Mönchengladbach Muslime verurteilen Vorfall in St. Marien

Mönchengladbach · "Scheiß Christen!", riefen junge Muslime, als sie Heiligabend die Krippenfeier in St. Marien störten. Der schlimme Vorfall hatte eine positive Folge: Vertreter der Moschee-Vereine trafen sich jetzt mit katholischen und evangelischen Pfarrern.

Die Beteiligten der Zusammenkunft möchten den Austausch auch in Zukunft fortsetzen.

Die Beteiligten der Zusammenkunft möchten den Austausch auch in Zukunft fortsetzen.

Foto: Detlef Ilgner

Alle sind sich einig: Ein Vorfall wie der an Heiligabend in der Rheydter Kirche St. Marien, bei dem muslimische Kinder und Jugendliche die Krippenfeier störten, darf sich nicht wiederholen. Das betonen die Vertreter von fünf Gladbacher Moscheen zu Beginn des Treffens mit katholischen und evangelischen Pfarrern aus Rheydt. "Eine solche Respektlosigkeit darf in einem Gotteshaus nicht passieren", erklärt Mülahim Bayindir, Imam der Diyanet-Moschee an der Duvenstraße.

Aber auch in einem zweiten Punkt sind sich die muslimischen Vertreter mit ihren christlichen Gesprächspartnern einig: Der Vorfall soll nicht überbewertet werden. "Es waren Kinder", beschwichtigt Pfarrer Manfred Riethdorf. "Ich habe mit ihnen gesprochen, die Einsicht ist gewachsen." Damit ist die Geschichte abgeschlossen, der Dialog aber hat gerade erst begonnen.

In der Runde, die sich im Emmaus-Haus der Gemeinde St. Marien trifft, sitzen Vertreter der Moscheevereine, Mitglieder des Integrationsrates, die katholischen Pfarrer Klaus Hurtz und Manfred Riethdorf und ihre evangelischen Kollegen Stephan Dedring und Olaf Nöller. "Es ist menschlich wichtig und ein schönes Zeichen, dass wir diesen Schulterschluss erfahren", sagt Pfarrer Hurtz.

Der Islam gründe auf Frieden und Wohlwollen, betont Sezai Sahin in einem Statement, Terror und Gewalt hätten darin keinen Platz. "Wir wollen in Mönchengladbach respektvoll und friedlich zusammenleben", sagt er. Yilmaz Karaca, der für den Türkisch-Deutschen Integrationsverbund im Integrationsrat sitzt und dort mit Unterstützung der CDU den Vorsitz übernommen hat, stellt fest: "Die Moscheen sind immer offen, wir haben keine Hinterhöfe, wo Terroristen ausgebildet werden. Jeder kann kommen und Fragen stellen."

Die ständige Verbindung von Islam und Terrorismus, die seiner Ansicht nach von den Medien hergestellt wird, stört Ekrem Isik vom Vorstand der Moschee an der Nordstraße. "Warum redet man immer von islamischen Terroristen", fragt er. "Nach all den Jahren gucken mich jetzt die Nachbarn komisch an." Er wünscht sich mehr Unterstützung bei der Jugendarbeit, die von den Vereinen geleistet wird. "Wir müssen um 22 Uhr schließen. Dann stehen die Jugendlichen auf der Straße", sagt er.

Dass Jugendarbeit nötig ist, darüber herrscht Konsens. Die zweite und dritte Generation habe ihre Religion nicht mehr richtig kennengelernt und sei deshalb auch offen für Extremisten, ist von muslimischer Seite zu hören. Ein islamischer Religionsunterricht an den Schulen sei deshalb notwendig. Dem Thema Religion werde aus Angst vor Konflikten häufig aus dem Weg gegangen, meint der evangelische Pfarrer Dedring von der Rheydter Hauptkirche. "Es ist ein Fehler, Religion nicht zu thematisieren, man muss sich kennenlernen und Begegnungen organisieren."

Am Ende ist sich die Runde einig, dass der Austausch unbedingt weiter fortgesetzt werden muss. Zunächst wird die Erstellung einer Adressliste vereinbart. "Dieses Treffen war ein erster Schritt, es sind wertvolle Kontakte entstanden", sagt Moderator Bernhard Stein. Er ist Sprecher der CDU im Integrationsrat.

(RP)
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