Mönchengladbach Nabu ruft zur großen Vogelzählung auf

Mönchengladbach · Auf Wiesen und Feldern gibt es immer weniger Vögel. Die Zahlen alarmieren. Von heute bis zum 13. Mai dauert die Aktion "Stunde der Gartenvögel". Nabu-Vorsitzender Kurt Sasserath appelliert an Gartenbesitzer.

 Heckenbraunelle

Heckenbraunelle

Foto: Hasenfuß

Die aktuelle "Stunde der Gartenvögel", bei der der Naturschutzbund (Nabu) die Bürger zum Zählen von Vögeln in ihren Gärten aufruft, steht unter dem Eindruck düsterer Zahlen: Der von den Krefelder Entomologen diagnostizierte dramatische Schwund von Insekten in Deutschland wird mittlerweile regelmäßig in einem Atemzug mit dem Schwund von Vögeln genannt. Der Zusammenhang liegt auf der Hand: Für viele Vögel sind Insekten Nahrungsgrundlage.

 Dompfaff

Dompfaff

Foto: Kochanek

Jüngstes Beispiel: Das Wissenschaftsmagazin Spektrum.de berichtete über zwei französische Studien, die einen "brutalen Rückgang von Vögeln der Agrarlandschaft" in Frankreich beschreiben und die französische Öffentlichkeit aufgeschreckt haben; 2017 markiert demnach "den absoluten Tiefpunkt dieser Entwicklung in Frankreich".

 Rotkehlchen

Rotkehlchen

Foto: Kochanek

Die Zahlen, die der französische Biologe Benoit Fontaine vorgelegt hat, sind bedrückend. Demnach ist die Zahl der Feldvögel in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich um ein Drittel oder mehr zurückgegangen. Die Zahl der Wiesenpieper ging um 70 Prozent zurück, die der Rebhühner sogar um 80 Prozent (über einen Zeitraum von 23 Jahren). Fontaine spricht von einer "ökologischen Katastrophe".

 Zaunkönig

Zaunkönig

Foto: dpa

Der Trend ist europaweit: Spektrum.de verweist auf Ergebnisse des "European Bird Census Council", einer 1992 gegründeten Gesellschaft von Ornithologen, die Zählprogramme für Vögel in Europa begleitet und ausarbeitet. Demnach ging die Zahl der Vögel in der Agrarlandschaft in 28 Staaten Europas in den vergangenen 30 Jahren um mehr als die Hälfte zurück. Auch Kurt Sasserath, Vorsitzender des Nabu Mönchengladbach hat ähnliche Beobachtungen gemacht. "Den Kiebitz sieht man kaum noch. Er ist hier bei uns nahezu ausgestoben. Auch bei Schwalben und Mauersegler ist der Bestand stark rückläufig." Paradoxerweise ist die Zahl der Vögel in Wäldern und Städten stabil bis steigend - dieser Umstand ist für die Naturschützer ein Beleg, dass die intensive Landwirtschaft Ursache für den Rückgang des Vogelvorkommens ist.

Der Nabu blickt inzwischen auf 13 Jahre Stunde der Gartenvögel zurück. Demnach gibt es bei 20 Arten von Gartenvögeln eine Zunahme, bei 17 Arten einen Schwund und bei weiteren 20 Arten stabile Zahlen. Die Gesamtzahl der Vögel im Siedlungsraum habe sich seit 2005 nur wenig verändert. "Damit hebt sich die Entwicklung in Gärten und Parks erfreulicherweise deutlich von den drastisch schwindenden Vogelbeständen unserer Wiesen und Felder ab, die einen Großteil der Fläche Deutschlands ausmachen", sagt Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Sein Mönchengladbacher Kollege Kurt Sasserath appelliert an die Besitzer von Gärten, diese wieder naturnah zu gestalten: "Wir brauchen wieder mehr Hecken, heimische Stauden und Wildwiesen." Große Hoffnungen setzt er auf ein Projekt, das der Nabu Mönchengladbach mit dem hiesigen Kleingartenverband macht. Sasserath: "Die Kleingärtner streben in ihren Anlagen einen ökologischem Umbau an. Da sich die Anlagen durch die ganze Stadt ziehen, kann das zum Modell, zu einer Art Verbundsystem werden. Daran sollte sich die Stadt mit ihren Grünflächen unbedingt beteiligen."

Die 14. Stunde der Gartenvögel findet statt vom heutigen Donnerstag bis Sonntag, 13. Mai.

Im vergangenen Jahr hatten fast 61.000 Vogelfreunde bei der Stunde der Gartenvögel mitgemacht und aus mehr als 40.000 Gärten insgesamt rund 1,4 Millionen Vögel gemeldet. Gemeinsam mit der Schwesteraktion, der Stunde der Wintervögel, handelt es sich damit laut Nabu um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion.

Und so funktioniert die Teilnahme: Von einem ruhigen Plätzchen im Garten oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde entdeckt werden kann. Die Beobachtungen können dann per Telefon kostenlos am 12. und 13. Mai, 10 bis 18 Uhr, unter Rufnummer 0800 1157115, oder im Internet unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden. Meldeschluss ist der 21. Mai.

(RP)
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