Mönchengladbach Nach dem Eklat: Die FWG ist noch sprachlos

Mönchengladbach · Erich Oberem und Bernd Püllen haben seit der Sitzung des Schulausschusses keinen Kontakt. Alle anderen warten ab.

Gestern kam die Ruhe nach dem Sturm. Die Ankündigung von Parteigründer Erich Oberem, sich aus Verärgerung über den Fraktionsvorsitzenden Bernd Püllen aus der politischen Arbeit zurückzuziehen, hat viele in der Partei vollkommen unerwartet getroffen. Nicht zuletzt Püllen selbst.

"Ganz ehrlich: Ich war total überrascht. Ich habe in allen Sachfragen immer eng, konstruktiv und gerne mit Erich Oberem zusammengearbeitet", sagte Püllen gestern der RP. Wenn es überhaupt Differenzen gegeben habe, hätten sich diese sich auf Fragen der Kommunikation oder der Außendarstellung bezogen. "Aber inhaltlich waren wir uns einig. Darum würde ich mich sehr freuen, wenn sich Erich Oberem das noch einmal überlegt", so Püllen.

Anlass für den Streit war das Verhalten der FWG in der Sondersitzung des Schulausschusses. Die Freie Wählergemeinschaft wollte die sechste Gesamtschule im Gebäude der Hauptschule an der oberen Aachener Straße unterbringen, und zwar aus schulorganisatorischen und wirtschaftlichen Gründen. Während der Sitzung zog die FWG-Vertreterin Angelika Schürings den Antrag zurück und stimmte mit der CDU und FDP dafür, die Entscheidung bis zu den Haushaltsberatungen im Herbst offen zu halten.

Püllen war bei der Sitzung als Zuschauer dabei und stimmte sich in den Pausen mit Schürings ab. "Ich habe weder Druck auf sie ausgeübt noch sie in eine bestimmte Richtung gedrängt. Ich habe vor allem auf ihre Fragen geantwortet und sie in ihrer Meinung bestärkt", versichert Püllen. Zwar habe es am Wochenende ein Treffen Dr. Hans-Peter Schlegelmilch und Nicole Finger, den Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP, gegeben, um sich über eine Lösung für die sechste Gesamtschule auszutauschen. Dabei sei man aber nicht zusammengekommen. "Frau Schürings hatte am Ende der Sitzung zunehmend das Gefühl, das taktische Spielchen auf dem Rücken der Schüler ausgetragen werden. Das wollte sie nicht mitmachen", so Püllen. Darum sei sie auf den CDU/FDP-Antrag umgeschwenkt, damit es zu einer Lösung komme. Der Vorschlag von CDU und FDP sei inhaltlich näher an dem der FWG als der von SPD und Grünen. "Einer musste sich bewegen", sagt Bernd Püllen.

Die Bürger erwarteten, dass man bereit sei, Verantwortung zu übernehmen. "Wir können nicht immer nur dagegen sein", findet Püllen. Das würde gewiss auch Oberem unterschreiben. Doch tatsächlich gibt es in der FWG offenbar grundsätzlich unterschiedliche Einschätzungen darüber, wie sich die Partei positionieren soll. Ist es richtig, gemeinsam mit CDU und FDP Projekte in der Stadt voranzubringen? Nutzt das dann auch der FWG, oder wird sie nur als Anhängsel der Christdemokraten empfunden? Wie sehr unterscheidet sich die neue neue von der alten CDU, und wie sehr taugt sie überhaupt noch als Reibungsfläche? Es gäbe wohl einiges, worüber sich Oberem, Püllen und ein paar andere aus dem Führungskreis austauschen könnten. Doch erst einmal herrscht Funkstille. Püllen und Oberem hatten seit der Sitzung keinen Kontakt. Der Versuch, alle Parteimitglieder mit Funktion schnellstmöglich an einen Tisch zu bekommen, hat noch keinen Erfolg gebracht. Spätestens am Wochenende soll es ein solches Treffen geben. Egal mit wem man spricht, die ersten Einschätzungen ähneln sich. Für die FWG ist all das kurz vor der Wahl mehr als misslich. Erich Oberem wird sich kaum von seinem Entschluss abbringen lassen. Die FWG wird weiter gebraucht. Darum muss es mit der Partei weitergehen, auch wenn Erich Oberem bei seinem Entschluss bleibt. Nur wie — das weiß noch niemand. Ein Ratsmitglied fasst das so zusammen: "Die Lage ist wirklich nicht schön."

(RP)
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