Mönchengladbach Neuer Job, neues Leben

Mönchengladbach · Ein zarter Aufschwung hat den Arbeitsmarkt der Stadt erreicht. Zum ersten Mal sinkt die Zahl der Arbeitslosen auf unter 20000. Im September fanden 285 Gladbacher einen neuen Job – einer davon ist Julian Gaus.

Ein zarter Aufschwung hat den Arbeitsmarkt der Stadt erreicht. Zum ersten Mal sinkt die Zahl der Arbeitslosen auf unter 20 000. Im September fanden 285 Gladbacher einen neuen Job – einer davon ist Julian Gaus.

Rheydt ist nicht Massachusetts. Und das Park-Hotel an der Hugo-Junkers-Straße hat auch nicht ganz das Flair des Fünf-Sterne-Hotels „Orchards“, mitten in dem zauberhaften Skigebiet im Nordosten der USA. Aber für Julian Gaus zählt im Moment nur eines. „Ich habe einen Job. Das ist das Wichtigste.“

Der 23-Jährige ist seit dem 1. September Rezeptionist in dem wieder eröffneten Rheydter Hotel. Nach seiner Lehre zum Hotelkaufmann, die er im Sommer vergangenen Jahres im Neusser Swiss-Hotel beendete, hatte Gaus einige Bewerbungen für einen Job in seiner Lieblingsbranche geschrieben. Darunter auch die Bewerbung für ein Praktikum in dem exklusiven US-Hotel. Doch dann vermittelte die Agentur für Arbeit dem gebürtigen Neuwerker die Stelle im Park-Hotel. „Die Aufbruchsstimmung und das Team hier haben mich begeistert“, sagt er. „Und meine Freundin wohnt ja auch in Gladbach. Da war die Entscheidung klar.“

Julian Gaus ist einer von 285 Mönchengladbachern, die nach Monate langer Suche eine neue Stelle gefunden haben. Der zarte Aufschwung streift endlich auch den Gladbacher Arbeitsmarkt. Erstmals ist die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr unter die 20 000er-Marke auf 19 743 Arbeitslose gesunken. Und bei den neuen Jobs handelt es sich nicht etwa um Hilfstätigkeiten oder Ein-Euro-Stellen, sondern um sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten. „Es kommen wieder mehr Stellenangebote rein“, bestätigt Roman Bentler, Arbeitsvermittler beim Arbeitgeber-Service der Agentur. 68 freie Stellen blinken derzeit in der Datenbank seines Computers auf. Bentler ist für gewerblichen Arbeitgeber zuständig. Freie Stellen aus der Gastronomie oder im Handwerk kommen auf seinen Schreibtisch – „vom Maler über die Küchenhilfe bis zum Dachdecker wird noch in vielen Bereichen gesucht“, sagt Bentler.

Trotzdem: Die Job-Suchenden übertreffen weiterhin die Job-Bietenden in der Stadt deutlich. Mönchengladbach bleibt mit einer Arbeitslosenquote von 15,1 Prozent führend im Agenturbezirk, der Durchschnitt liegt bei 10,7 Prozent. Der boomende Dienstleistungssektor kann die wegfallenden Stellen in der traditionellen Industrie nicht kompensieren. „Von einer Entspannung können wir nicht reden“, sagt denn auch Johannes Schmitz, Leiter der Agentur für Arbeit. Besonders betroffen sind weiterhin die Langzeitarbeitslosen. Mehr als 10 000 Mönchengladbacher warten seit mehr als einem Jahr auf eine neue Chance, sie werden vom Arbeitsmarkt und somit von der gesellschaftlichen Teilhabe abgeschnitten. Je länger sie raus sind aus dem Arbeitsmarkt, desto schwieriger wird die Rückkehr. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen um satte 33 Prozent.

Julian Gaus hofft indes, dass seine erste Vollzeit-Stelle den Weg für ein langes Arbeitsleben ebnet. Immerhin: „Mein Vertrag ist unbefristet“, sagt er. Kommentar

(RP)
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