Mönchengladbach Neue Erdgasleitung streift die Stadt

Mönchengladbach · Für 600 Millionen Euro bauen Thyssengas und Open Grid Europe eine Erdgas-Pipeline. Die Trasse verläuft vor allem über Wickrather und Odenkirchener Gebiet. Am Montag ist ein Informationsabend im Kunstwerk.

 So eine ähnliche Erdgas-Trasse soll durch Mönchengladbach verlegt werden. Inbetriebnahme ist für März 2021 geplant.

So eine ähnliche Erdgas-Trasse soll durch Mönchengladbach verlegt werden. Inbetriebnahme ist für März 2021 geplant.

Foto: Open Grid Europe

Seit gut einem Jahr befassen sich Entscheidungsträger mit dem Mega-Projekt. Vorgesehen ist der Bau der Trasse mit dem Projektnamen "Zeelink 1" quer durch Nordrhein-Westfalen. Das Vorhaben streift Mönchengladbach und da vor allem das Wickrather und Odenkirchener Stadtgebiet: Hier sollen Rohre für die Trasse verlegt werden. Die Stadt selbst hat ihre Stellungnahme gegenüber der zuständigen Bezirksregierung Köln abgegeben und steht auch in einem direkten Kontakt zum Betreiber Open Grid Europe. Auch beim Planfeststellungsverfahren ist die Stadt ab Mitte September beteiligt.

Der Grund Energiearmes Erdgas (L-Gas, Low-Caloric-Gas), das sechs Millionen deutsche Haushalte nutzen, wird bis 2030 kaum noch gefördert. Stattdessen wird H-Gas (High-Caloric-Gas) geliefert. Doch passende Leitungen fehlen. "Zeelink" schließt diese Lücke.

Der Name "Zeelink" weist auf die Verbindung zwischen dem deutschen Gasnetz mit dem belgischen Netz und dem Flüssig-Erdgas-Terminal in Zeebrügge hin.

Die Strecke Die Leitung enthält zwei, insgesamt 215 Kilometer lange Abschnitte: "Zeelink 1" führt von Aachen zum Niederrhein. Über "Zeelink 2" wird die weitere Verbindung bis zum Münsterland (Legden bei Ahaus) geknüpft.

Der Verlauf Die Trasse erreicht das Stadtgebiet südlich von Herrath. Von da ab soll die Gasfernleitung parallel zur A 46 bis nach Wanlo geführt werden. Die Kreuzung der Niers ist im Bereich der der A 46 vorgesehen. Danach schwenkt die Trasse nach Norden, kreuzt die A 46 und verläuft in Parallellage zur vorhandenen Thyssengas-Leitung bis zur Querung der A 61 nördlich des Autobahnkreuzes (AK) Wanlo. Der Korridor wird dann über die Windanlagen-Konzentrationsfläche am AK Wanlo bis zur Stadtgrenze geführt. Südlich von Odenkirchen trifft der Korridor nach Querung der L 19 erneut auf das Stadtgebiet, kreuzt die B 59, wird an Sasserath vorbeigeführt, um östlich von Odenkirchen wieder in Parallellage zur vorhandenen Thyssengas-Leitung und einer Hochspannungsfreileitung das Stadtgebiet zu verlassen. Im Verlauf der Parallellage kreuzt die Trasse ein drittes Mal das Stadtgebiet auf der Höhe des Mühlenhofs und wird östlich an Horster Schelsen vorbeigeführt.

Die Flächen Der Vorzugskorridor verläuft größtenteils über landwirtschaftliche Flächen. Südlich von Herrath und Beckrath wird eine Wasserschutzzone des Wasserwerks Wickrath gekreuzt. Die Stadt geht davon aus, dass es keine Beeinträchtigungen der öffentlichen Trinkwasserversorgung gibt, da kein wassergefährdender Stoff transportiert wird. Innerhalb der Stellungnahme, die die Bezirksregierung erhalten hat, geht es um die Siedlungsstruktur, den Siedlungsschutz, Gewässer, Umwelt- und Bodenschutz. In Gladbach wären bei der Vorzugstrasse zahlreiche Ackerflächen betroffen.

Der Naturschutz Die Stadt hat in ihrer Stellungnahme unter anderem auch darauf verwiesen, dass das Naturschutzgebiet Finkenberger Bruch durch die Verlegung nicht betroffen werden darf. Außerdem erfolgte in der Stellungnahme der Hinweis auf wertvolle Lößböden, die es zu schützen gilt.

Die Landwirtschaft Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt ist nicht wirklich begeistert über das Vorhaben. Er spricht von "einem erheblichen Eingriff in unsere Grundstücke, aber ich sehe auch, dass die Trasse unverzichtbar ist". Und weiter sagt Wappenschmidt, der selbst in Höhe der Ortschaft Glehn betroffen ist: "Es ist aber insgesamt sinnvoll, die Erdgasversorgung für die Region so sicherzustellen."

Der Rahmenvertrag Den jetzt zwischen der Projektgesellschaft und dem Westfälischen Landschaftsverband geschlossenen Rahmenvertrag begrüßt Wolfgang Wappenschmidt. Was dem Bauern-Vertreter allerdings bei der vorgesehenen Abfindung fehlt, ist eine regelmäßige Zahlung vergleichbar mit einer Pacht. "Aktuell gibt es für die Landwirte lediglich eine einmalige finanzielle Entschädigung. Für die Betriebe müsste es für die betroffenen Flächen eine wiederkehrende Zahlung geben", fordert Wappenschmidt ein Umdenken in der Gesetzesvorgabe.

Bürger-Information Zur geplanten Erdgasfernleitung gibt es bis Ende März 16 Termine. "Zwei davon in der Region", teilt Pressesprecher Helmut Roloff mit. Nämlich am Montag, 6. März, von 19 bis 21 Uhr im Kunstwerk in Wickrath; am Dienstag, 7. März, von 19.30 bis 21.30 Uhr, in Korschenbroich, Rathaus, Don-Bosco-Straße 6.

(RP)
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