Nach Wahl des CDU-Bundesvorsitzes Gemischte Gefühle bei Gladbacher CDU

Mönchengladbach · Vier Delegierte aus Mönchengladbach waren bei der Wahl der Bundesparteispitze dabei – Annegret Kramp-Karrenbauer erhielt aus dieser Runde nur eine Stimme. Sie hat aber mit OB und Fraktionschef weitere prominente Fürsprecher in der Stadt.

 Freut sich über den Sieg von AKK: OB Hans Wilhelm Reiners.

Freut sich über den Sieg von AKK: OB Hans Wilhelm Reiners.

Foto: Jana Bauch

Jubel, Frust und Zuversicht – bei führenden Mönchengladbacher Christdemokraten gibt es nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Bundesvorsitzenden ihrer Partei alle Gefühlslagen. Die Saarländerin hatte sich gegen Friedrich Merz und Jens Spahn durchgesetzt. Gegen Merz im zweiten Wahlgang in einer Stichwahl mit knappen Ergebnis.

Vier Delegierte aus der Vitusstadt sind beim Bundesparteitag in Hamburg dabei: Günter Krings, CDU-Kreisvorsitzender und Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, die beiden Landtagsabgeordneten Jochen Klenner und Frank Boss sowie Annette Bonin, Ratsfrau und Vorsitzende der Gladbacher Frauen Union. Für Kramp-Karrenbauer gestimmt hat allerdings nur Bonin. Krings hat Spahn gewählt, Boss und Klenner Merz ihre Stimme.

„Mich freut das Ergebnis“, sagt Annette Bonin. Alle drei Kandidaten hätten sehr gute, inhaltlich ähnliche Reden gehalten. Kramp-Karrenbauer habe sie jedoch, auch im persönlichen Umgang, als authentischer erlebt, als flexibel, mit positiver Ausstrahlung und „stimmig als Gesamtbild“. In der Rolle der Generalsekretärin habe Kramp-Karrenbauer sich zurückgenommen, als Parteichefin sei bei ihr noch mit vielem zu rechnen.

Klenner zeigt sich enttäuscht: „Ich ziehe mich jetzt frustriert ins Hotel zurück.“ Er hatte Merz favorisiert, weil der internationale Erfahrung mitbringe und für Aufbruchstimmung stehe. „Ich hoffe jetzt, dass er politisch weitermacht“, so Klenner. Boss hätte sich zwar ebenfalls Merz gewünscht, sieht aber das Positive durch das Verfahren im Vorfeld der Abstimmung: „Die CDU hat gewonnen.“ Das betont auch Krings: „Die Wahl war der Höhepunkt eines fairen Wettbewerbs, wir haben jetzt die gute Chance, als Partei zusammenzuhalten.“

Unter den führenden CDU-Köpfen in Mönchengladbach hat Kramp-Karrenbauer einige Unterstützer: Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners freut sich über den Ausgang der Wahl. Er hatte Kramp-Karrenbauer in Mönchengladbach als Laudatorin beim Benediktpreis für Königin Silvia erlebt und einen „sehr positiven Eindruck“. „Sie weiß, was sie will, wird von vielen unterschätzt“, so Reiners. Von ihrer Art her sei sie fähig, „das unterschiedliche Spektrum innerhalb der Partei zusammenzuhalten“. Dies sei wichtig für eine große Partei. Ebenso der offene Diskussionsprozess, der mit den drei Kandidaten losgetreten worden sei. „Jetzt ist entscheidend, dass das demokratische Ergebnis von allen Seiten akzeptiert wird.“ Eine Spaltung der Partei fürchtet Reiners nicht.

Auch für Hans-Peter Schlegelmilch, Chef der CDU-Ratsfraktion, war Kramp-Karrenbauer die Favoritin. „Ich glaube nicht nur, sie macht’s, sondern sie macht’s auch richtig“, ist er überzeugt. Ihr traue er die stärkste Manövrierfähigkeit zu und auch, die innerparteilichen Flügel zu integrieren. Einen Neustart hält er nicht für nötig. Angela Merkel habe in gesellschaftspolitischen Fragen vieles richtig gemacht, bei Energie, Bundeswehr und in der Flüchtlingskrise. „Die CDU hat nicht nach rechts Wählerschaften verloren, sondern in der Mitte – ausgelöst durch die Irritationen der CSU.“ Der Stil von Innenminister Horst Seehofer (CSU) gegenüber der Kanzlerin sei „unterirdisch“ gewesen.

„Ich bin überglücklich“, sagt Doris Jansen, in Mönchengladbach Vorsitzende des Arbeitnehmerflügels CDA. Kramp-Karrenbauer war ihre Favoritin – und das nicht nur aus CDA-Solidarität. „Sie kann auf Menschen zugehen, hat Empathie.“ Nur mit solchen Eigenschaften könne die CDU Wahlen gewinnen. „Die meisten unserer Wähler sind Arbeitnehmer“, so Jansen. Friedrich Merz wirke etwas distinguiert, sei aber ein kluger Kopf. „Ich wünsche ihn mir als Wirtschaftsminister.“ Das Soziale könne schließlich nur finanziert werden, wenn es der Wirtschaft gut gehe. Beides sei gleichberechtigt. Auch Kramp-Karrenbauer habe dies erkannt.

„Merz war eine Riesen-Chance, die liegengelassen wurde“, ist hingegen der Gladbacher Vorsitzende des CDU-Wirtschaftsflügels MIT, Dieter Breymann, überzeugt. „Es ist eine Entscheidung, die ich mir nicht gewünscht habe, mit der ich aber leben kann.“ Er hoffe, dass der CDU der Rückenwind der vergangenen Wochen erhalten bleibt. „Nun gilt es, dass wir uns Themen der Zukunft wie Digitalisierung, Stärkung der EU, Bildung und nachhaltige Umweltpolitik widmen.“

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