Mönchengladbach Mysteriöse Schüsse auf Bus und Haus

Mönchengladbach · Seit dem Wochenende ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes. Am Samstag waren Schüsse auf einen Bus abgegeben worden. Am Sonntag wurde ein weiteres Einschussloch im Fenster eines Hauses gefunden.

 Das Landeskriminalamt ist mit der Tatortgruppe vor Ort und rekonstruiert mit Hilfe von Lasertechnik den Tatort.

Das Landeskriminalamt ist mit der Tatortgruppe vor Ort und rekonstruiert mit Hilfe von Lasertechnik den Tatort.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Samstagabend, 19.42 Uhr: Ein 45-jähriger Busfahrer war gerade auf der Theodor-Heuss-Straße unterwegs. Es war eine Leerfahrt. Einziger Fahrgast: ein Kollege. Plötzlich hörten beide einen lauten Knall. Der Fahrer stoppte den Linienbus sofort und fand zwei Einschusslöcher in der Scheibe. Jemand hatte auf das Fahrzeug zweimal kurz hintereinander geschossen. Der Mann alarmierte die Polizei. Einen Tag später wurde an einem Haus an der Ueckelhofer Straße, die nahe der Theodor-Heuss-Straße liegt, eine weitere Schussspur an der Fensterscheibe einer Wohnung entdeckt. Das Geschoss war an der Mehrfachverglasung abgeprallt.

 Auch in einer gegenüberliegenden Wohnung waren Spuren eines Schusses zu sehen. Insgesamt wurden daher drei Schüsse abgefeuert.

Auch in einer gegenüberliegenden Wohnung waren Spuren eines Schusses zu sehen. Insgesamt wurden daher drei Schüsse abgefeuert.

Foto: Reichartz

Seit dem Wochenende ermitteln Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei wegen versuchten Mordes. Bis jetzt geben die mysteriösen Schüsse Rätsel auf. Wer schießt mitten in der Innenstadt auf einen fahrenden Bus und ein Gebäude? Verletzt wurde niemand, aber der Schock sitzt tief. Der Busfahrer ging zunächst davon aus, dass jemand mit Steinen auf sein Fahrzeug zielt. Als er von den Ermittlungen wegen Mordes aus Heimtücke hörte, war er geschockt.

 Zeitweise war die Theodor-Heuss-Straße sogar nur noch in einer Richtung befahrbar.

Zeitweise war die Theodor-Heuss-Straße sogar nur noch in einer Richtung befahrbar.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Gestern Mittag nahm die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes NRW an der Theodor-Heuss-Straße in Höhe der Hausnummer 64 Ermittlungen zur Rekonstruktion der Schusskanäle auf. Denn bis dahin wurden weder Projektile noch Hülsen gefunden. Deshalb war auch noch nicht geklärt, aus welcher Waffe die Schüsse abgegeben wurden — und wo der Täter beim Abfeuern stand. Die beiden Löcher an den Busscheiben sind etwa münzgroß, die Scheiben zerborsten. Das Expertenteam untersuchte den Einschusswinkel per Lasermessgeräten, um den Tatablauf zu rekonstruieren. Fest steht, dass der Schütze im Grünstreifen an der Theodor-Heuss-Straße im Gebüsch nahe dem Gleisbett gestanden haben muss.

Bereits in den letzten drei Wochen gab es an drei Stellen im Stadtgebiet, unter anderem an der Schwogen- und der Hehner Straße bereits Sachbeschädigungen durch Schüsse auf Wohnungsfenster. Dort wurden jeweils Stahlkügelchen am Tatort gefunden. Die sollen allerdings mit Schleudern und nicht mit Pistolen abgegeben worden sein. "Ein Zusammenhang ist eher unwahrscheinlich", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen und ergänzt: "Dieser Fall hat eine andere Qualität. Der Busfahrer wurde direkt beschossen. Er hätte schwer verletzt sein können." Bereits im letzten Jahr hatte ein Taxifahrer von Schüssen auf sein Fahrzeug berichtet. Er war am 21. September gegen 1 Uhr mit einem Fahrgast von Rheydt nach Wickrath unterwegs, als er auf der Adolf-Kempken-Straße in Höhe des Musikerviertels plötzlich einen Knall hörte. Er hielt seinen Wagen an und sah zwei Männer davonlaufen. Tatsächlich fand die Polizei später Kratzer am Fahrzeug.

Im Juli vergangenen Jahres stellte die Polizei in Viersen bei einem 21-jährigen Neuwerker und einem 20-jährigen Viersener eine Gaspistole, Munition und Gaskartuschen mit Metallkugeln sicher. Die beiden Männer standen im dringenden Verdacht, mit der Waffe die Scheibe eines Bushäuschens zerschossen zu haben. Ein Zeuge hatte zuvor einen lauten Knall gehört und ein rotes Cabrio wegfahren sehen.

Die Polizei sucht nun Zeugen des aktuellen Vorfalls. Wer hat Samstagabend an der Theodor-Heuss-Straße Verdächtige beobachtet oder Schussgeräusche gehört? Wer kann Hinweise zum Vorfall an der Ueckelhofer Straße geben? Zeugen sollten sich bei der Polizei unter 02161 290 melden.

(RP)
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