstaffel den Bereich. „Die Tiere haben auch eine Fährte aufgenommen, aber die verlor sich irgendwann“, berichtet der Sohn. „Es gibt viele Fragezeichen in dem Fall“, sagt Polizeisprecherin Cornelia Weber. Man habe keine Anzeichen für einen Suizid und keine für eine Straftat, könne aber auch nichts ausschließen – zurzeit sei alles noch offen.

Jürgen N. Familie will bei der Suche nach dem Vater nichts unversucht lassen. Neben der großen Social-Media-Aktion, die sie startete, sollen ab Dienstag täglich von 5 bis 9 Uhr Vermissten-Flyer in Liedberg an Autofahrer verteilt werden. „Vielleicht hat ein Pendler ja etwas gesehen“, sagt der Sohn. 8000 Flyer hat seine Familie mit Unterstützung von Pascal N. Chef drucken lassen. „Die Ungewissheit ist schlimm“, sagt der Sohn, „egal, wie wir ihn finden, Hauptsache, wir wissen endlich, was los ist.“

Hinweise zum Aufenthaltsort des Familienvaters und zu Beobachtungen, die im Zusammenhang mit dem Fall stehen könnten, nimmt die Polizei unter der Rufnummer 02161 290 entgegen.

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