Radfahren in Mönchengladbach Neue Fahrradwege von Gladbach ins Umland

Mönchengladbach/Erkelenz · Eine neue Karte zeigt, wo Schnellwege und Vorrangrouten in der Region entstehen könnten. Was bis zur Umsetzung aber alles noch passieren muss.

 Es gibt gute Radwege in der Region.

Es gibt gute Radwege in der Region.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Alle fünf Jahre sollen die CO2-Emissionen in Mönchengladbach um mindestens zehn Prozent gesenkt werden. Das Klimaziel wurde in den vergangenen Jahren aber nicht erreicht. Ein Beispiel: 2016 wurden im Mönchengladbacher Verkehr knapp 486.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid verbraucht, vier Prozent mehr als noch 1990. Um das zukünftig zu ändern und das Auto stehen zu lassen, spielt ein besseres Fahrradnetz eine entscheidende Rolle. Nun hat der Zweckverband Landfolge Garzweiler aus Erkelenz ein Konzept für Radvorrangrouten und Schnellwege im Rheinischen Revier veröffentlicht, das auch zahlreiche Routen im Mönchengladbacher Umland beinhaltet. Das Revier soll damit deutschlandweit als Modellregion und „zu einem Leuchtturm moderner Mobilität“ werden, sagt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Für Fahrradstraßen gibt es klare Vorgaben: Ein Schnellweg ist gewissermaßen die Autobahn unter den Fahrradwegen. Hier sollen Fahrer ungestört über eine lange Strecke mit hoher Geschwindigkeit fahren. Die Wege müssen gut ausgeleuchtet und vier Meter breit sein und ausschließlich für Räder nutzbar, Fußwege verlaufen idealerweise direkt daneben. Vorrangrouten sollen drei Meter breit sein und haben – wie der Name schon sagt – das Ziel, das Fahrrad gegenüber Autos zu bevorzugen. Etwa durch eine vorteilhafte Verkehrsführung und eine Priorisierung an Ampeln und Kreuzungen.

Geplant ist ein Radschnellweg, der von Mönchengladbach aus über Erkelenz und Hückelhoven nach Heinsberg und Wassenberg verlaufen soll und in Heinsberg wohl auch an einen aus Aachen kommenden Schnellweg anknüpfen wird. Wo genau der Schnellweg langführt, ist dabei noch unklar. So, wie er im Konzept der Zukunftsagentur Rheinisches Revier dargestellt ist, wird er jedenfalls nicht verlaufen. „Es handelt sich hierbei um ein erstes Konzept, zunächst einmal muss eine Machbarkeitsstudie abgewartet werden“, erklärt Peter London, CDU-Ratsherr in Erkelenz und Fachmann auf diesem Gebiet.

Zunächst wird nun ermittelt, ob das Potenzial gegeben ist – also mehr als 2000 Menschen pro Tag den Weg an jeder Stelle nutzen würden. Faktoren sind auch die anfallenden Kosten und der Naturschutz. Erst im Anschluss wird ermittelt, wo genau die Straße verlaufen wird. „Denkbar ist zum Beispiel eine Straßenführung über Herrath oder über Rath-Anhoven“, sagt London. Etwas einfacher gestaltet sich die Lage bei den Vorrangrouten. Diese sollen einerseits ein durchgehendes Netz bilden, andererseits die Dörfer besser mit den Stadtkernen verbinden. Vorgesehen sind im Konzept etwa Wege von Titz, Linnich, Rheindahlen oder Wegberg nach Erkelenz, die dann auch über die Dörfer wie Holzweiler, Lövenich, Granterath oder Venrath führen.

Neue Straßen müssen hier in der Regel nicht gebaut, bestehende Wege können ausgebaut werden. Hinzu kommen weitere Vorrangrouten, die die Städte oder Kreise in Eigenregie planen. Eine kürzlich ins Leben gerufene Arbeitsgemeinschaft für Fuß- und Radverkehr aus Erkelenz soll dabei helfen: Bürger, Politiker und Verwaltung wollen gemeinsam erarbeiten, wo Vorrangrouten besonders wichtig sind.

Im Kreis Heinsberg sind insgesamt mit dem Konzept 69 Kilometer an Radwegen geplant, sagt Dirk Rheydt, ehemaliger Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) aus Mönchengladbach und Fahrradexperte der Erkelenzer Grünen. „Fördergeld für die ganzen Projekte gibt es mehr als genug“, sagt er. „Das Schwierige ist die Umsetzung, denn es fehlt auch Planungspersonal.“

Geplant war die Fertigstellung der Wege zunächst bis Ende der 2030er Jahre, parallel zum (ursprünglichen) Kohleausstieg. Einzelne Wege könnten aber auch schon deutlich früher fertig werden. „Wir reden hier ja nicht von einem großen Projekt, sondern von hunderten Teilstrecken, die Stück für Stück gebaut werden“, sagt Peter London.

Gerade in den Innenstädten sei es nicht einfach, Straßen zu Radvorrangrouten zu machen. „Auf diesen Straßen dürfen dann zum Beispiel keine Autos parken“, erklärt London. Eine Möglichkeit sei es, eine Vorrangroute von Mönchengladbach aus über die Krefelder Straße durch die Stadt zu führen, auch eine Führung entlang der B57 ist denkbar. London wäre für eine andere Lösung: Aus dem Norden könnte eine Route durch den Umsiedlungsstandort und die Siedlungen nördlich des Ziegelweiherparks führen – hier gibt es deutlich weniger Autoverkehr. „Auch da gibt es aber noch Hindernisse, zum Beispiel die Drängelgitter am Ziegelweiherpark und an der Borschemicher Halle“.

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