Prozess in Mönchengladbach Mutter des mutmaßlichen Missbrauchsopfers sagt aus

Mönchengladbach · "Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll." So lautet die Antwort der 38-jährigen Pflegehelferin auf die Frage, ob sie den Vorwürfen ihres Sohnes Glauben schenke. Diese scheinen nämlich ungeheuerlich: Mehrfach soll der aus Mönchengladbach stammende Stiefvater des Jungen sich sexuell an dem mittlerweile 20-Jährigen vergangen haben.

Doch auch der zweite Prozesstag brachte wenig Licht ins Dunkel. Unter Tränen schilderte die Ehefrau des Beschuldigten eine schwierige Vergangenheit. Der Vater des Jungen, ein britischer Soldat, der sich immer mehr für Alkohol und seinen Computer interessierte anstatt für die Familie, verließ Frau und Sohn ohne ein Wort — jedoch erst, nachdem diese mit ihm nach England gezogen waren. Zurück in Deutschland wollte die Pflegehelferin ein neues Leben beginnen, ihr Sohn blühte auf. Als sie ihren jetzigen Mann kennenlernte, schien alles perfekt, es folgte eine Hochzeit, zwei Töchter wurden geboren.

Dann aber kam der Tag, an dem sich der heute 20-jährige Sohn zum ersten Mal seiner Mutter anvertraute. Wutentbrannt sei sie daraufhin in die gemeinsame Wohnung gestürmt und habe ihren Mann zur Rede gestellt. Dieser sei unter Tränen zusammengebrochen, habe aber seine Unschuld beteuert und von Missverständnissen gesprochen. Zunächst wurde monatelang nicht mehr über das Thema gesprochen, bis das mutmaßliche Opfer bei einer Beratungsstelle seinen Stiefvater schwer belastete.

Diese riet daraufhin auch der Mutter des Jungen, den Beschuldigten der Wohnung zu verweisen, schließlich seien die beiden anderen Kinder auch gefährdet oder könnten bereits Opfer sein. Die Mutter war jedoch mit der Situation überfordert; die Töchter hätten ihren Vater vermisst. Warum ihr Sohn derartige Vorwürfe erhebt, könne sie nicht verstehen, denn sie habe nie etwas mitbekommen oder auch nur erahnt. Selbst die Tatsache, dass der Angeklagte bereits wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vorbestraft ist, schien die 38-Jährige kaum an der Glaubwürdigkeit ihres Mannes zweifeln zu lassen. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

(mki)
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