Mönchengladbach Museumsverein rettet Museumscafé

Mönchengladbach · Sie tragen adrette dunkelblaue Servierschürzen, schenken Kaffee aus und richten Kuchenstücke appetitlich auf Tellern an: Mitglieder des Museumsvereins betreiben die Cafeteria im Museum Abteiberg – wofür die Stadt kein Geld mehr hat.

 Sie helfen dem Museum aus der Patsche. Gestern erzählten (v. l.) Dr. Christian Krausch, Vera Funk, Lieselotte Böhme, Professor Rainer Wallnig und Ulrike Engelke von ihrem Einsatz für die Museumscafeteria.

Sie helfen dem Museum aus der Patsche. Gestern erzählten (v. l.) Dr. Christian Krausch, Vera Funk, Lieselotte Böhme, Professor Rainer Wallnig und Ulrike Engelke von ihrem Einsatz für die Museumscafeteria.

Foto: Isa Raupold

Sie tragen adrette dunkelblaue Servierschürzen, schenken Kaffee aus und richten Kuchenstücke appetitlich auf Tellern an: Mitglieder des Museumsvereins betreiben die Cafeteria im Museum Abteiberg — wofür die Stadt kein Geld mehr hat.

Wer nun wirklich die Idee für das Projekt hatte, sei nebensächlich. "Wir helfen dem Museum Abteiberg in einer Notlage", fasst Professor Dr. Rainer Wallnig (68) zusammen. Die geleistete Hilfe betrifft ein leidvolles Thema, ein Dauerproblem seit der Errichtung des städtischen Museums auf dem Abteiberg: Das im hintersten Winkel der Eingangshalle versteckte Café lässt sich, so die Erfahrung, wirtschaftlich nicht betreiben. Daher mussten städtische Mitarbeiterinnen sich dort um Besucher kümmern, denen der Sinn nach einem Getränk oder einem Stück Kuchen stand.

"Diese Arbeit haben die Mitarbeiterinnen in Überstunden geleistet — bis der Spardruck dies unmöglich machte", informiert Prof. Dr. Rainer Wallnig, Vorsitzender des Museumsvereins Mönchengladbach. Von da an blieb das Café zu. Allenfalls aus zwei Automaten konnten sich Besucher per Selbstbedienung mit heißem Kaffee oder kühlem Wasser versorgen. "Diese Automaten hatte vor Jahren bereits der Museumsverein angeschafft", informiert Wallnig.

Unter der Woche werden die Automaten nach wie vor gebraucht, aber häufig bedienen inzwischen Servicekräfte die Besucher. Seit dem Herbst vergangenen Jahres leisten in der von Hans Hollein speziell für das Museum entworfenen Cafeteria mit ovaler Theke Mitglieder des Vereins ehrenamtlich Dienst. "15 bis 20 Einsatzkräfte können wir aufbieten", teilt Museumsvereinsgeschäftsführer Dr. Christian Krausch mit.

Der Architekt Uwe Hillekamp, Mitglied des Vereins, entwarf das Design für Service-Schürzen in gedecktem Dunkelblau mit dem Logo des Museums und dem Vereinsnamen. Bei Ausstellungseröffnungen, an publikumsintensiven Tagen wie dem "Ersten Sonntag" oder an Wochenenden sind die Museumsfreunde im Einsatz. Sie servieren Kaffee, Wasser, Soft Drinks und Wein für die Besucher. "Der Kuchen kommt entweder aus dem Gefrierschrank oder er ist von Mitgliedern selbst gebacken worden", verrät Wallnig. "Letzterer wird besonders stark gefragt", setzt er hinzu. Ebenso die Salzbrezeln.

Als der Museumsverein vor einem Jahr sein 110-jähriges Bestehen feierte, zeigte er eine Ausstellung in einem leerstehenden Ladenlokal an der Hindenburgstraße. "Dafür brauchten wir Aufsichtskräfte", berichtet Krausch. "Die hatten dabei offenbar Feuer gefangen und meldeten sich hernach auch für den Dienst in der Cafeteria", ergänzt der Geschäftsführer.

Lieselotte Böhme, Mitglied im Beirat des Museumsvereins, betreute an vielen "ersten Sonntagen", also dann, wenn das Museum kein Eintrittsgeld fordert, den Vereinsstand im Eingangsfoyer. "Da fand ich es äußerst schade, dass es keine Bewirtung gab", erzählt Böhme. Und stellte sich prompt als Erste dafür zur Verfügung.

Das Museumscafé leidet an seiner gewollten Infrastruktur. "Einen tauglichen Außenzugang gibt es nicht, und er wäre auch nicht bis in den Abend zu öffnen, weil dann der Park für die Öffentlichkeit geschlossen wird", weiß Wallnig. "Es kommt immer wieder zu peinlichen Situationen, wenn Besucher sagen, sie wollten nur ins Café, ohne Eintritt zu zahlen", benennt Ulrike Engelke ein bauliches Problem, das in anderen Museen so nicht besteht.

Der Museumsverein sieht seine Aktivität derzeit nur als Zwischenlösung. "Der australische Designer Tom Sloan hat vorgeschlagen, auf der umgebauten Abteistraße einen Container mit Cafébetrieb aufzustellen", stellt Wallnig einen Denkansatz vor. Eine weitere Alternative, die bereits konkrete Züge angenommen hat, betrifft den Plan des Mönchengladbacher Architekten Dr. Burkhard Schrammen. Er hat den Wettbewerb zur Neubebauung des Grundstücks gewonnen, auf dem das stillgelegte Jugendzentrum City Center Club zwischen Krichel- und Abteistraße liegt. Das soll 2014 abgerissen werden. Dann könnte auf einem freigeräumten Platz gegenüber dem Museum ein Café und/oder Bistro entstehen.

(RP)
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