Mönchengladbach Musikdirektor-Kandidat Nr. 2

Mönchengladbach · Nach dem Esten Mihkel Kütson stellt sich mit dem Gelsenkirchener Rasmus Baumann, Chefdirigent des Musiktheaters im Revier, ein weiterer Kandidat um die Nachfolge von Generalmusikdirektor Graham Jackson vor.

Seit 2008 ist Rasmus Baumann zuständig für die Belange des profilierten Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier. Nun kommt der 37-Jährige für zwei Gastspiele nach Mönchengladbach und Krefeld. Um zwei der vier Aufführungen des vierten Sinfoniekonzerts zu leiten. "Wegen langfristig getroffener anderer Verpflichtungen kann ich die beiden anderen Termine nicht wahrnehmen", bedauert der Musiker, der an der Essener Folkwang-Hochschule Klavier und Schlagzeug studierte und in Frankfurt das Dirigierhandwerk erlernte. Bei den zwei anderen Terminen springt Kapellmeister Andreas Fellner ein.

Allround-Musiker

Zum Kirchenmusiker ließ Baumann sich in Bochum ausbilden, jazzte am Klavier und bediente zur Studentenzeit in einer Metal-Band das Drumset. Doch wenn er über Schumanns Rheinische Sinfonie, die "Dritte", redet, die das Konzert beschließen wird, wechselt der Mann mühelos in den Duktus des Musikwissenschaftlers, erläutert Probleme von Taktschwerpunkten und Rhythmusspannungen und erklärt, wie Schumann aus einem Quartenmotiv eine Kette von Variationen entwickelt. Kurz: Rasmus Baumann ist ein Allroundmusiker und ein begeisterter Praktiker – das wird klar, wenn er fachliche Äußerungen spontan mit Tonbeispielen am Flügel akustisch begleitet.

"Die Stimmung in diesem Orchester ist gut, die Musiker sind sehr nett und hochmotiviert bei den Proben", berichtet der Gast von seinen ersten Trainingsbegegnungen mit den Niederrheinischen Sinfonikern.

Bevor Baumann das Programm des 4. Sinfoniekonzerts leitet, müssen die Sinfoniker Neuland erschließen. An den Anfang hat der amtierende Musikdirektor Graham Jackson nämlich ein modernes Werk gestellt. Der Bochumer Komponist Stefan Heucke (51) hat 1991 das Werk "Auch das Schöne muss sterben" für 23 Soloinstrumente geschrieben. Nach der Uraufführung damals in Werl ist das zwölf Minuten lange Stück nie wieder erklungen. "Daher freue ich mich sehr, dass es nun in Mönchengladbach und Krefeld aufgeführt wird", sagt Heucke. Der Titel ist dem Gedicht "Nänie" von Schiller entnommen, und das Kernthema der Variationenfolge ist ein Thema aus dem langsamen Satz von Mozarts Bläserserenade c-Moll. Die Interpreten – acht Bläser und drei Streichquintette – werden bei der Aufführung im Kreis sitzen. "So wird es klarer, dass Bestandteile des Themas im Kreis wandern", erläutert der Komponist. Stefan Heucke ist am Niederrhein Opernfreunden in guter Erinnerung: Im September 2006 gelangte in Rheydt sein Musikdrama "Das Frauenorchester von Auschwitz" zur Uraufführung.

Eine "Perle" im Sinfoniekonzert verspricht dessen Mittelteil. Da spielt das renommierte Boulanger-Trio das Konzert op. 56 für Klavier, Violine und Cello von Beethoven. Karla Haltenwager (Klavier), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Cello) stellen sich mit dem berühmten Tripelkonzert vor.

(RP)
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