Mönchengladbach Neue Sozialdezernentin Dörte Schall: Die Vor- und Nachteile des Quereinstiegs

Mönchengladbach · Kommende Woche wollen CDU und SPD die 37-Jährige im Rat zur Dezernentin wählen.

 Sie soll die neue Sozialdezernentin werden: Dörte Schall.

Sie soll die neue Sozialdezernentin werden: Dörte Schall.

Foto: Raupold

Sie ist Volljuristin, Gewerkschaftssekretärin, hat Tarifverträge für die Arbeitnehmer der Keramik-Industrie ausgehandelt und Europawahlkampf für die SPD gemacht. Dörte Schall ist also gestandene Politikerin mit reichlich Erfahrung im praktischen Tun. Und doch ist Dörte Schall ab dem 1. Februar als Quereinsteigerin quasi Berufsanfängerin.

Denn als Nachfolgerin von Dr. Michael Schmitz ist die Sozialdemokratin dann bei der Stadtverwaltung für Soziales, Kinder, Jugend und Familie, Recht, Wohnen, Gesundheit, Verbraucherschutz, Altenhilfe und Tiergesundheit verantwortlich. Und all das mit nur rudimentärer Kenntnis der Arbeit in öffentlicher Verwaltung und der Stadt Mönchengladbach.

So bekannte sie gestern bei ihrer öffentlichen Vorstellung durch die SPD-Fraktion entwaffnend offen: "Ich habe viel Arbeit vor mir und muss viel und viele kennenlernen."

So kann sie zwar vorerst zu jeder Frage zu ihrem neuen Tätigkeitsfeld durchaus Fachgerechtes sagen. Kinderbetreuung? Muss sich an den realen Bedürfnissen der Eltern orientieren und von qualifizierten und anständig bezahlten Mitarbeiterinnen erledigt werden. Evaluation der Leistung der freien Träger? Ist unerlässlich, aber zeit- und kostenintensiv. Der Zustand des Sozialbereichs in Mönchengladbach? Immer wieder innovative Ansätze. Mönchengladbach als Stadt? Der Strukturwandel ist nur teilweise geglückt - wie andernorts auch.

Die große inhaltliche Leitlinie, die Vision für moderne Sozialhilfe und Jugendarbeit kann sie - noch - nicht ausrollen. Das liegt zwar in der Natur der Sache, kommt aber nicht bei allen gut an.

Die FDP wird sie kommende Woche nicht mitwählen. Die Linke sieht Für und Wider und will sich möglicherweise enthalten. Die Grünen machen sich erst kommende Woche ein Bild. Bei der CDU gibt es keine überbordende Begeisterung für die künftige Dezernentin. Dass sie am kommenden Donnerstag gewählt wird, steht gleichwohl außer Frage. SPD und CDU haben vereinbart, dass für dieses Dezernat die Sozialdemokraten das Vorschlagsrecht haben. So wird Schall eine üppige Mehrheit bekommen.

Felix Heinrichs, der Fraktionsvorsitzende der SPD, erinnerte bei der Vorstellung gestern vorsorglich an an die Vorteile des Quereinsteigertums: "Wer von außen kommt, kann unbelastet alles hinterfragen." Genau das wird Dörte Schall tun.

Wer sie erlebt, kann sich gut vorstellen, dass sie unerschrocken die richtigen Fragen stellen kann. Aus Bonn jedenfalls, wo sie mit Mann und zwei kleinen Töchtern lebt und auch wohnen bleiben will, kommt sie mit Vorschusslorbeeren - nicht nur aus den eigenen politischen Reihen.

(RP)
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